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PR 2700 – Der Techno-Mond

PR 2700 – Der Techno-Mond

Titel: PR 2700 – Der Techno-Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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dem Technogeflecht war Furcht einflößend weit gefächert gewesen: Wer immer auf dem Mond saß, belauschte mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit alles, was sich im Sonnensystem tat, und wusste vermutlich mehr über die Terraner, als ihnen lieb sein konnte.
    Während sie umgekehrt über das Technogeflecht und seine eventuellen Bewohner überhaupt nichts wussten.
    Deswegen durfte sie, auch wenn es sie brennend danach verlangte, keinen Funkkontakt mit dem Luna-Verband aufnehmen. Nicht, ehe das Experiment mit der STARDIVER stattgefunden hatte.
     
     
    7.15 Uhr, Terra-Orbit
     
    Während die STARDIVER zeitgleich mit fünf Schweren Kreuzern und in deren Impulsschatten vom Raumhafen Terrania Space-Port abhob, formierten sich im erdnahen Raum weitere siebzig Schiffe zu dem Verband, der nach Ghatamyz aufbrechen sollte. Er würde unter dem Kommando von Oberst Bennelong Eoura stehen, der mit der GIOVANNI CABOTO zugleich das Flaggschiff befehligte. Den Kugelraumern schlossen sich die beiden LFT-Boxen HILDEGARD VON BINGEN und PANTAM NURHERERE als Lazarettschiffe an.
    Das Ganze war wie in solchen Fällen nicht anders zu erwarten begleitet von einer Flut von Funksprüchen, Meldungen, Bestätigungen, Rangierkommandos, Nachfragen, Datenübertragungen, Rapporten – und dummen Sprüchen, wie sie unter Raumfahrern nun einmal üblich waren. Die fünf Schiffe, die, frisch überholt und gewartet, direkt von Terra kamen, nahmen ihren Platz im Verband ein, der sich weiträumig aufstellte, ehe es losging. Die Entsendung hatte, wie jedermann wusste, politische Dimensionen, also musste alles nach Handbuch und Vorschrift ablaufen, mit anderen Worten: umständlich.
    Dass gleichzeitig ein kleines, äußerst ungewöhnlich gestaltetes und deswegen in einen Deflektorschirm gehülltes Schiff allmählich in Richtung Mond trieb, ging in all dem Durcheinander buchstäblich unter.
    Die Raumschiffe waren noch dabei, ihre Startkonstellation zu finden, als sich kein Geringerer als der Resident persönlich meldete, um den Verband offiziell zu verabschieden. Er sprach über die Regierungsfrequenz und unverschlüsselt, sozusagen vor der galaktischen Öffentlichkeit, und nicht nur auf Terra verfolgten einige Millionen Trivid-Zuschauer live, wie er den Zweck der Mission in Erinnerung rief:
    »Denkt immer daran, dass ihr nicht nur die Liga Freier Terraner vertretet, sondern auch die Werte, auf denen das Galaktikum fußt. Euer Ziel muss sein, den Opfern der Kampfhandlungen im Ghatamyz-Sektor Schutz vor weiteren Attacken zu gewähren und die Verletzten zu versorgen, und dies ohne Ansehen der Herkunft. Was das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit anbelangt, kann und darf es keinen Unterschied machen, ob jemand Terraner oder Nichtterraner, Jülziish oder Tefroder ist – dafür steht ihr ein. Wobei ich sicher bin, dass es dazu meiner Worte nicht bedurft hätte.«
    Eine schöne Ansprache, sagten viele, vor allem jene, die bei den letzten Wahlen für Arun Joschannan gestimmt hatten. Richtig staatsmännisch.
    Oberst Eoura, ein Mann mit tiefschwarzer Haut und breit gedrückt wirkender Nase, bedankte sich und versprach, dass man in diesem Sinne handeln werde.
    Dann gab er das Kommando zum Start, und die Formation setzte sich langsam in Bewegung.
     
     
    7.31 Uhr, STARDIVER
    55.000 Kilometer vor dem Repulsor-Wall um Luna
     
    Luna lag vor ihnen, schien zum Greifen nahe in seiner vollkommenen Fremdartigkeit. Rhodan legte die Hand auf die alles entscheidende Schaltfläche.
    »Ich desaktiviere den Deflektor«, sagte er, für das Log bestimmt. »Ich starte Suspendierung und Hypertrans-Progressor.«
    Er drückte den Schalter.
    Und das Unfassbare begann ...

16.
     
    Ich ...
    Und dann das Echo: Ich, ich, ich, ich, ich, ich ...
    Bin ...
    (Bin, bin, bin, bin, bin, bin ...)
    Der ...
    (Der, der, der, der, der, der ...)
    Pilot.
    (Ja, oh ja, der Pilot, der Pilot ...)
    Es waren Gedanken, aber sie klangen, als schreie sie jemand hinaus, so laut, als müsse man sie im ganzen Universum hören. Als habe er einen gigantischen Gong für jedes einzelne Wort.
    Das Universum. Dabei war das doch im Begriff, zu verschwinden, sich aufzulösen, sich den Abfluss runterspülen zu lassen.
    Rhodan. Er war sich gewiss, dass das sein Name war. Und er war der Pilot. Zugleich. Merkwürdig, wenn man es bedachte. Denn eigentlich hätte er sich für das Schiff gehalten.
    Blaues, jenseitiges Licht vor ihm, ein transzendenter Schimmer, Feenstaub, der ihm vorausschwebte. Und hinter ihm?

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