PR 2684 – Ein Pfand für die Spenta
wurden. Die Temperaturen nahmen rasch ab, die Gaswinde verloren an Kraft und Dynamik.
Wie hatten die Terraner den See genannt?, dachte er verbissen. ›Meer der Träume‹ ... Verfluchte Terraner!
Es knisterte in Paitäccs Funkempfänger.
»Ich habe etwas gefunden«, verkündete Stradcoyo.
Seine Stimme wurde von starken Interferenzen überlagert. Wenn sie sich noch weiter von der KOKOLLUN entfernten, würden sie den Funkkontakt verlieren.
»Sprich schnell!«
»Es sind uralte Aufzeichnungen. Über dreitausend Jahre alt. Die Lebewesen werden ›Eiskriecher‹ genannt. Sie wurden ausschließlich im großen Methansee entdeckt, dem sogenannten Meer der Träume. Es handelt sich um molluskenartige Kreaturen ohne irgendwelche Skelettstrukturen. Über ihre ...« Die nächsten Worte verzerrten sich bis zur Unkenntlichkeit. Dann verstand Paitäcc: »... Verbindung bricht ... Sendeleist... hochfahren?«
»Minimal!«, gab Paitäcc durch. »Ich wiederhole: Sendeleistung nur minimal hochfahren!«
»Über ihre Konstitution ist nicht viel bekannt«, erklang gleich darauf Stradcoyos Stimme ein wenig deutlicher. »Es ließ sich nie nachweisen, ob die Eiskriecher über mehr als den Tastsinn verfügen. Herkömmliche Atmungs- und Sinnesorgane waren nicht auszumachen. Fest steht lediglich, dass sie durch osmotischen Ausgleich in ihrem Körper reines Methan in Energie umwandeln. In ihren ersten Lebensjahrzehnten gleiten sie in Teppich- oder Fladenform durch die oberen Schichten des Methansees. Nach dem Erreichen einer kritischen Größe sinken sie dann tiefer in den Methansee hinab und nehmen dabei mehr und mehr Bestandteile ...«
»Das interessiert mich nicht!«, sagte er schroff. »Stehen sie mit den Terranern in Verbindung? Gibt es terranische Forschungsstationen im Meer der Träume?«
Kurz blieb es still. Dann knisterte es laut, und Paitäcc hörte: »... nicht bekannt. Wenig wahrscheinlich, dass ...«
Die Verbindung brach ab.
Paitäcc hoffte, dass sich Stradcoyo an seine Anweisung halten würde und die Sendeleistung des Funkgeräts nicht weiter steigerte. Falls eine Robotstation oder ein Raumschiff der Terraner, das sich zufällig in der Nähe aufhielt, ihre Anwesenheit entdeckte, wäre ihre gesamte Mission gefährdet.
Zusammen mit den drei Atal-Atimpal schoss der Sayporaner durch das Sturminferno. Die Anzugautomatik projizierte eine schematische Darstellung der Umgebung auf seine Netzhäute. Mittlerweile machte der Methananteil 80 Prozent der Atmosphärezusammensetzung aus.
Ein undeutlicher Schemen tauchte vor ihnen auf. Er glitt durch das Methan, stieg dabei höher und höher.
»Ich sehe das Zielobjekt«, verkündete Paitäcc.
»Was ist unsere Aufgabe, Inspektor?«, fragte einer der Dosanthi.
»Abwarten«, gab er zurück.
Paitäcc wusste selbst noch nicht, wie sie den Eiskriecher an der weiteren Flucht hindern sollten. Er führte keine Waffen mit sich, die er gegen dieses Lebewesen hätte einsetzen können.
Es war womöglich ein Fehler gewesen, die Verfolgung des Eiskriechers so überstürzt aufzunehmen. Zumindest hätte er warten müssen, bis er die von Stradcoyo aufgetriebenen Informationen vollständig erhalten hatte. Womöglich hätte er den entscheidenden Hinweis darauf erhalten, wie diesem Eiskriecher beizukommen war.
Sie verkürzten den Abstand zu dem fliehenden Wesen stetig. Mehr und mehr schälten sich die Umrisse aus der Umgebung heraus.
Der Eiskriecher hatte die Gestalt eines dreieckigen, weit gespannten Tuches. Die vordere, gerade Seite war ungleich massereicher als der hintere, spitz zulaufende Teil. Das Wesen bewegte sich durch starke Schläge der Körperseiten vorwärts. Dabei nutzte es die Gasströmungen geschickt für Richtungskorrekturen und Beschleunigungen.
Paitäcc hätte unter anderen Umständen die Jagd auf dieses fremde Lebewesen genossen. Nun wurde er von der Angst getrieben, dass der Eiskriecher in die höchsten Schichten des Methansees aufsteigen und Aufmerksamkeit auf sich ziehen könnte.
Angst.
War dies der Schlüssel zum Erfolg? Paitäcc hatte drei mit Calanda aufgeladene Dosanthi bei sich. Ihre Anzüge erreichten höhere Bewegungswerte als der Eiskriecher. Die Dosanthi würden in der Lage sein, das Lebewesen durch ihre bloßen Angst-Ausdünstungen zu steuern.
»Mein Anzug wird eure Steuerung übernehmen«, verkündete er. »Wehrt euch nicht dagegen und haltet euch bereit, kontrolliert Ogokoamo auszustoßen!«
Die drei Dauererregten bestätigten knapp.
Nun musste er nur noch
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