PR 2706 – Sternengrab
der matt wirkte und es längst nicht mehr schaffte, sich gegen jene Gewalten zu wehren, die Tephaya entwickelte. Bull sah einige dunkle Flecken. Ein Einschnitt, aus dem Energie wie Blut strömte. Teilchenwolken, die das Sonnengebilde umgaben wie riesige Insektenschwärme.
Die höherdimensionalen Emissionsbilder waren kaum zu deuten. Es gab Anzeichen dafür, dass einst eine Art Leben oder Identitätsstruktur darin existiert hatte. Doch das konnte ebenso gut eine Fehlinterpretation sein. Eine von vielen, die mit dem noch weitgehend unerklärten Wissen über Sonnen und deren Strahlbildern einherging.
»Warum sollte sich der Atop Chuv ausgerechnet diesen Ort als Sitz ausgewählt haben?«, fragte Oter. »Natürlich bleibt er in diesem Chaos weitgehend unentdeckt. Doch wenn man all die Schwierigkeiten bedenkt, die mit der An- und Abreise einhergehen ...«
»Ich hoffe, dass wir das den feinen Herrn bald selbst fragen können.« Bull warf einen letzten Blick auf Tephaya, das Sternengrab. Dann gab er Befehl, eine realitätsnahe und weniger bedrohliche Darstellung ihrer Umgebung im Hologlobus zu zeigen.
Oter räusperte sich. Er gab sich nun wieder sachlich und unbeeindruckt von der Umgebung. »Wir haben exakt jene Position eingenommen, deren Koordinaten wir aus der Positronik des Onryonenschiffs gezogen haben. Die Meta-Orter sind an der Arbeit, ebenso die Kantor-Sextanten. Sollte sich etwas Ungewöhnliches in unmittelbarer Nähe befinden, entdecken wir es auch.«
Tephaya war nur noch sechs Lichtmonate entfernt. Bull hätte lieber sechstausend angemessen. Ihn juckte es im Nacken, sein Magen grummelte. Das Bild völliger Schwärze wirkte in ihm nach. Es sprach einen Urinstinkt an. Er fühlte sich wie ein Urmensch, der hilf- und ahnungslos auf einen Baum starrte, der eben von einem Blitz gespalten und in Flammen gesetzt worden war. Es war eine dieser Situationen, in denen er nur zu gut verstand, warum nahezu alle Völker des Universums irgendwann einmal in ihrer Geschichte einen Götterglauben entwickelt hatten.
»Treffer!«, rief eine Ortungsexpertin und hob die Hand. Fleurie Irgendwas hieß die Frau, eine in die Zentrale hochgezogene Spezialistin aus einem Labor, die erst vor einer Stunde ihre erste Schicht angetreten hatte. Sie ersetzte einen kranken Kollegen.
»Auf den Hologlobus!«, erinnerte Joska Oter sie. »Die Daten an die Kollegen und an NEMO zur Gegenkontrolle, an die Kommandantin, an Bull, an die Koko-Abteilung. Alles detailgenau protokollieren. Und ich bitte darum, das Händeheben zu unterlassen. Wir sind hier nicht in der Schule, Fleurie.«
»J... ja, Sir.«
Die junge Frau zog den Kopf zwischen die ungewöhnlich breiten Schultern. Sie arbeitete rasch und erledigte, was Oter von ihr forderte. Aber sie war nun mal neu in dieser Funktion. Es mangelte ihr an Erfahrung, an Feinabstimmung im Umgang mit Kollegen der eigenen und anderer Abteilungen.
Bull sichtete rasch die Resultate der Entdeckung. »Ein Objekt also. Genauer geht’s nicht?«
»Es zeigt ähnliche Emissionsstrukturen wie die Schiffe der Onryonen«, sagte Oter. »Es ist zum Schwarzen Loch hin ... abgetaucht und kann nicht in all seinen Facetten angemessen werden.«
»Glaubst du, dass es sich um das Versteck des Richters handelt?«
»Möglich wäre es. Er muss über beeindruckendes technisches Gerät verfügen, wenn er es wagt, sein Quartier derart nahe am Ereignishorizont aufzuschlagen.«
»Ist dieses Schiff oder Habitat für uns denn erreichbar? NEMO?«
»Ja. Allerdings gibt es einige Unwägbarkeiten.«
»Wie hoch schätzt du demnach das Risiko eines Scheiterns für die JULES VERNE?«
»Es liegt bei etwa acht Prozent, dass wir dem Schwerkraftsog erliegen.«
»Acht Prozent ...« Er schluckte. »Vorsichtige Annäherung!«, befahl er dann. »Mit gemäßigter Sublichtbeschleunigung. Messpunkte werden exakt eingehalten, die Resultate doppelt und dreifach kontrolliert, bevor wir weiterfliegen. Ich bitte um größtmögliche Vorsicht. Achtet auch auf Schiffe der Onryonen. Nachdem der Richter offenbar in der Lage ist, sich nahe dem Ereignishorizont zu halten, kann es durchaus sein, dass auch andere Schiffe unserer Gegner an diese Umgebung angepasst wurden.«
Bull erhielt Zustimmung von allen Seiten. NEMO machte sich daran, einen Kurs gemeinsam mit dem Piloten Bert Cenda zu errechnen, der diensthabende Emotionaut Rookal Zawatt mischte sich ebenfalls in die Entscheidungsfindung ein. Es ging um Marginalien, die Bull nicht weiter kümmerten.
Er sah
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