PR 2703 – Tod im All
überkam ihn ein Anfall von Müdigkeit. Es wurde langsam wirklich Zeit für etwas Schlaf. Er wandte sich an Bughassidow. »Wenn es nichts ausmacht, würde ich mich derweil für ein paar Stunden zurückziehen.«
»Kein Problem«, antwortete der Milliardär. »Lassen wir unsere zwei Wissenschaftlerinnen allein. Wir haben ihnen schon lange genug im Weg gestanden.« Er wandte sich an Jatin. »Ich erwarte, über alle neuen Erkenntnisse sofort unterrichtet zu werden.«
»Keine Sorge, Viccor«, sagte Jatin. »Du weißt doch, dass ich dir gegenüber keine Geheimnisse haben kann.« Sie lächelte vielsagend. Es war das erste Lächeln, das Rhodan von ihr zu sehen bekam. Es machte sie noch hübscher.
Bughassidow neigte schmunzelnd den Kopf. »Das ist wahr. Also schön, ihr zwei. Viel Spaß mit eurem rätselhaften und unglaublich hässlichen Spielzeug. Wir sehen uns später.«
Gemeinsam mit dem Milliardär begab Rhodan sich zurück in den wohnlichen Teil der KRUSENSTERN. Während sie auf ihre Schlittengleiter warteten – Bughassidow wollte zur Zentrale, Rhodan auf seine Kabine –, unterhielten sie sich über die aktuelle politische Lage im Solsystem.
»Ich hoffe, dass sich diese Krise nicht ausweitet«, sagte Rhodans Gastgeber. »Ein Krieg im Solsystem wäre zum jetzigen Zeitpunkt schrecklich.«
»Ein Krieg ist immer furchtbar«, erinnerte Rhodan ihn.
»Das stimmt, keine Frage. Aber gerade im Moment käme er mir besonders ungelegen.«
»Wie das?«
»Nun, ich würde gern in naher Zukunft meine Forschungen auf Europa fortsetzen. Und ich hoffe nach wie vor auf eine zeitnahe Nutzungserlaubnis für OTHERWISE. Wenn nun aber die Onryonen oder ihre Richterherren sich mit der LFT anlegen, wird das Militär einmal mehr übernehmen und die Wissenschaft zur Seite drängen.«
»Ich befürchte, dass wir ganz andere Sorgen haben werden als die Frage, ob OTHERWISE zwischendurch den Vektor für deine Medusischen Welten ... Wie hieß er?«
»Bughassidow-Vektor.«
»... Bughassidow-Vektor ausrechnet oder nicht.«
Der Milliardär machte ein hoffnungsvolles Gesicht. »Dann dürfte ich auch im Kriegsfall die Biopositronik nutzen?«
Rhodan sah ihn scharf an. »Natürlich nicht.«
»Natürlich nicht.« Bughassidow räusperte sich. »Nun ja, dort kommen unsere Schlitten. Ich wünsche angenehme Ruhe. Wir sehen uns spätestens morgen zum Frühstück.«
»Ich danke dir.«
*
Rhodan ließ sich zurück zu seiner Kabine kutschieren, entkleidete sich und legte sich in das unverschämt große und bequeme Bett. Er dimmte das Licht und schloss die Augen.
Doch nun, da er bereit für den Schlaf war, wollte sich dieser nicht einstellen. Zu viel war in den letzten Tagen passiert. Er musste an Toufec, Shanda Sarmotte und Fionn Kemeny denken, die immer noch auf Luna weilten. Wie erging es ihnen wohl bei Pri und den anderen Widerständlern? Ob Kemeny langsam gesundete? Und wie hatten die Onryonen wohl auf den Tempelangriff und den Diebstahl reagiert?
Auch der seltsame Balg spukte ihm weiter im Kopf herum. Er wirkte organisch, aber in Wahrheit handelte es sich nur um ein Imitat von Leben. Konnte das irgendwie mit dem Technogeflecht zusammenhängen? War das der nächste evolutionäre Schritt? Es war ein kurioser Zufall, dass dieses abgestorbene Stück Cyber-Organismus ausgerechnet auf einem Fragmentraumer gelandet war, einem Schiff der Posbis, die auf ihre Weise ebenfalls eine seltsame Symbiose aus Technik und Biologie darstellten – wenn auch auf einer gänzlich anderen Ebene.
Mit den Gedanken an die KRUSENSTERN kehrte schließlich Rhodans ganz privates Rätsel in sein Bewusstsein zurück: seine Enkelin Farye Sepheroa. Ob Bughassidow wusste, dass sie seine Enkelin war? Er hatte es nie erwähnt und Rhodan auch nicht damit zu locken versucht. Ob sie selbst es wusste? Und würde sie sich in dem Fall an ihn wenden?
Rhodan seufzte innerlich. Schon bei gewöhnlichen Menschen war es schwer genug, plötzlich auftretende Verwandtschaftsbeziehungen richtig auf die Reihe zu bekommen. Aber wie mochte es Farye ergehen, wenn sie erfuhr, dass sie einen Unsterblichen und zugleich eine der berühmtesten Persönlichkeiten der Milchstraße zum Großvater hatte?
Er griff zum Nachttisch, aktivierte sein Multifunktionsarmband und rief ihr Bild auf. Es war das einzige, das er auf die Schnelle hatte finden können. Es zeigte eine junge Frau Mitte zwanzig auf dem Siegerpodest nach einem sportlichen Wettkampf an der Conrad- Deringhouse-Flottenakademie auf Rhea. Sie
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