PR 2693 – Meuterei auf der BASIS
anschaue, bin ich mir nicht sicher, ob ihr das auch verdient habt.« Sie machte einen Schritt nach vorn mit scheuchenden Bewegungen. »Und jetzt verlasst diesen Platz, wenn ihr nichts anderes zu tun habt, oder ich werde die Sicherheitschefin der CHISHOLM bitten, ein paar disziplinarische Maßnahmen zu ergreifen. Oh, da fällt mir ein – das bin ja ich. Dann lasst euch noch einen Rat geben: Prüft, ob ihr noch über eure Wertsachen verfügt, denn ihr bietet jedem professionellen Dieb ein perfektes Angriffsziel mit so einer Ansammlung.«
Die Leute murrten, aber sie fügten sich.
Noch, dachte Heatha.
*
Velderbilt verschwand so abrupt, wie sie erschienen war, ohne Heatha eines Blickes zu würdigen oder mit ihr zu reden. Die TLD-Agentin nahm es nicht übel.
»Ich habe etwas!«, kreischte Esra und hielt eine Kette mit einem rot leuchtenden Anhänger hoch; als wäre nichts vorgefallen, setzte sie den Faden von vorher fort. »Meister Rotbart, den musst du unbedingt kaufen, ich werde ihn noch heute Abend für dich tragen, nachdem ich alle wichtigen Aufgaben erledigt habe.«
Tongger Feszak sah die TLD-Agentin auffordernd an, aber den Teufel würde sie tun, jetzt erst recht nicht mehr.
»Weil du es bist«, sagte sie mit zuckersüßer Stimme zu ihm, »zahlst du auch nur den dreifachen Aufschlag auf den ausgewiesenen Preis.«
Nun zitterten beide mit schweren Beschlägen versehenen Bartenden. »Das ist Wucher!«, zischte er.
Heatha zuckte die Achseln. »Angebot und Nachfrage, du verstehst?«
»D... das wagst du, mir ...«
»Gib es ihr«, forderte Esra ihn auf. »Ich will es unbedingt haben, und ich bin deine letzte Chance auf Botendienste. Du wirst sonst niemanden mehr finden, der für dich arbeiten mag. Außerdem hast du dein Rübchen gern, das weiß ich genau.«
»Ich werde dafür sorgen, dass niemand mehr bei dir kauft«, zischte er, während er die Summe in Heathas Terminal eingab und mit dem Daumen bestätigte.
»Das wird dir nicht gelingen«, erwiderte sie gelassen lächelnd. »Und denk mal über die Konsequenz nach. Da würde ich dann wieder zu deinem schwarzgrünen Schatten. Ich weiß nicht, ob du das wirklich möchtest.«
Wütend stampfte der Patriarch von dannen und verfluchte einmal mehr seinen missratenen Sohn, der ihm all das eingebrockt hatte und gleich nach der Rückkehr enterbt würde, diesmal aber wirklich.
Esra zwinkerte Heatha zu.
»Wie hältst du das aus?«, fragte die Agentin.
»Ich habe schon viel schlimmere Typen erlebt, Schätzchen, und das ist allemal besser als zocken«, antwortete die Ferronin, nahm die Kette und eilte Feszak nach.
Da hatte sie recht. Heatha sah die Glücksspieler ja jeden Tag, wenn sie zuversichtlich ins Kasino gingen und den Tränen nah wieder herauskamen. Die es brauchten, gewannen nie, so war das nun einmal.
Ihr unwillkürlich professionell schweifender Blick blieb plötzlich hängen. Sie sah eine Gruppe beisammenstehen, die ihr bekannt vorkam. Die Schleierfrau – sie hatte sich die Anordnung und Farben der sich niemals wiederholenden Schleiermuster gemerkt – sowie der Insektoide, ein Arkonide, zwei Menschen, zu denen sich noch einer gesellte; ein jüngerer blonder Mann mit dem weichen Gesicht eines von Geburt an Überprivilegierten. Sie unterhielten sich derart »unauffällig« und sahen sich dabei so unübersehbar um, ob sie beobachtet wurden, dass sie wie klassische – und vor allem: dilettantische – Verschwörer wirkten.
Heatha aktivierte ihr wie ein schmuckes Armband aussehendes Multifunktionsgerät am Handgelenk und machte rasch einige Aufnahmen dieser Leute. Sie sollte sie im Auge behalten, etwas hatte das zu bedeuten. Ihr Blick schweifte wieder weiter, und sie sah andere Passagiere, die ebenfalls die Gruppe beobachteten oder ... etwas beobachteten. Aufnahmegeräte? Sicherungstechnik?
War Feszaks Provokation tatsächlich rein impulsiv gewesen, nur um sie zu ärgern? Oder war der Vorfall absichtlich inszeniert worden, um ... Ja, was?
Beunruhigt machte sie sich daran, ihren Tisch abzubauen; sie hatte genug für diesen Tag.
Sie fuhr zusammen, als wiederum jemand neben ihr stand, dessen Herannahen sie nicht bemerkt hatte, und erkannte Major Garim Xor, den Waffenexperten der CHISHOLM. Auch wenn das für eine Luxuskreuzfahrt ungewöhnlich erscheinen mochte, aber die LFT verlangte einen Waffenfachmann an Bord jedes Fernschiffes. Garim war Mitte dreißig und ein eher zurückhaltender, stiller Mann. Mittelgroß, dunkelhaarig, die dunklen Augen
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