PR 2701 – Unter der Technokruste
wirst, was ich hier darüber schreibe. Ich hoffe, dass mit deiner Geburt alles gut geht. Wir warten auf dich, Kleine.
Damals jubelte die Hälfte der Mondbewohner noch, und überall nahmen rauschende Feste ihren Anfang – doch irgendwann sickerte die Erkenntnis durch. Es war kein terranisches Schiff, das sich uns näherte. Es war nicht etwa so, dass unsere Leute uns gefunden hätten und zur Rettung eilten.
Stattdessen konnte das leuchtende Kugelschiff genauso gut eine entsetzliche Gefahr darstellen. Automatisch kam auch mir selbst ein Schreckensszenario in den Sinn. Wie der fremde Raumer mit überlegenen Mitteln das Feuer auf die Städte eröffnete; wie wir zu lange brauchten, um den Widerstand und die Verteidigung zu organisieren, weil die vielen Jahre im Schacht uns lähmten.
Schließlich konnten die Unbekannten augenscheinlich im Schacht navigieren – und mussten uns deshalb technologisch weit voraus sein, zumindest was diesen Teil der Technologie betraf.
Doch bald wurde zu unserer Erleichterung klar, dass sie uns nicht feindlich gesinnt waren. Du denkst es dir bestimmt schon, Pri: Auf diese Weise und an diesem Tag kamen die ersten Onryonen zu uns.
Und das war der eigentliche Grund dafür, dass sich alles änderte. Die Wurzel für den Zustand, den du heute vor dir siehst und in dem du leben musst. Ich wünschte, ich könnte dir etwas Besseres bieten, Pri.
Ich wünschte es wirklich.
*
»Keine Antwort.«
Das überraschte Antonin Sipiera nicht. Das fremde, aus sich heraus leuchtende Schiff war ihm unheimlich. Allein dass es im Schacht navigieren und Luna ansteuern konnte, machte es zu etwas Besonderem.
Sie funkten die Unbekannten seit dem ersten Moment aus der Hauptkommunikationszentrale von Luna City an, in dem der Raumer entdeckt worden war. Die ganze Zeit über ohne Reaktion. Es war nur noch wenige Hundert Kilometer von Luna entfernt; ein Nichts für einen Raumgiganten wie diesen.
Die kugelförmige Einheit durchmaß 2100 Meter. Das intensive tiefrote Leuchten war möglicherweise nur ein Effekt durch die hyperphysikalisch unbestimmbare Systematik des Schachts. Der eigenartige optische Eindruck bestätigte sich allerdings aus allen Blickwinkeln und bei sämtlichen Messungen. Von Pol zu Pol der Kugel verlief eine Schiene, auf der sich wiederum ein kegelförmiger Aufbau bewegte.
Es sah aus, als ziehe der Raumer einen rotbraunen Schweif im ewig graublauen Gefilde des Schachts hinter sich her. Die Menge der Entladungsblitze auf der Schachtwand in gerader Linie hinter dem Schiff nahm eindeutig zu.
Eine nutzlose Beobachtung, wenn niemand wusste, was sie bedeutete.
Unvermittelt ging ein Funkspruch ein. Eine Stimme meldete sich. Sie klang dumpf und säuselnd, auf unbestimmbare Weise fast beschwingt und heiter. »Mein Name ist Fheyrbasd Hannacoy«, hörte Antonin Sipiera gemeinsam mit einigen Dutzend Leuten in der Kommunikationszentrale. »Ich bin der Kommandant des onryonischen Raumvaters TUUCIZ. Ich bitte hiermit um Landeerlaubnis und um ein Gespräch mit der Regierung dieser Welt. Ich habe etwas Wichtiges mitzuteilen.«
»Er bittet«, sagte Antonin. »Das klingt besser als ein Befehl oder gleich ein Angriff.«
Einige schauten ihn erstaunt an, in den meisten Gesichtern jedoch las er Verständnis und dieselbe Erleichterung, die er auch empfand. Aber davon ließ er sich bei seiner offiziellen Antwort nichts anmerken.
Er kommunizierte mit den wichtigsten Politikern von Luna, vor allem mit der Administratorin Leila Toran persönlich; ein Posten übrigens, den Antonin anstrebte. Leila selbst unterstützte ihn und sah ihn bereits als ihren Nachfolger an.
Falls es überhaupt eine nächste Wahl gab. Wenn die Welt nicht in den kommenden Tagen unterging.
Das ist der erste Kontakt mit Außerirdischen, seit wir im Schacht verschollen sind, dachte Antonin. Aufbruchsstimmung und dumpfe Bedrückung hielten sich in etwa die Waage in ihm. Was im Klartext hieß, dass er sich mit jeder Minute mehr durcheinander fühlte.
Bald ging die offizielle Antwort an die TUUCIZ, das Schiff, über das keiner etwas wusste, außer dass seine Besatzung, die offenbar aus sogenannten Onryonen bestand, es mit dem seltsamen Beinamen Raumvater bezeichnete.
Die Administratorin bat darum, über Sinn und Zweck des gewünschten Gesprächs informiert zu werden. Die Antwort ließ nur Sekunden auf sich warten, und diesmal kam sie nicht nur akustisch, sondern auch optisch.
Ein Bild entstand auf den Kommunikationsgeräten. Ein weitgehend
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