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PR 2700 – Der Techno-Mond

PR 2700 – Der Techno-Mond

Titel: PR 2700 – Der Techno-Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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die allenfalls für die Kollegen von der Steuer von Interesse sein mögen: Aus Sicht des Terranischen Liga-Dienstes ist der Mann sauber. Keine nachweisbaren Verbindungen zu irgendwelchen terrafeindlichen oder anderweitig gefährlichen Personen – noch nicht einmal Verdachtsmomente dafür –, kein bekannter Fall von Korruption, nichts. Der Mann gibt den Gesellschaftslöwen, wenn er es für angebracht hält, und widmet sich ansonsten seinen astroarchäologischen Forschungen. Die allerdings, da er nie eine Universität besucht, sondern sich autodidaktisch gebildet hat, von akademischen Kreisen ignoriert werden.«
    »Was ihn ziemlich kränkt«, mutmaßte Rhodan.
    »Davon darf man ausgehen.«
    »Aber«, fuhr Rhodan fort, »was ist nun derart delikat daran?«
    »Daran? Nichts«, sagte der TLD-Chef und zog eine zweite Folie hervor. »Das Delikate kommt jetzt erst.«
    »Ich vergehe vor Spannung.«
    Leccore ging nicht auf Rhodans flapsigen Ton ein, sondern referierte mit Blick auf die eng bedruckte Folie: »Auf dem schon erwähnten Mond Rhea im Taranis-System, wo Bughassidow geboren wurde, unterhält die Solare Flotte ein Ausbildungszentrum, die Conrad-Deringhouse-Akademie. Dort hat Bughassidow kürzlich eine Studentin namens Farye Sepheroa mitten aus dem Studium abgeworben – sie hätte nur noch zehn Monate bis zur Abschlussprüfung gehabt – und zur Pilotin seines Raumschiffs KRUSENSTERN gemacht.«
    Leccore musterte Rhodan über den Rand der Folie hinweg. »Über die KRUSENSTERN bist du im Bilde, nehme ich an?«
    Rhodan hob die Brauen. »Wer nicht?«
    Bughassidows »Privatjacht«, wie das riesige Raumschiff in den Medien meist genannt wurde, war ein alter, von den Posbis offenbar ausrangierter Fragmentraumer, eine annähernd würfelförmige Stahlfestung von über zweieinhalb Kilometern Seitenlänge. Allerdings hatte der Multimilliardär die für Posbi-Raumschiffe typischen, chaotisch wirkenden Konstruktionen größtenteils entfernen lassen – mit einer Ausnahme: Auf der Oberseite der KRUSENSTERN waren die ursprünglichen Aufbauten so modifiziert worden, dass sie aussahen wie eine Kreuzung zwischen mittelalterlichem Märchenschloss und der Moskauer Basilius-Kathedrale.
    »Farye Sepheroa«, fuhr Leccore fort, »stammt aus der Eastside und ist gebürtige Tefroderin. Bei den an Raumakademien vor der Zulassung üblichen medizinischen Untersuchungen wurde routinemäßig auch ihr Genom untersucht. Dabei hat man festgestellt, dass es eindeutig terranische Sequenzen enthält.«
    »Was«, sagte Rhodan, »ja nun nicht gerade selten vorkommt.«
    »Richtig. Aber diese spezielle Sequenz dann doch.«
    Rhodan kniff die Augen zusammen. »Haben wir jetzt das delikate Thema erreicht?«
    Leccore ließ die Folie sinken. »Sagen wir es so: Unser Genanalyst beißt sich normalerweise lieber die Zunge ab, als sich auf eine Aussage festzulegen. Aber in diesem Fall hat er erklärt, er würde seine Hand dafür ins Feuer legen, dass Farye Sepheroa deine Enkelin ist.«
     
    *
     
    So war es gekommen, dass das Treffen mit Viccor Bughassidow doch noch ganz oben auf der Prioritätenliste gelandet war.

9.
     
    Eine Enkelin: Das hieß, bei einem Elternteil Farye Sepheroas musste es sich um ein Kind Perry Rhodans handeln.
    Deren Anzahl war, höflich gesagt, überschaubar. Man hatte Perry Rhodan schon vieles nachgesagt, aber noch nie, dass er ein Familienmensch sei oder gar ein guter Vater. Er wusste, dass er auf diesem Gebiet denkbar unbegabt war.
    Eine Enkelin.
    Was hieß das? War einer seiner noch lebenden Söhne der Vater? Kantiran vielleicht? Irgendwie erschien ihm das am einleuchtendsten. Von Kantiran hatte er schon Ewigkeiten nichts mehr gehört; er wusste nicht einmal, ob der Friedensfahrer noch lebte: Da war quasi alles vorstellbar.
    Michael? Sein ältester Sohn war vor rund hundertfünfzig Jahren mit der SOL zu einer Mission mit unbekanntem Ziel aufgebrochen. Schwer vorstellbar, wie er zu einer nicht einmal dreißigjährigen Tochter hätte kommen sollen.
    Und Delorian ...? Rhodan spürte sich wehmütig lächeln. Delorian war wohl kaum mit normalen menschlichen Maßstäben zu messen, sondern längst zu einer unfassbaren kosmischen Größe geworden.
    Paradoxerweise war es vor allem das Schicksal Delorians, das ihm seine Fehler als Vater vor Augen führte. Delorian und dessen Mutter Mondra waren ein Beispiel dafür, wie tief der Stachel verpasster gemeinsamer Zeit sitzen und was dieses Versäumnis nach sich ziehen konnte. Denn nur, weil sie ihren

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