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PR 2691 – Der Howanetzmann

PR 2691 – Der Howanetzmann

Titel: PR 2691 – Der Howanetzmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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nicht zum Nomaden zwischen den Sternen werden, sondern die Geborgenheit schätzen lernen, die ein Sonnensystem bietet.
    Seltsame Gedanken sind das. Ich verstehe sie nicht. Aber schließlich ist Sam eine Maschine, und ich bin ein Stardust-Terraner.
    Das Funkeln über mir wird intensiver. Die vielen zitternden Reflexe huschen über den dicht bewachsenen Grund. Ich lasse mich hinabsinken, stoße mich mit beiden Beinen ab und drehe mich auf den Rücken.
    Über mir ist alles hell. Die Sonne blendet mich, sie steht senkrecht. Ich höre Geräusche. Gedämpfte Stimmen. Die eine Stimme könnte die von Ma sein. Unter Wasser klingt alles ganz anders.
    Ich lasse mich treiben.
    Das Wasser und der Weltraum haben so vieles gemeinsam. Dieses Gefühl, leicht zu sein wie eine Feder. Und die Ruhe – wenn nicht so viele andere im Wasser toben.
    Heute ist es unruhig. Vielleicht kommen deshalb keine Fische, um mich zu begrüßen. Beim letzten Mal waren sie schnell da. Heute habe ich nur einen gesehen, der ein wenig Schlamm aufgewirbelt hat.
    Ma redet wieder. Ich höre sie lauter. Sie klingt aufgeregt und schimpft. Und Dad ... Seltsam, sonst kommt er nie mit an den nahezu stehenden Seitenarm. Warum ist er heute da?
    Was ist anders?
    Ich breite die Arme aus und lasse mich langsam in die Höhe treiben. Es macht Spaß, den Luftblasen nachzuschauen, die zwischen meinen Lippen hervorquellen. Im Sonnenlicht schimmern sie in allen Farben, wenn sie an die Oberfläche hinauftreiben. Wie Seifenblasen. Oder wie Howanetze.
    Etwas zieht sich in mir zusammen. Hitze sticht für einen Moment durch meinen Rücken. Ein grässlicher Schmerz. Ich schlage um mich, will nach oben. Aber schon wird es besser.
    Wenn die NAUTILUS nicht im Orbit eines der bewohnten Planeten steht, fischt die Besatzung nahe an der Sonne nach den Hinterlassenschaften der Howanetze.
    Eigentlich sind die Hyperkristalle Fäkalien. Sagt Sam. Ausscheidungen unverdaulicher Stoffe, die ein Organismus nicht zum Leben braucht.
    Mir ist das egal. Solange sie so schön klingende Namen haben wie Khalumvatt oder Howalgonium.
    Und von wegen nicht zum Leben braucht. Meine Eltern sind das, was Sam unter Organismen versteht. Ich bin es übrigens auch. Das hat mir die Positronik bestätigt.
    »Und meine Eltern brauchen Khalumvatt und Howalgonium zum Leben. Sie verkaufen beides. Von dem Geld, das sie dafür bekommen, leben sie. Ich auch.«
    Genau das habe ich Sam vorgeworfen. Weil er doch immer recht haben will.
    Tagelang hat er danach geschwiegen. Ich glaube, Sam war beleidigt.
    Ich lasse mich treiben. Schaue hinauf in die glitzernden Wogen und gebe mich der Müdigkeit hin, die schon wieder kommt.
    Immer noch höre ich Ma reden. Und Dad. Und da ist noch eine andere Stimme. Ein Mann, aber die Stimme ist nicht die von Pirner.
    »Ihr müsst Geduld haben. Die Werte sind konstant, Esther. Du musst es nicht als schlechtes Zeichen ansehen, wenn sich nichts mehr verändert.«
    »Was dann, Dr. Remy?« Die Frage kommt von meinem Vater.
    »Seht es positiv. Die Situation hat sich stabilisiert, der Körper muss sich schrittweise aufbauen.«
    »Ich wusste, dass etwas geschehen würde. Ich habe es geradezu gespürt. Aber wer denkt an so etwas?«
    »In den letzten Jahrzehnten gab es drei ähnliche Zwischenfälle. Ich habe mich erkundigt. Aber in keinem Fall wurde jemand geschädigt. Eigentlich ist Nemo ein Glücksfall.«
    »Nein, Remy!« Die Strenge in der Stimme meines Vaters erschreckt mich. »Unser Sohn ist kein Versuchsobjekt für die Wissenschaft! Darüber brauchen wir überhaupt nicht zu reden!«
    »Hör mir zu, Eliah. Ich meine es nur gut. Wenn wir ihn beobachten und analysieren ...«
    »... und eines Tages an ihm herumschneiden und seinen Körper und Geist einer fixen Idee opfern? Nein! Das ist mein letztes Wort.«
    »Wird er wieder gesund?«, fragt Ma. »Ich meine, völlig gesund. Dass er sich wieder uneingeschränkt bewegen kann. Und was ist mit seinem Geist?«
    Ich soll krank sein?
    Davon weiß ich gar nichts. Sicher, der Schmerz vorhin. Aber das ist schon wieder vorbei.
    Ich zieh die Beine an und stoße mich leicht ab. Die Sauerstoffkapsel im Mund ist noch nicht verbraucht, ich könnte länger unter Wasser bleiben. Aber meine Neugierde ist wach. Ich will wissen, wovon Ma und Dad reden.
    Gleich tauche ich auf.
    Gleich ...
    Ich schaue nach oben. Die Sonne blendet. Das grelle Funkeln ist noch intensiver geworden. So verzerrt wie das Lichterspiel am Seegrund sehe ich meine Eltern. Sie scheinen

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