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PR 2691 – Der Howanetzmann

PR 2691 – Der Howanetzmann

Titel: PR 2691 – Der Howanetzmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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auseinanderzufließen und sich wieder zusammenzusetzen, und da ist noch eine Person, klein und schief.
    Ich schwebe nicht einmal eine Handbreit unter dem Wasserspiegel, aber ich schaffe es nicht an die Oberfläche. Wieder versuche ich es. Vergeblich.
    Ma schaut auf mich herab, doch ich habe nicht den Eindruck, dass sie mich sieht. Sie wendet sich ab. Dad ebenfalls. Allerdings redet er noch einmal mit dem Kleinen, und er fuchtelt dabei wie wild mit den Armen. Das tut er nur, wenn etwas sehr wichtig ist.
    »Ich erwarte, dass Nemo gesund wird!«, höre ich Dad sagen. »Aber ich will nicht, dass sein Schicksal bekannt wird. Haben wir uns verstanden, Dr. Remy? Das ist ausschließlich eine Familienangelegenheit. Und falls Nemo bleibende Schäden davonträgt, werden wir uns um ihn kümmern. Er ist unser Sohn ...«
    »Das macht dir niemand streitig, Eliah.«
    »Nemo gehört nicht dem Staat und nicht der Wissenschaft.«
    Mein Vater geht. Er dreht sich nicht einmal mehr um. Hat er mich vergessen? Ich will ihn rufen, aber die Kapsel, die ich im Mund trage, verhindert das.
    Mir ist plötzlich hundeelend zumute. Ich könnte losheulen. Mit aller Kraft stoße ich mich ab, rudere mit Armen und Beinen und starre einfach nur in die Höhe.
    Das Sonnenlicht blendet.
    Dann bin ich durch, das Wasser perlt von mir ab.
    »Esther, Eliah!«, höre ich einen heiseren Ruf. »Wartet! Ich glaube, Nemo wacht auf!«
    »Ich bin wach«, will ich sagen, aber ich bringe wohl nur ein eigenartiges Ächzen hervor. Der Schmerz im Rücken ist wieder da. Was mich am Reden hindert, ist allerdings die Kapsel im Mund. Irgendwelche Fortsätze baumeln zwischen meinen Lippen.
    Immer noch blicke ich in die Sonne. Schlagartig wird sie dunkler.
    »Ich hoffe, Nemo, der Strahler hat dich nicht zu sehr geblendet.«
    Wo bin ich? Es riecht nicht nach Wasser und schon gar nicht nach Sand und Wald. Eher so steril wie in der Krankenstation der NAUTILUS.
    »Verstehst du, was ich sage, Nemo?«
    Wasser läuft mir aus den Augen. Ich sehe fürchterlich verschwommen. Aber ich spüre, dass mir jemand die Sauerstoffkapsel aus dem Mund nimmt. Oder ist das etwas anderes? Der Blick, den ich erhasche, zeigt mir ein kleines halbrundes Gerät.
    »Hast du Schmerzen?«
    Mein Hals brennt. Der Mund ist trocken. Ich glaube, ich bringe kaum ein verständliches Wort hervor, als ich sage, dass mir der Rücken wehtut.
    Ma ist wieder da. Und Dad. Esther-Ma will mir um den Hals fallen, aber der Kleine schiebt sie zurück.
    »Ein schlimmer Schmerz?«, will er von mir wissen.
    Ich schüttle den Kopf.
    »Ich bin nicht auf Aveda?«, höre ich mich endlich fragen.
    »Doch«, antwortet der Mann. »Du befindest dich in der Timber F. Whistler-Klinik.«
    Nicht im See. Das habe ich eben noch gedacht. Ich glaube, ich habe geträumt. Aber was ist wirklich mit mir? Das Letzte, an was ich mich erinnere, ist die schwere Last, die mich zu Boden drückt. Nein, da ist mehr. Ma hat mich gefunden und in die Zentrale gebracht. Und dann das Howanetz, das die NAUTILUS umschlang ...
    »Nicht erschrecken, Nemo. Ich gebe dir eine Injektion, danach sollten deine Schmerzen verschwinden.«
    Ich nicke nur – und zucke kurz zusammen, als kalte Finger über meinen Rücken tasten. Die Hochdruckinjektion spüre ich kaum.
    Irgendwie fühle ich mich leicht. Das ist ein Gefühl, als würde ich immer noch im Wasser treiben.
    Mit beiden Händen taste ich um mich. Ich spüre eine recht harte Matratze und eine flauschige Decke.
    »Du hast es also schon bemerkt«, sagte der Kleine neben mir. »Du liegst in einem Antigrav-Medobett. Dein Rücken wird optimal entlastet. Hast du jetzt noch Schmerzen?«
    Ich horche in mich hinein.
    »Kaum«, sage ich. »Nicht der Rede wert.«
    Der Mann lächelt mich an. »Gut so. Ich bin Doktor Remy.«
    »Ich weiß.«
    Er legt die Stirn in Falten, schaut mich fragend an.
    »Ich habe dich reden gehört«, sage ich. »Dich, Ma und Dad. Aber ich habe nicht allzu viel verstanden. Weil ich unter Wasser war. Na ja, ich dachte, dass ich unter Wasser sei.«
    »Du hast geträumt«, meint er. »Und dabei hast du deine neue Umgebung verarbeitet. Wie alt bist du, Nemo?«
    »Fünf.«
    »Seine persönlichen Daten hat die Klinik«, protestiert Ma. »Ich glaube nicht, dass du unseren Jungen damit überfallen musst. Er wird müde sein und ...«
    »Nemo hat drei Tage geschlafen«, widerspricht Dr. Remy. »Ihr habt ihn am 22. Juni gebracht ...«
    »Dann ist heute der 25. Juni«, sage ich. Etwas stimmt nicht mit mir, das ist mir

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