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PR 2706 – Sternengrab

PR 2706 – Sternengrab

Titel: PR 2706 – Sternengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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sich um. Vier Mitglieder der Zentralebesatzung waren während der letzten Stunden ausgefallen, bei acht weiteren hatte NEMO die bereits bekannten Symptome entdeckt. Sie standen unter besonderer Beobachtung, weitere Ersatzkräfte warteten Gewehr bei Fuß. Doch derzeit deutete nichts darauf hin, dass sich die Situation weiter verschlimmern würde, zumal die Nachrichten aus der Medoabteilung immer optimistischer klangen. Es schien, als würde sich die Giftattacke Caileec Maltynoucs als Rohrkrepierer erweisen.
    Ein Windstoß fauchte durch die Zentrale, er fuhr durch Bulls kurz geschnittenes Haar. Er sah sich irritiert um, wie auch Jawna Togoya, Joska Oter und einige andere seiner engsten Mitarbeiter.
    Da war nichts. Niemand. Und dennoch standen Bull mit einem Mal die Haare zu Berge.
    Dann sah er es. Besser gesagt: ihn. Einen Zwerg. Ein Geschöpf von etwa sechzig Zentimetern Größe.
    »Ilz Namib«, sagte die Kommandantin. Sie starrte auf den Kleinen, der vor dem erhöhten COMMAND-Podest stand. »Was willst du hier?«
    Das Wesen antwortete nicht. Es war transparent. Ein Holo-Abbild, das Störungen zeigte und flackerte.
    Bull erinnerte sich augenblicklich an den Namen und an die Rolle des Metaläufers in der Historie der JULES VERNE. Er war eine Art Phantom, das durchs Schiff spukte. Besatzungsmitglieder hatten von mehreren Dutzend Sichtungen berichtet, gesichert waren lediglich zwei. Er hatte den Status eines guten Geistes, der mahnte und vor Gefahren warnte.
    Es wurde still in der Zentrale. Aller Augen richteten sich auf den kleinen, etwas dicklich wirkenden Mann mit dem roten Bart.
    »Ilz Namib«, wiederholte Bull. »Was möchtest du uns sagen?«
    Nichts. Keine Reaktion. Nur Blicke aus kühlen schwarzen Augen sowie Handbewegungen, die alles Mögliche bedeuten mochten.
    Bull stand auf, ging die Stufen hinab, stellte sich neben das Holo des Metaläufers. Der Kleine reagierte auf seine Anwesenheit und wollte sich ihm zudrehen, schaffte es aber nicht.
    War er in seiner Bewegungsfreiheit eingeengt? Oder war er bloß ein Gedanke, ein Programm, das nicht darauf eingerichtet war, eine Kommunikation zu führen?
    Bull streckte die Hand aus. Etwas ging vor sich, was bedeutend war. Die Metaläufer von Evolux hatten jene Um- und Anbauten vorgenommen, denen die JULES VERNE ihre Einzigartigkeit verdankte. Alle Aggregate, die sie angegriffen und bearbeitet hatten, leisteten seitdem ein Vielfaches dessen, wozu der Hantelraumer zuvor in der Lage gewesen war.
    Seine Hand fuhr durch das Bild. Bull meinte, geringen Widerstand zu fühlen. Ilz Namib öffnete den Mund, als wollte er sich über die – scheinbare – Berührung beschweren, schloss ihn aber rasch wieder.
    Der Metaläufer hob die Hände. Richtete seine Arme nach links aus, an Bull vorbei. Er stand außer Frage, dass er etwas mitteilen wollte und nicht die Möglichkeit fand, auf geeignetere Weise mit ihnen Kontakt aufzunehmen.
    Dann erklangen Alarmsirenen. Wie Glockengebimmel, das von den Kirchtürmen einer Stadt tönte, um auf Gefahren aufmerksam zu machen, die zur selben Zeit an verschiedenen Orten ausbrachen.
    Mehrere Frauen und Männer in der Zentrale schrien auf, ein Ferrone hastete aus dem Raum, eine Terranerin erbrach sich über ihr Pult. Es herrschte unbeschreibliches Chaos, von einem Moment zum nächsten. Inmitten all des Trubels stand Ilz Namib, unberührt und ungerührt. Er deutete immer noch in eine bestimmte Richtung, und wenn Bulls Instinkte richtig funktionierten, meinte er die Medoabteilung.
    Der Boden bebte. Eine Druckwelle drohte ihn von den Beinen zu reißen. Dann hüllte ihn Lärm ein wie von einer Explosion. NEMOS Stimme erstarb, es wurde dunkel.
     
    *
     
    Die Biopositronik blieb nicht lange stumm. Eine dezentrale Spracheinheit übernahm die Rolle der alten, offenbar zerstörten.
    »Detonationen an mehreren Stellen im Schiff«, meldete NEMO. »Bislang wurden vierzehn, nein, fünfzehn angemessen.« Und nach einer kurzen Pause: »Sechzehn.«
    »Was ist explodiert?«, hakte Bull nach. Er blickte auf ein Holo, das die Kugelzelle der JV-1 darstellte. Die Detonationen waren in unmittelbarer Nähe erfolgt, die meisten davon in der Medoabteilung.
    »Es ist mir ein Rätsel«, gestand die Positronik, »aber es scheint so, als würden die vom Gift befallenen Wesen damit in Zusammenhang stehen.« Wiederum zögerte sie und sagte dann: »Vierundzwanzig.«

2.
     
    Caileec Maltynouc war zufrieden. Reginald Bull, der Gegenspieler, hatte zwar Teile seines Plans durchschaut,

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