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PR 2706 – Sternengrab

PR 2706 – Sternengrab

Titel: PR 2706 – Sternengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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auseinanderzusetzen, desto größer die Erfolgschancen.«
    Und desto größer auch die Chance, dass ihnen Richter Chuv entkam. So es einen Mann solchen Namens überhaupt gab. Womöglich war das Atopische Tribunal bloß eine Erfindung der Onryonen! Eine Schutzbehauptung, mit der sie von ihren eigenen Umtrieben ablenken wollten?
    Ein weiterer kleiner Alarm ertönte. Die Aufmerksamkeit aller richtete sich auf den Hologlobus. Das verschwommene Abbild eines Onryonenraumers tauchte in der Darstellung auf. Das Schiff zog mit geringer Geschwindigkeit seine Spuren durch eine Zone, die als besonders heikel für den Raumverkehr markiert war. Immer wieder wich es vom Kurs ab, schlug Haken, verschwand aus der Wahrnehmung der JULES VERNE und tauchte bald darauf wieder auf. Selbst die hochgezüchteten Funk- und Ortungsgeräte des Hantelraumers gerieten in der Nähe des Schwarzen Lochs an ihre Grenzen.
    »Sie können uns im Schutz des Paros-Schattenschirms wie gehabt nicht wahrnehmen«, sagte NEMO. »In wenigen Minuten geraten sie außer Reichweite unserer Messinstrumente. Es scheint so, als würden auch sie eine bestimmte Route abfliegen und Vermessungsarbeiten durchführen. Wie der Raumvater, dem wir vor einigen Stunden begegnet sind.«
    Das Auftauchen des Onryonenraumers war wie ein Fingerzeig für Bull. Warum sollten ihre Gegner Schiffe kreuzen lassen und das Gebiet rings um Tephaya erforschen, wenn sie nichts zu verbergen hatten?
    Er traf eine Entscheidung aus dem Bauch heraus. Er folgte einem Gefühl wie so oft in seinem langen Leben.
    »Wir bleiben auf Kurs«, sagte er mit fester Stimme. So laut, dass jedermann in der Zentrale ihn verstehen konnte. »Wir holen uns diesen Richter Chuv, und wir bekommen die Probleme an Bord in den Griff. Kurs halten!«
    Togoya nickte und gab die Anweisung weiter, einige Besatzungsmitglieder atmeten gut hörbar durch. Es gab kein Zurück mehr, ihr Weg war vorgezeichnet.
     
    *
     
    Es herrschte Stille. Die Besatzungsmitglieder starrten fasziniert, mitunter beunruhigt auf die unterschiedlichen Darstellungen Tephayas. Auf das große schwarze Nichts, das Masse, Licht und Energie auffraß und von neununddreißig Sonnen umkreist wurde, größtenteils auf irrwitzig erscheinenden Bahnen. Die Naturgesetze schienen ausgehebelt, zumal im Hintergrund Dengejaa Uveso lauerte, das Schwarze Loch im Zentrum der Milchstraße, vielfach größer, vielfach gieriger.
    Eine der Sonnen war deformiert. Sie würde es als Nächste erwischen, in zwei- bis dreihundert Jahren. Schon zu diesem Zeitpunkt stellte NEMO das Gestirn so dar, als würden ihm Energien abgesaugt werden, durch einen breiten Schlauch, der nahe dem Ereignishorizont Tephayas rot, blau und violett wurde und dann im Schwarz verschwand.
    Bull konnte kaum die Blicke von diesem Naturschauspiel lassen. Er wusste, dass er mit dem unbewehrten Auge etwas ganz anderes wahrgenommen hätte. Kein Schwarzes Loch, keine Jetstreams, keine Sonnenwinde, keine hyperdimensionalen Phänomene. Das Bordgehirn bereitete ihnen das alles in schaurig-schönen Bildern auf wie die Meister flämischer Malkunst der frühen Neuzeit, die bevorzugt die Apokalypse, den Engelssturz oder die Horden Luzifers dargestellt hatten. Um die Menschen abzuschrecken und dafür zu sorgen, dass sie auf dem Pfad der Rechtschaffenheit blieben.
    »Das ist die Pforte zur Hölle«, wiederholte Joska Oter Worte, die bereits viele andere beim Anblick eines derartigen Schauspiels gesagt hatten.
    »Eine davon zumindest«, murmelte Bull. Er dachte an Geschichten und Geschichtchen, die sich rings um das Zentrum der Milchstraße rankten.
    Dort war einst die Flotte der Tolkander untergegangen, die Schlacht zwischen MATERIA und Wanderer hatte ebenso in unmittelbarer Umgebung stattgefunden. Der Gordische Knoten der Sothos war dort entstanden, mit dem die Milchstraße vom Psionischen Netz abgekapselt worden war.
    Die USO hatte dort lange Zeit eine geheime Basis betrieben, dazu einige Ausbildungsplaneten, einige Forschungswelten ...
    Bull schob die Erinnerungen beiseite. Sie bereiteten ihm Unbehagen. Dieser Ort – wenn man bei einem mehrere hundert Lichtjahre durchmessenden Gebiet, das von den Schwarzen Löchern unmittelbar beeinflusst wurde, überhaupt von einem Ort sprechen konnte – stand in seinen Gedanken in Verbindung mit Leid, mit Tod, mit Untergang.
    »Zoom auf die sterbende Sonne!«, befahl er leise.
    NEMO reagierte und zeigte einen Leuchtkörper in Großaufnahme, der viel von seiner Kraft verloren hatte,

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