PR 2682 – Schlacht an der Anomalie
Pflichten und seine Verantwortung besann. Eben leuchteten Alarmbänder rot und grün auf. Erste Schiffe ihres Gegners setzten sich in Bewegung. Sie lösten sich aus dem peripheren Bereich der Anomalie. Die Positronik der DRUSALAI markierte jenen Grenzbereich im Raum, ab dem ein effektiver Beschuss möglich und ratsam war.
»Feuerbefehl erteilt«, sagte der Flottenkommandant.
Er packte die ausgestreckte Hand Diaren Vattes und half ihr auf die Beine. Sie wirkte wieder einigermaßen klar bei Verstand. Ein Handlungsfenster öffnete sich für sie; eines, das ihnen TANEDRAR dank einer ungewöhnlichen Willensleistung für sie schuf und das sie unbedingt nützen mussten.
Oh, sie waren schnell, die gegnerischen Einheiten! Ihre Beschleunigungswerte waren annähernd doppelt so hoch wie jene, die mithilfe der Mulon-Triebwerke aus escalianischer Fertigung erreicht wurden. Doch alle Anzeichen deuteten darauf hin, dass sie eine wesentlich höhere Geschwindigkeit benötigten, womöglich 60 Prozent der Lichtgeschwindigkeit, um die Lineartriebwerke einsetzen zu können. In diesem Bereich, so stellte Craton Yukk mit Befriedigung fest, waren seine Leute den Feinden weit überlegen.
»Feuer eröffnet!«, gab die Positronik der DRUSALAI nüchtern bekannt.
Taktische Holokarten stellten den Beginn der Schlacht in Bildern dar. Lichtpfeile griffen nach gegnerischen Zapfenraumern und löschten sie aus, mit einer Leichtigkeit, die Craton Yukk entzückte. Die heimische Flotte landete einen Treffer nach dem anderen, brachte riesige Raumer zum Explodieren. Bilder des Schreckens entstanden. Auf abstrakte Weise waren sie von einer seltenen Schönheit. Strahlbahnen erzeugten ein Gitter, in dem sich immer mehr Schiffe QIN SHIS verfingen.
Deren Kommandanten kümmerten sich indes nicht um die Verluste. Sie flogen weitere Attacken, ohne etwas gegen die Escalian-Flotte ausrichten zu können. Zu groß war die Überlegenheit von Craton Yukks Schlachtverband, zu zielgerichtet das großteils von Positroniken gesteuerte Abwehrverhalten.
QIN SHIS Schiffe hatten bislang noch keine Gelegenheit erhalten, sich zu größeren Verbänden zusammenzufinden und den Walzenraumern geballtes Feuer entgegenzusetzen.
Craton Yukks Kopfschmerzen ließen nach. Er fühlte sich wohl wie schon lange nicht mehr.
Diaren Vatte neben ihm fand zur üblichen Ernsthaftigkeit zurück, als wäre in der Zwischenzeit nichts geschehen. Sie analysierte die Kampfsituation. Sie suchte das Zwiegespräch mit der Bordpositronik, mit den Waffenleitoffizieren, der Ortung, dem Piloten, einem Mitglied der Funkabteilung.
Alle Entscheidungsträger an Bord der DRUSALAI waren nun wieder bei Sinnen! Sie taten das, was von ihnen erwartet wurde: Im Zusammenspiel entwickelten sie Pläne und Strategien, die an die technischen Möglichkeiten ihrer Feinde angepasst wurden. Gedanken wurden verworfen, neue Ideen geboren.
Angehörige von Wissenschaftsabteilungen brachten sich ebenso ein. Sie rieten zum Einsatz von Störimpulsgebern, um bei QIN SHIS Schiffen energetische Dissonanzen zu bewirken und Schutzschirme zu schwächen. Taktiker suchten nach weiteren Schwachstellen in der mangelhaft ausgeprägten Strategie des Feindes. Erste Analysen der Materialien feindlicher Schiffskörper flossen in ihre Überlegungen ebenso mit ein wie alle anderen Werte, die in den ersten Lil der Schlacht ermittelt worden waren.
»Sie haben keine Chance«, sagte Diaren Vatte. Ihre Maske leuchtete grell vor Freude. »Wir sind ihnen in allen Belangen überlegen.«
»Mag sein. Aber ich glaube nicht, dass das alles ist, was QIN SHI aufzubieten hat.«
Hundertzwanzig Zapfenraumer vergingen im konzertierten Feuer der escalianischen Flottenverbände. Bald waren es hundertfünfzig und mehr. Der Nachschub stockte, die Anomalie wirkte nun grau und irgendwie ausgebrannt.
Oder? Täuschte der Eindruck, interpretierte Craton Yukk falsch?
Die Anomalie pulsierte mit einem Mal wieder heftiger. Sie erreichte eine Ausdehnung von bis zu vier Lichtsekunden, schrumpfte aber gleich darauf wieder auf ihre letzte Größe von etwas mehr als drei Lichtsekunden zusammen. Doch dieser letzte Impuls wirkte heftig nach. Die Messgeräte an Bord der DRUSALAI waren überfordert, als mehrere Tausend Schiffe aus der Anomalie hervorquollen und sich diesmal augenblicklich ins Kampfgeschehen einmischten, als wüssten sie bereits, was sie erwartete.
»Das ist gar nicht gut«, sagte Diaren Vatte. Sie deutete in eines der Holos, das einen Großteil der gegnerischen
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