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PR 2684 – Ein Pfand für die Spenta

PR 2684 – Ein Pfand für die Spenta

Titel: PR 2684 – Ein Pfand für die Spenta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc A. Herren
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hatten den gegenseitigen Funktionscheck durchgeführt.
    Unweit von ihnen geschah dasselbe an Bord von Schwebegleitern der anderen Zapfenraumer.
    Paitäcc lächelte. Er war der einzige Nicht-Agal-Atimpal in dieser Region des Planeten. Sein maßgefertigter Kampfanzug besaß zwei zusätzliche Medoeinheiten, die ihm dabei helfen würden, die Angstzustände auf dem geringstmöglichen Niveau zu halten.
    Er wollte den Flug der Sturmreiter möglichst bei Sinnen genießen. Aber es gab keinen Grund, leichtfertig zu agieren. Er war der Kommandant dieser Flotte; falls ihm etwas geschah, konnte dies ihre gesamte Mission gefährden.
    Von seiner weiteren Karriere ganz zu schweigen.
    Andererseits, dachte Paitäcc, ist es durchaus sinnvoll, mich an Ogokoamo-Einsätze zu gewöhnen. Wer weiß, wie nützlich diese Erfahrung für später einmal sein könnte.
    Der Inspektor blickte auf den Chronografen.
    »Es ist so weit, Freunde«, sagte er zu den fünfzehn Agal-Atimpal.
    »Okená!«, hörte er vielstimmig über den Helmfunk.
    »Schleuse fluten!«
    Der verantwortliche Pilot, ein Agal-Atimpal namens Mistun Serhan, gab den Befehl an die Automatik des Schwebegleiters weiter, und gleich darauf ergoss sich die Atmosphäre der Sturmwelt zischend und jaulend in die Schleusenkammer.
    Paitäcc blickte auf das Symbol der Umgebungswerte, das am linken Rand seines Sehfeldes im Innendisplay hellgrün leuchtete. Der Anzugrechner projizierte ihm die gewünschten Daten direkt auf die Netzhaut seines linken Auges.
    Während in den oberen Schichten Temperaturen herrschten, die nicht weit vom absoluten Nullpunkt entfernt waren und diese Orte zu den kältesten des gesamten Solsystems machten, brachte es der Kern der Sturmwelt auf mehrere Tausend Grad.
    In der Warteposition des Schwebegleiters herrschten immer noch Temperaturen von mehreren Hundert Grad, die aber von der speziell konstruierten Schleuse ohne Probleme ausgehalten wurden. Die Sensoren zeigten eine Mischung aus Wasser, Ammoniak und Methan an. Letzteres machte an diesem Ort den geringsten Anteil aus. In nicht allzu weiter Entfernung endeten die Ausläufer eines riesigen Methansees, der von den Terranern »Meer der Träume« getauft worden war.
    Die Terraner hatten ohnedies einen Hang, ihre Planeten, deren besondere Merkmale und ihre Trabanten entweder mit glorifizierenden oder sentimentalen Begriffen zu belegen.
    Die Sturmwelt selbst hatten sie nach einem archaischen Meeresgott »Neptun« benannt.
    »Positionsgeber einschalten!«, befahl Paitäcc.
    In kurzer Folge erschienen fünfzehn Symbole in seinem Innendisplay.
    »Schott öffnen!«
    Das schwere Schott glitt zur Seite. Urgewalten drangen in die Schleuse ein, rüttelten am Boot, rissen die drei vordersten Agal-Atimpal hinaus in das nachtschwarze Toben der Sturmwelt.
    »Ihr habt genau vierzig Minuten!«, schärfte er ihnen ein. »Macht das Beste daraus!«
    Mit lauten Schreien und Satzfragmenten aus der Litanei der Dosanthi stürzten sich die Agal-Atimpal aus der Schleusenkammer.
    Paitäccs Kampfanzug schaltete die Farbhochrechnung ein, damit er Zeuge der phantastischen Szene sein konnte.
    Diese Welt wies nicht nur die kältesten Flecke des Solsystems auf, sondern auch die dynamischsten Stürme.
    Fasziniert sah der Inspektor zu, wie die Agal-Atimpal die Flügel ihrer Monturen ausbreiteten und sich von den gewaltigen Winden mitreißen ließen.
    Nachdem der letzte Dosanthi sich aus der Kammer gestürzt hatte, nahm Paitäcc Anlauf und ließ sich ebenfalls hinausgleiten.
    Er unterdrückte den Schrei der Entzückung, der ihm in der Kehle steckte. Paitäcc fühlte sich so lebendig wie nie zuvor in seinem Leben.
    Die speziell für solche Verhältnisse konstruierten Flugaggregate ihrer Anzüge regulierten den Flug aufgrund der Arm- und Beinbewegungen ihrer Träger.
    Paitäcc schaltete die Umgebungswerte aus und ließ sich stattdessen in beide Augen das dreidimensionale Abbild des sie umgebenden Raumes projizieren.
    Laut schreiend und johlend tanzten die Sturmreiter durch die entfesselte Umwelt wie Urtiere einer längst vergangenen Vorwelt.
    Der Inspektor ließ sich von ihrer Euphorie anstecken. Er schlug mit den Armen, stieg kerzengerade hoch und ließ sich von einem gewaltigen Sog wieder in die Tiefe ziehen.
    Er dachte an jenen Tag, an dem das Solsystem in die Anomalie transferiert worden war. In dem herrschenden energetischen Chaos war es ein Leichtes gewesen, die KOKOLLUN unbemerkt zum achten Planeten zu steuern und tief in dessen Atmosphäre

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