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PR 2706 – Sternengrab

PR 2706 – Sternengrab

Titel: PR 2706 – Sternengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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missgelaunten Offizieren, die müde an ihren Plätzen hockten. Alle trugen Filtermasken oder eng anliegende Schutzanzüge, mit Ausnahme der Kommandantin.
    »NEMO hat weitere Schutzvorkehrungen angeordnet und selbstständig eingeleitet«, sagte sie. »Die Atemluftvorräte wurden vollständig erneuert, die Krankenstation wird autark versorgt. Es gibt Seuchenteppiche allerorts, obwohl wir keine Ahnung haben, ob sie irgendeine Wirkung haben.«
    Bull nickte. Wenn diese Maßnahmen auch nur eingeschränkten Erfolg bringen mochten, waren sie doch ein Zeichen an die Besatzung, dass die Schiffsführung etwas unternahm.
    »Du hast mit den Leuten gesprochen?«, fragte er.
    »Ja. Während du in der Medoabteilung warst, habe ich über Bordfunk eine Rede gehalten und die Situation erklärt.«
    »Wie fielen die Reaktionen aus?«
    »Gemischt. NEMO sagte, dass in manchen Abteilungen die Stimmungslage sehr schlecht sei. Insbesondere dort, wo bereits einer oder mehrere Krankheitsfälle bekannt geworden sind. Der Missmut ist einer der wichtigsten Indikatoren bei der Suche nach potenziellen Seuchenopfern.«
    »Wir müssen uns also aufs Bauchgefühl verlassen.« Bull schüttelte den Kopf.
    »Die Mediker haben eine Liste aller bekannten Symptome erstellt und herumreichen lassen. Neue Informationen treffen im Minutentakt ein.« Togoya deutete auf ein Holo vor sich, zog es zwischen den anderen hervor, teilte das virtuelle Bild und tat so, als werfe sie es mit einer raschen Handbewegung in Bulls Richtung. Es entfaltete sich vor seinen Augen.
    »Der Marshall hat also Gewicht verloren, seitdem er an Bord gekommen ist. Sei-bei-mir meint, dass es sich dabei um Ausdünstungen handelt. Um elementare Stoffe, die gemeinsam mit anderen, noch unbekannten zu Vergiftungen führen.«
    »Wir reden von lediglich achtundzwanzig Gramm ...«
    »Maltynouc schwitzt nicht, wenn man diesen Ausführungen Glauben schenkt. Auch die Abgabe von Stoffwechselendprodukten kommen für diesen Verlust nicht infrage. Nahrungsaufnahme und Ausscheidung wurden exakt kontrolliert, Irrtümer sind ausgeschlossen.« Bull schwieg, ihn schwindelte.
    Er hatte dem Marshall als Erster nach dessen Gefangennahme ohne Schutzanzug gegenübergestanden. Er hatte seine Ausdünstungen – und damit auch die Schadstoffe – in sich aufgenommen, in seine Lungen eingesogen, um sie mit sich zu nehmen und im Schiff zu verteilen.
    Maltynouc hatte ihn als Medium, als Überträger verwendet! Das war der Plan des Onryonen gewesen, von der ersten Sekunde an.
    Bull wurde heiß und kalt zugleich. Hatte sein Gegner in diesem perfiden Spiel denn bereits die Gefangennahme geplant gehabt, hatte er die Vernichtung mehrerer Schiffe und den Tod einer Vielzahl von Lebewesen bewusst in Kauf genommen? Was war das für ein Wesen, das derart kaltblütig handelte?
    Wie stand es um Maltynouc selbst? War diese chemische Giftküche, über die er offenbar verfügte, Teil seines eigenen Metabolismus? Oder war sie künstlich bewirkt und würde auch ihm über kurz oder lang den Tod bringen?
    »Wie viele Ausfälle haben wir bislang zu beklagen?«, fragte er Jawna Togoya.
    »Sechsundfünfzig Bordmitglieder, die stationär in der Medoabteilung aufgenommen wurden. Dazu kommen etwa zweihundert weitere, die heftige Symptome zeigen. Allesamt stammen sie aus der JV-1. Die gute Nachricht ist, dass bislang kein Toter zu beklagen war. Es ist zwar nicht gelungen, dem Gift beizukommen oder gar dessen Wandelbarkeit zu unterbinden. Aber die Patienten werden stabil gehalten.«
    Ein Hoffnungsschimmer also. Mehr hatte Togoya nicht zu bieten. »NEMO?«
    »Ja, Reginald?«
    »Wie ist deine Einschätzung der Lage?«
    »Wir sind dem Zielgebiet ganz nahe, erreichen es in etwa zehn Minuten. Die Besatzung arbeitet ausreichend gut. Du weißt, dass ich kaum auf Hilfe von euch angewiesen bin, um die JULES VERNE am Funktionieren zu halten und ...«
    Genau darum ging es. Die Positronik NEMO war integraler Bestandteil des Schiffs. Das vegetative Gehirn. Doch es war auf Impulse angewiesen, auf Ideen. Auf Reize, die nur die Besatzungsmitglieder bewirken konnten, um das Außergewöhnliche zu schaffen. Und nicht weniger als das Außergewöhnliche wurde verlangt, nun, da sie das Schwarze Loch namens Tephaya unmittelbar vor sich wussten.
    »Wir könnten die Mission abbrechen oder aufschieben«, schlug Togoya vor. »Wir suchen eine unbewohnte Welt und begeben uns sozusagen in Isolation. Je mehr Zeit und Ruhe wir dem Ärzteteam geben, sich mit der Giftepidemie

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