PR 2693 – Meuterei auf der BASIS
Bewegung zu bringen. Ich habe keine Entscheidungsbefugnis, ich verhandle nur.«
»Der ewige Zweite«, entfuhr es Anrene, und er biss sich ärgerlich auf die Lippen. So etwas war unter seiner Würde. Trotzdem fügte er in Gedanken hinzu: Papasöhnchen.
»Erfüll unsere Forderung, und alles ist sofort wie vorher«, sagte Sigma, nicht weniger wütend. »Wir wollen niemandem schaden, im Gegenteil. Ich appelliere an deine Vernunft, einzusehen, dass wir auf derselben Seite stehen.«
»Aus welchem Trivid stammt das Zitat denn?« Anrene schüttelte den Kopf. »Ihr beendet jetzt die Meuterei, und ich sichere dir zu, dass ich bereit bin, mich in aller Ruhe mit eurem Rat zusammenzusetzen und nach einer angemessenen Lösung zu suchen.«
»Gerede, Gerede«, unterbrach Essibili. »Wir wollen Taten sehen.«
Er schaltete ab.
Oberst Anrene musste es zähneknirschend hinnehmen. Noch war er nicht Herr der Lage. Das musste sich schleunigst ändern! Oder er war der falsche Mann auf dem Posten.
5.
X-3: Wie es begann
Heatha Neroverde, gerade mal zweiundzwanzig Jahre jung und offiziell TLD-Agentin »in Ausbildung« – weil ihr nach der Feuertaufe auf Orontes niemand das Zertifikat des Abschlusses überreichen konnte –, hielt wie bisher stets Augen und Ohren offen. Alle Sinne weit geöffnet und aufmerksam. Ihr Augenmerk galt dabei gar nicht mehr besonders Tongger Feszak, diesem ewig nörgelnden Patriarchen einer Mehandor-Sippe. Er war vergleichsweise harmlos mit seinen Beschwerden oder seinen unspezifischen Vorwürfen, und vor Heatha hatte er inzwischen sogar Angst. Weil sie ihm gehörig auf die Nerven ging und er nicht wusste, wie er ihr entgehen konnte, wenn sie wieder auf »Verfolgungstour« ging. Daher gönnte sie ihm zwischendurch sogar eine Erholungspause, indem sie ihm nicht fortwährend begegnete.
Momentan widmete sie sich sogar intensiv ihrer Scheinidentität – sie hatte sich einen Tisch auf der »Promenade« beim erst jüngst fertiggestellten New Rosegarden Dome gemietet und bastelte dort unermüdlich an Schmuckunikaten. Filigrane kleine Kunstwerke als Ring oder Anhänger, Ketten, Armbänder, mit und ohne Steine, aus verschiedenen Materialien. Präsentiert auf einer schwarzgrünen Samtdecke oder von selbst angefertigten Aufstellern herabhängend, die für sich schon kleine kostbare Ausstellungsstücke bildeten. Heatha erfreute sich durchaus eines regen Geschäftes, denn häufig blieben Interessierte stehen und gingen selten ohne Kauf weiter. Der Schmuck war nicht teuer, und so war man verführt, noch ein Stückchen davon und ein Stückchen hiervon dazuzunehmen. Die junge Terranerin arbeitete auch auf Kundenwunsch – gegen Vorauszahlung natürlich – und bot das eine oder andere hübsche Seidentuch dazu an, das sie von einem anderen Händler erstanden hatte und mit kleinen Applikationen versehen weiterverkaufte. Das Beste daran war: Das Werft-Modul, das das ehemalige Kontor-Modul so gut wie möglich ersetzte, war steuerfreie Freihandelszone.
Dieser große Bereich rund um den New Dome wurde zumeist als »Bazar« bezeichnet, er diente als Markt, Treffpunkt und zum Amüsement. Jede Art von Händler war dort unterwegs, vom festen Büro bis zum Handwagen, dazu gab es jede Menge Essbereiche, vom schicken Restaurant zum Schnellimbiss. Und dazu Fitness, Massage, Wellnessbereiche, Kasinos, Jahrmarktzauber – alles, was das Herz begehrte. Man merkte kaum, dass man nicht auf einem Planeten war, sondern in einer künstlichen Welt, umgeben von lebensfeindlicher schwarzer Finsternis. Man konnte alles vergessen und eintauchen ins Vergnügen. Es war laut, bunt, lebhaft – und ein hervorragender Stimmungsfilter. Terraner, Arkoniden, Blues, Ertruser, Zaliter und viele Völker mehr tummelten sich dort, traten sich gegenseitig auf die Füße, verfingen sich in Haarschleppen oder übersahen beim raumgreifenden Schritt viel kleinere Wesen, quälten die Gehörgänge mit zu hohen oder zu niedrigen Tönen, beleidigten einander, obwohl sie höflich sein wollten, denn eine Einheitssprache bedeutete noch lange nicht die richtigen Worte.
Heatha fiel nicht weiter auf, wenn sie an ihrem Tisch still vor sich hin arbeitete; sie beobachtete dadurch ungestört alles und achtete vor allem auf die Gespräche.
Neben den allgemeinen belanglosen Unterhaltungen gab es aber auch Diskussionen über die herrschende Situation.
Da gab es Leute, die Angst um ihren Job hatten, wenn sie nicht am Zielort einträfen. Oder denen ein Auftrag oder eine Stelle
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