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PR 2703 – Tod im All

PR 2703 – Tod im All

Titel: PR 2703 – Tod im All Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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Nicken. Sie musste ihren Verstand fokussieren, alles Unwesentliche ausblenden. Die chaotischen Bilder und der infernalische Lärm waren auch nichts anderes als eine Datenflut. Damit hatte ihr Verstand umzugehen gelernt. Sie konnte das bewältigen.
    Scalsi verstärkte erneut die Verbindung zwischen den beiden SEMT-Hauben. Die Wirklichkeit verschwand in einem Platzregen aus Gedankenfragmenten, Sinneseindrücken, fremden Gefühlen.
    Diesmal ließ Sichu sich nicht davon überwältigen. Das Enke-Statherin half ihr, ruhig zu bleiben, sie konzentrierte sich auf einzelne Eindrücke. Es reduzierte das enorme Stechen in ihrem Kopf, wodurch es leichter wurde, das Wahrgenommene zu erfassen und zu analysieren.
    Sehr schnell stellte sie fest, dass sie den Strom der Inhalte und Informationen, die die SEMT-Haube bei Tasso Cormac ihrer eigenen zur Verfügung stellte, steuern konnte. Sie schob Unwichtiges zur Seite – Bilder von Menschen, die Cormac etwas bedeuteten, schlaglichtartige Reminiszenzen an Momente seiner Vergangenheit – und versuchte, zu den jüngsten Geschehnissen vorzudringen.
    Es fühlte sich an, als befände sie sich in einem Traum. Die Wirklichkeit war vollkommen verschwunden. Sie driftete durch die zerfaserten Innenwelten des komatösen Waffenleitoffiziers, die sich einerseits erstaunlich real anfühlten, gleichzeitig aber seltsam entrückt, als sei Sichu nur eine Beobachterin der Ereignisse. Ihre Gedanken vermochten seine zu lenken, und doch konnte sie den Ablauf der Dinge nicht ändern. Eine sehr eigentümliche Form des Klarträumens.
    Plötzlich gewahrte sie ein Erinnerungsfragment, das die Offiziersmesse eines Raumschiffs zeigte. Der Raumkonfiguration nach handelte es sich um eine LFT-BOX. Das muss die HILDEGARD VON BINGEN sein!, erkannte Sichu, und als habe Cormac den Gedanken gehört, blitzte eine Schiffskennung auf einer Plakette an der Wand auf.
    Dann wollen wir mal, dachte sie. Mit einem tiefen Atemholen konzentrierte sie sich auf das Bild, schob alle anderen Bewusstseinsinhalte zur Seite und stürzte sich auf diese eine Szenerie, die ihr Antworten auf die Fragen geben mochte, die sie seit Tagen beschäftigten.
    Die Umgebung des Lazarettschiffes wurde realer, Farben und Konturen kräftiger. Sie sah Besatzungsmitglieder im Raum verteilt. Einige Gesichter waren ihr neu, andere kannte sie – oder kannte Cormac sie? Es spielte keine Rolle. Sie waren nun eins. Was er träumte, erlebte sie. Das Geschehen nahm sie vollends gefangen, ihr Geist ging darin auf. Auf einmal war Sichu Dorksteiger nicht mehr bloß eine Beobachterin. Sie war Tasso Cormac ...
     
    *
     
    »Terra an Cormac! Aufwachen!« Jemand klopfte auf die metallene Tischplatte neben ihm und brachte damit den Tisch zum Erbeben.
    Tasso Cormac blinzelte und wandte den Blick von den beiden Frauen ab, die sich gemeinsam am anderen Ende der Offiziersmesse ein Frühstück zusammenstellten. Ertappt schaute er nach links und zu dem Mann auf, der ihn aus seinen Gedanken gerissen hatte, die sich im Wesentlichen um die Frage gedreht hatten, ob er jemals mit einer dieser zwei Frauen mehr als nur befreundet sein würde.
    Bei dem Störenfried handelte es sich um Isolder Kasom. Der beinahe zweieinhalb Meter große und kaum weniger breite Ertruser mit der rotbraunen Haut und dem kahlen Schädel fiel nicht nur körperlich aus dem Rahmen der ansonsten überwiegend terranischen Besatzung des Lazarettraumers. Auch der Umstand, dass er als Sicherheitschef der HILDEGARD VON BINGEN zu dem kleinen Kontingent Bewaffneter an Bord zählte und sich selbst eher als Krieger denn Heiler betrachtete, hob ihn von den anderen ab.
    In diesem Punkt ähnelte er Tasso, der als Waffenleitoffizier ebenfalls einen eher ungewöhnlichen Job unter den Führungsmannschaften der modifizierten LFT-Box innehatte. Aber im Gegensatz zu Kasom, der sich gern selbst als »Muskelprotz unter Eierköpfen« bezeichnete und sein Außenseitertum mit Stolz zu tragen schien, wäre Tasso gern etwas mehr in die Besatzung integriert gewesen.
    Doch die Ärzte, Mediker und Helfer, die einen Großteil der Mannschaft ausmachten, blieben lieber unter sich. Zudem war Tasso kein Mensch, dem es leicht fiel, auf andere Leute zuzugehen. In einigen Fällen bedauerte er das. In anderen eher nicht.
    »Ich schlafe nicht, Kasom, ich denke nach«, erklärte er und versuchte dabei ungehalten zu klingen.
    »Über was?«, fragte der Etruser.
    »Das hier«, antwortete Tasso und deutete auf den Bericht, der über dem tragbaren

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