PR 2701 – Unter der Technokruste
langsam weiter, musterte jede Tür, blieb schließlich stehen.
»Dort«, sagte sie bestimmt. »Dahinter.«
Rhodan nickte. »Ich gehe zuerst.«
Ein kurzer Check der Systeme; der SERUN war in perfekter Bereitschaft. »Ihr folgt. Toufec, halt dich bereit, damit Pazuzu notfalls eingreifen kann.«
»Selbstverständlich.«
Die Tür ließ sich ohne Widerstand öffnen. Was Perry Rhodan dahinter sah, verschlug ihm den Atem.
5.
Erstes Zwischenspiel:
Der Schacht
Aus dem Tagebuch von Antonin Sipiera, Sicherheitsdezernent von Luna City:
Wenn ich zurückschaue, fällt es mir schwer, die Geschehnisse in einfache, für alle klar verständliche Worte zu fassen. Aber vielleicht muss ich das auch gar nicht; ich will nicht die ultimative historische Aufzeichnung hinterlassen, sondern es lediglich für meine Tochter festhalten, die bald geboren werden wird.
Für Pri.
Ich hoffe, sie erlebt bessere Zeiten.
Also will ich es einfach versuchen.
Im Jahr 1470 NGZ begann der Rücktransfer des Solsystems aus der ehemaligen Anomalie. Delorian zündete sein Neuroversum, und die großen Entscheidungen waren gefallen. Eine Epoche fand ihr Ende, eine neue begann.
Nun hieß es abzuwarten, für mich ebenso wie für alle anderen Bewohner Lunas. Kein gutes Gefühl, das muss ich zugeben, zumal auf mir ein Gutteil der Verantwortung lastete. Sicherheitsdezernent war nicht unbedingt der absolute Traumjob in diesen Tagen.
Wie überall im Solsystem waren auch auf Luna die Behörden in Alarmbereitschaft versetzt worden. Niemand wusste, was geschehen würde. Konnte man jenen unbegreiflichen Kräften überhaupt vertrauen, die ein ganzes Sonnensystem entführt hatten und es nun zurückschicken wollten?
Sämtliche Mondbewohner fürchteten sich und sahen der Zukunft zugleich voller Zuversicht und Hoffnung entgegen. Das gesamte Sonnensystem, alle Planeten und Monde und Asteroiden und was dazugehörte, wurde an seinen normalen Ort in Raum und Zeit zurückversetzt – ein für viele unverständlicher Prozess.
Kaum jemand konnte sich die höherdimensionalen Mechanismen vorstellen, die dahintersteckten. Daran änderte auch nichts, dass jeder Erwachsene den umgekehrten Vorgang bei der Entführung miterlebt hatte.
Sämtliche offiziellen Stellen versicherten, dass die Rückkehr in die Milchstraße aller Wahrscheinlichkeit nach nicht zu ähnlichen Turbulenzen führen würde wie die Ankunft in der damaligen Anomalie – dem jetzigen Neuroversum. Ich verwendete in meinen Auftritten und Memos dieselben Worte, denn als Verantwortliche hatten wir uns darauf geeinigt, sozusagen mit einer Stimme zu sprechen.
Sorgte diese Ankündigung zunächst für ein wenig Ruhe, erhoben sich bald Wortmeldungen, die von typisch politisch und verlogen nichtssagend sprachen: Wie konnte man etwas versichern, was nur aller Wahrscheinlichkeit nach ungefährlich war?
Ich komme nicht umhin zuzugeben, dass da etwas Wahres dran war. Aber das änderte nichts daran, dass ich mich über die negative Stimmungsmache ärgerte.
Egal.
Bald zeigte sich, dass die Menschen auf Luna vernünftig sein konnten, zumindest der größte Teil davon. Kurz vor dem Start herrschte gespannte Erwartung, teilweise sogar Volksfeststimmung.
Nur etwa hundert Kinder und deren Familien blieben in der Anomalie – oder im Neuroversum – zurück. Ich wünsche ihnen alles Glück der Galaxis, aber ich bin froh, dass nicht mehr so entschieden haben.
Die Leute trafen sich, zündeten Feuerwerke, feierten Partys. Wo es nur ging, schürten die offiziellen Stellen positive Stimmung, steuerten hier und da zu den großen Treffen Buffets und Freigetränke bei ...
All solche Dinge.
Ich erinnere mich, dass ich damals selbst immer mehr Optimismus entwickelte. Ich ließ mich mitreißen von den Leuten, die fröhlich die Rückkehr in die Milchstraße erwarteten.
Die endlich wieder alte Freunde und ihre Familienmitglieder besuchen wollten, von denen sie weggerissen worden waren.
Die, auch das will ich nicht verheimlichen, genug hatten von den ständigen Bedrohungen des Solsystems und deshalb lieber im Licht einer fremden Sonne weiterleben wollten.
Meine Frau Tamea hingegen betonte ein ums andere Mal, dass ich schon von Berufs wegen eher skeptisch sein müsse. »Immerhin bist du Sicherheitsdezernent!« Wie oft habe ich diesen Satz von ihr gehört ...
Von Golo ganz zu schweigen. Unser Drittpartner ist sowieso ein argwöhnischer Mensch. Er sagt, es kommt von seiner Arbeit ... Als Disponent NATHANS hat er damals noch freie
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