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PR 2700 – Der Techno-Mond

PR 2700 – Der Techno-Mond

Titel: PR 2700 – Der Techno-Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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schrill über Glasscheiben, wurde immer lauter, immer schmerzhafter. Geschrei von Geistern. Gezeter verworfener Seelen. Gekreische wütender Racheengel.
    Die anderen – er spürte sie. Auch sie waren nicht gänzlich ohne Bewusstsein, erlebten den Flug ebenfalls irgendwie mit, verwoben zwischen Traum und Realität, verloren zwischen Erinnerungen und Wahrnehmungen. Und nun wanden sie sich, gepeinigt, wollten, dass es aufhörte, wussten nicht, wie.
    Ihm kamen lediglich seine Erfahrungen als Pilot von MIKRU-JON zugute. Er musste daran denken, wie er das erste Mal vor dem Obeliskenraumer gestanden hatte ...
    Stopp! In der Gegenwart bleiben!
    Der Mond kam näher. Das blaue Schimmern, das ihnen voranging, löste sich im Repulsor-Wall auf, aber das machte nichts, sie flogen weiter, unbehindert, näherten sich der Mondoberfläche, dem Technogeflecht, dem Unbekannten.
    Es wurde Zeit, die Steuerung des Raumschiffes zu übernehmen.
    Wie oft hatte er das schon getan? Wie oft hatte er schon Raumschiffe gesteuert? Eigene, fremde, bekannte, unbekannte? Die GOOD HOPE fiel ihm ein. Wie er zum ersten Mal deren Zentrale betreten hatte. Es war so lange her ...
     
    *
     
    Selbstverständlich war nichts zu sehen. Die STARDIVER näherte sich dem Mond im Schutz eines Deflektorschirms, dessen Impulse wiederum im Impulschaos des im Aufbruch befindlichen Flottenverbandes untergingen. Der Deflektor würde im selben Moment ausgeschaltet werden, in dem das Experimentalschiff den Hypertrans-Antrieb aktivierte und damit in den Hyperraum wechselte.
    Sichu Dorksteiger nahm die Augen trotzdem nicht vom Okular des Teleskops. Selbst wenn zahllose Instrumente den Mond keine Sekunde lang unbeobachtet ließen, wollte sie sehen, was geschah, unverstellt, unverfälscht, direkt. Sollten Rhodan und die anderen den Repulsor-Wall wirklich durchdringen, würden sie eine Lichtboje absetzen. Dieses Signal würde nicht zu übersehen sein und verriet trotzdem nichts über den Kurs, den die STARDIVER danach einschlug.
    Mit halbem Ohr lauschte die Chefwissenschaftlerin den Funkdurchsagen, den Nachrichten über den Aufbruch der Raumschiffe. Die Minuten zogen sich, schienen nicht vergehen zu wollen. Als befänden sie sich in einer Zeitanomalie.
    Wie langsam flog Rhodan? Zwölftausend Kilometer waren zu passieren. Besser, er brachte sie hinter sich, ehe die Flotte startete. Zu schnell durfte er wiederum auch nicht fliegen, denn sie wussten nicht, wie dicht über der Mondoberfläche der Repulsor-Wall endete, und folglich auch nicht, wie viel Raum und damit Zeit Rhodan blieb, aus dem Hyperraum zurückzukehren und den Kurs der STARDIVER zu ändern.
    Man konnte nur hoffen, dass sofort in dem Wort Sofortumschalter auch genau das hieß!
    Ganz abgesehen davon, dass das Zeitgefühl im Zustand der Suspension sowieso völlig anders war.
    Wenn das nur gut ging!
    Allmählich wurde es wirklich Zeit, oder? Die im Okular eingeblendete Uhr schien zu stehen. Vielleicht war das Gerät gerade kaputtgegangen. Es konnte doch nicht erst ...
    Da. Was war das? Die Ator merkte, wie sie die Luft anhielt.
    Das Technogeflecht öffnete sich!
    Man konnte es nicht anders beschreiben. Die bizarr verdrehten, an gehärteten Stahl erinnernden, technoiden Netzstrukturen über dem Fracastorius-Krater verschoben sich urplötzlich gegeneinander, als erwache ein Riese darunter und bahne sich mit rücksichtsloser Gewalt den Weg ins Freie. Schon klaffte das Geflecht an einer Stelle auf, und ein, zwei ... zehn ... zweiunddreißig Objekte stiegen auf, fliegende Kugeln mit einer Art Ring um den Äquator, unterschiedlich groß. Raumschiffe! Also befand sich tatsächlich jemand auf Luna! Endlich, endlich eine Reaktion!
    Sichu Dorksteiger schnappte nach Luft, hätte am liebsten auf Aufzeichnung geschaltet, aber die lief ja längst, mithin konnte sie nur dasitzen und Zeuge dessen sein, was geschah.
    Die Raumschiffe stiegen empor. Schwer zu sagen, wie schnell sie waren, schwer zu sagen auch, wie groß. Groß, das auf jeden Fall. Die Schatten, die sie warfen, waren ...
    Noch ein Flugobjekt erschien. In hellem, fremdartigem Blau materialisierte es über dem Mare Tranquillitates, dem Meer der Ruhe.
    Doch Ruhe war ihm nicht vergönnt. Sofort rasten zwei der Doppelkugelraumer los, jagten das in östlicher Richtung flüchtende Objekt ...
    Und schossen es wenige Augenblicke später ab. Eine blendend helle Explosion erhellte für einen schrecklichen Moment die Mondapenninen und das Sinus Aestuum, die Bucht der Hitze, dann war

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