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PR 2706 – Sternengrab

PR 2706 – Sternengrab

Titel: PR 2706 – Sternengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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mich zu hören.« Bull versuchte, seine Besorgnis zu verbergen. Kendrest war ebenfalls erkrankt, auch wenn er sein Möglichstes tat, sich nichts anmerken zu lassen.
    »Aber ich habe ihm zugesetzt. Ich habe ihm gezeigt, wie man auf Aralon Geschöpfe seiner Art zu etwas mehr Kooperation zu erziehen pflegt. Und ihm einige winzige Kostproben meiner Überredungskünste geliefert ...«
    »Sag schon, was du herausgefunden hast!« Bull schloss die Augen. Wie hatte er bloß dieses eiskalte Geschöpf auf den Gefangenen ansetzen können? Litt etwa auch er an den Symptomen der Vergiftung?
    Es mochte durchaus sein, dass der Zellaktivator die Schadstoffe in seinem Körper nicht rasch genug abtötete oder eine Weile benötigte, um sich darauf einzustellen.
    »Er hat kein Wort verraten.« Der Ara hustete und atmete schwer. »Aber ich habe ihn zu einer Reaktion bewogen. Zu einer Art Wutanfall.« Ein weiteres Husten. Kendrest hielt sich an einer Tischkante fest. »Maltynouc produziert einen Teil der Giftstoffe aus sich heraus.«
    »Das heißt?«
    »Dass ich eine der Komponenten des Gifts ausfindig gemacht habe. Maltynouc ist sozusagen eine Emissionsquelle. Er dünstet Aromastoffe aus. Gerüche. Mit den üblichen Estern und Aldehyden gelangt auch eine der Schadkomponenten in die Atemluft.«
    Bull benötigte eine Sekunde, bis er verstand. »Der Onryone nutzt also seinen Körper! Seine Emotionsbilder, die wir als ungewöhnlich, aber auch als unverdächtig eingeschätzt haben.«
    »So ist es.«
    »Aber wie macht er das?«
    »Gib mir eine Viertelstunde, und ich finde es mit meinen eigenen Methoden heraus.« Kendrest streifte wie unabsichtlich mit seiner Rechten über ein Skalpellbesteck. »Denk nicht drüber nach, lass mich einfach nur machen ...«
    »Nein!« Mit einer eindeutigen Handbewegung unterband Bull jeden weiteren Versuch Kendrests, ihn zu überreden. Er wechselte das Thema: »Es hat dich anscheinend ebenfalls erwischt.«
    »Ja.« Kendrest rieb sich übers Ohr. Blut blieb an den Fingern kleben. »Ich vermute, dass Maltynouc mir ganz gezielt eine hohe Dosis seiner internen Giftküche angedeihen ließ. Es ist anzunehmen, dass ich bald sterbe.«
    Der Ara sagte es kühl und uninteressiert, als redete er über einen vollkommen Fremden.
    »Barber und Sei-bei-mir haben bislang noch keinen einzigen Patienten verloren.«
    »Was ein Wunder ist angesichts ihrer bescheidenen medizinischen Kenntnisse. Aber ich gebe mich keinerlei Hoffnung hin. Maltynouc wird alles daran gelegen sein, mich an weiteren Untersuchungen zu hindern. Er weiß, dass ich ihm gefährlich werden kann.«
    Sprach da die übliche Selbstüberschätzung aus Kendrest, oder war ihm zu glauben? Konnte er tatsächlich in die Psyche des Onryonen vordringen, ihn entlarven, seine Geheimnisse auflösen?
    »Mit deiner Erlaubnis werde ich mich ein wenig frisch machen und dann eine weitere Gesprächsrunde mit Maltynouc beginnen.«
    »Diesmal ziehst du einen Schutzanzug an. Darüber hinaus wird das Quarantänezimmer unter einen HÜ-Schirm gelegt.«
    »Ersteres erachte ich nicht als sonderlich sinnvoll. Ich würde zu erkennen geben, dass ich ihn durchschaut habe. Außerdem soll er glauben, dass mich seine Ausdünstungen nicht in die Knie zwingen können.«
    »So, wie du derzeit aussiehst, wird er das auf den ersten Blick bemerken.«
    »Offenheit ist eine Qualität, die ich bei Terranern nur selten feststellen durfte. Ich danke dir dafür.« Kendrest verbeugte sich. »Aber mach dir keine Sorgen: Ich werde mir nichts anmerken lassen, wenn ich ihm gegenübertrete.«
    Bull nickte. Und zögerte dann, bevor er weitere Worte hervorbrachte. »Bleiben wir bei Offenheit und Ehrlichkeit, Kendrest: Ich war nur selten mit deinem Verhalten und deinen Methoden einverstanden. Aber du bist verdammt noch mal einer der besten Leute, die ich hier an Bord zur Verfügung habe. Es war ... es ist mir eine Ehre.«
    Der Ara schwieg. Lange. Dann meinte er: »Ich mag dich auch nicht sonderlich. Selbst für einen Terraner bist du mir zu überschwänglich in deinen Gefühlsausbrüchen. Aber irgendetwas musst du an dir haben, was dich mehr als dreitausend Jahre lang überleben ließ. Das ist bemerkenswert.«
    Er drehte sich um und ging ohne ein weiteres Wort des Grußes. War das nun ein Kompliment oder eine Beleidigung?, überlegte Bull. Doch er schob den Gedanken rasch wieder beiseite. Er musste weiter. Es ging darum, ein Schiff vor dem Untergang zu bewahren.
     
    *
     
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