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PR 2687 – Alles gerettet auf ewig

PR 2687 – Alles gerettet auf ewig

Titel: PR 2687 – Alles gerettet auf ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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Oder demütigen? Toufec bemühte sich, gleichmäßig zu atmen. Die Schmerzen waren maßlos. Er versuchte sie zu ignorieren.
    »Mütter töten ihre Kinder nicht«, gelang es ihm zu sagen, wenn auch nicht sehr deutlich. Obwohl er längst wusste, dass Paichander ihn nicht töten wollte.
    »Aber Mütter träumen manchmal davon, die Geburt rückgängig zu machen. Ihr Kind wieder in ihrem Leib zu bergen und es abzuschließen gegen eine erbarmungslose, vergängliche Welt. Ich weiß, was du denkst. Und ja, du hast recht. Ich habe dich im Sinn gehabt vom ersten Augenblick an. Dich und deine Begleiterin mit dem paranormalen Gehirn.«
    »Mord«, stieß Toufec aus.
    »Merkwürdige Begriffe von Gerechtigkeit habt ihr«, murmelte Paichander. »Es bleibt doch alles am Leben. Jedes deiner Organe wird Verwendung finden. Deine grandiose Leber – ein Wunderwerk! Deine viel schmeckende Zunge, dein tausendfältig besiedelter Darm. Bestimmte Schichten deiner Haut werden uns helfen, Abwärme zu entlassen. Die Architektur deines Ohres werden wir ein wenig umbauen, aber nicht sehr. Deine Hände – wie ich mich danach sehne, mit ihnen zu handeln!
    Und dein Gehirn schließlich – nun, das werden wir vorläufig zwar ein wenig demontieren müssen. Ich lasse mein vegetatives System von einer Nebenzentrale aus überwachen, in der Nähe eines meiner Mägen. Dort wird ein Teil deines Hirns seine neue Aufgabe finden, tief geborgen in mir. Der Rest – deine Gedächtniszentren, die parzellierte Großhirnrinde – wird meinem zentralen Nervensystem angegliedert. Du wirst nicht aufhören, Toufec. Ich werde dich nur von dem unnützen Mantel deines Egos befreien, von den Trugschlüssen deiner terranisch erzogenen, terranisch verschalteten Synapsen.
    Ich werde dich nicht vernichten. Von Mord kann demzufolge keine Rede sein. In mir wirst du mehr du sein, als du je gewesen bist.«
    Toufec wusste weder, wie er es geschafft hatte aufzustehen, noch, wie er dabei nach dem Schwert hatte greifen können. Nun stützte er sich darauf wie auf einen Wanderstab. Dann packte er es fest mit beiden Händen und hob es über den Kopf.
    »Toufec«, sagte Paichander mit sanft mahnender Stimme. Ein blassblauer Schutzschirm schimmerte auf und umgab das Uteral wie eine monochrome Seifenblase.
    Toufec machte einen Schritt, dann einen weiteren, das Schwert immer noch über seinem Kopf.
    »Toufec«, sagte der Dekan noch einmal.
    Die hintere Wand des Saals riss, als bestünde sie aus japanischem Papier. Zwei Antuu rasten in den Raum wie von einer Schleuder abgefeuert. Sie stürzten sich in den Energieschirm wie Verdurstende. Der Schirm flammte auf. Die Antuu zerbarsten in Kaskaden aus Licht. Der Schirm flackerte, erlosch, flackerte wieder und erlosch ganz.
    Paichander starrte Toufec mit einem kindlichen Staunen an und lächelte voller Unglauben.
    Toufec war zu erschöpft, um noch einen Schritt zu gehen. Aber er schleuderte das Schwert. Es überschlug sich dreimal, viermal in der Luft.
    Dann bohrte sich die stählerne Schlangenzunge tief in die Brust des Sayporaners.
     
    *
     
    Toufec stand neben dem Uteral. In den Augen Paichanders lag eine Nachglut von Leben. Die Haut wirkte grobkörnig; sie ähnelte gefrorenem Schnee. Schwacher letzter Atem strömte aus dem Mund, kaum hörbar, ohne jeden Rhythmus. Der Sayporaner atmete nicht mehr ein, nur noch aus.
    »Paichander?«, fragte Toufec.
    Der Kopf des Dekans lag starr. Nur die Augen mit den vertikalen Pupillen bewegten sich träge von links nach rechts, von rechts nach links, als suchten sie etwas. Hatte Toufec diese Bewegung in Gang gesetzt? Der Blick glitt über Toufec und fand keinen Halt.
    Plötzlich fiel Toufec die Stille im Raum auf. Die Schmerzen waren bis auf ein schwaches Echo abgeklungen. Er spannte sich an in Erwartung eines Angriffs.
    Mussten sich nicht gleich geheime Nischen öffnen und sayporanische Roboter auf ihn loslassen? Mussten nicht Fagesy mit ihren Rüstgeleiten auftauchen und Rache nehmen?
    Nichts tat sich.
    Toufec, immer noch gespannt, ging neben dem Uteral in die Hocke.
    Der Dekan versuchte zu sprechen. Toufec neigte ihm den Kopf entgegen und legte ihm das Ohr an die Lippen.
    »Toufec«, verstand er endlich.
    »Ich bin da«, sagte er. »Mutter.«
    »Alles so herrlich«, glaubte er noch zu verstehen.
    Endlich hörten selbst die Augenbewegungen auf. Das beruhigte Toufec und beunruhigte ihn zugleich. Paichander war tot. Begannen in diesem Moment irgendwo in den Tiefen der Akademie die Kämpfe der Rivalen um

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