Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR 2706 – Sternengrab

PR 2706 – Sternengrab

Titel: PR 2706 – Sternengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
Vom Netzwerk:
aber längst nicht verstanden, mit wem er es eigentlich zu tun hatte.
    Wie denn auch? Die Angehörigen der Milchstraßenvölker hatten niemals zuvor mit einem wie ihm zu tun gehabt.
    Maltynouc dachte an die Opfer, die er zu bringen hatte, um sein Ziel zu erreichen. Sie waren schmerzhaft, sie würden ihm viel abverlangen. Doch er war nun mal ein Marshall. Ein Ordnungsbringer. Die Atopen erwarteten, dass er alles für das Tribunal gab.
    Er konzentrierte sich auf das Wesen vor ihm, auf diesen Kendrest. Der Ara glaubte, ihn durchschaut zu haben und ihn mithilfe einer Kleinkinder-Psychologie in seinem Sinne beeinflussen zu können. Aber er war völlig ahnungslos. Kendrest glaubte, bei ihm mit der Androhung von Folter und unbedarften Versuchen, ihm Pein zuzufügen, irgendetwas zu bewirken.
    Was für ein Einfaltspinsel.
    Maltynouc setzte sich auf die Liege. Die Körperbomben würden in wenigen Augenblicken hochgehen. Er musste sich vorbereiten. Kendrest protestierte, doch das interessierte den Marshall nicht sonderlich. Der Ara war bereits tot, auch wenn er es noch nicht wusste.
    Maltynouc konzentrierte sich. Der schwierigste Part seiner Aufgabe wartete auf ihn.
    Kendrest sah ihn an. Seine roten Augen waren von dem gezeichnet, was in ihm tobte. Er erschrak. Wollte zurückweichen. Mithilfe seiner merkwürdigen Zahnimplantate Hilfe herbeiholen oder sich selbst schützen. Doch es gab keine Rettung. Nicht für den Ara, nicht für die anderen Besatzungsmitglieder.
    Es begann.

3.
     
    Bull ließ Ilz Namib stehen und überließ Togoya das Kommando. Sie war die Richtige, um Ordnung ins Chaos zu bringen. Die Posbi-Kommandantin strahlte die notwendige Ruhe aus und wusste auch ganz genau, welche Hebel sie betätigen musste, um die Kontrolle über das Durcheinander im Schiff zurückzugewinnen.
    Den Unsterblichen hielt es nicht länger in der Zentrale. Er musste etwas tun, musste aktiv eingreifen. Er schnappte sich einen SERUN, schlüpfte rasch hinein, beorderte zwei TARAS, ihm zu folgen, eilte Gänge und Wege entlang. Wie schon am Vortag, als Ghiyas Khosrau in einen Unfall verwickelt worden war und seinen Arm – scheinbar – verloren hatte, wollte er so rasch wie möglich vor Ort sein. Um zu sehen, um zu sondieren. Um sich mit all seiner Erfahrung einzubringen und die Situation richtig einschätzen zu können.
    Unmittelbar hinter dem Hauptschott lag die Hülle eines Schutzanzugs, zerfetzt und zerschnitten, von dem Träger war keine Spur zu sehen. Die Infrastruktur ringsum war völlig zerstört. Gangwände waren eingedrückt, Schläuche und Kabel lugten aus der Decke hervor. Irgendwo zwischen Dampfschwaden zischte ein Rettungsroboter vor sich hin. Er erstickte ein Schwelfeuer und sog giftige Schadstoffe ab.
    Bull hielt sich nicht lange auf. Er eilte weiter. Hin zur Medoabteilung. Hin zum vermeintlichen Epizentrum all dieser Geschehnisse.
    Robotersonden schossen kreuz und quer durch die Gänge, einige Besatzungsmitglieder torkelten an ihm vorbei. Ein Terraner öffnete eben seinen Schutzanzug und spie Blut, bevor er vornüberstürzte und regungslos liegen blieb. Ein Geräusch erklang, als würde jemand eine Nuss knacken. Der Ton drang aus dem Körper des Verletzten, der Stoff seiner Kleidung wölbte sich am Bauch nach vorn.
    Bull blickte entsetzt beiseite und hastete weiter. Medoroboter waren allerorts. Sie würden helfen, sofern es noch Hilfe für den Mann gab.
    Er erreichte die Medoabteilung, öffnete die Tür, stürmte ins Innere – und blieb stehen.
    Was er sah, übertraf seine schlimmsten Erwartungen. Die Zerstörungen hatten Dimensionen angenommen, die er an Bord der VERNE für unvorstellbar gehalten hatte. Nichts war mehr so, wie es einstmals gewesen war. Wände waren verschwunden, Bodenflächen ebenso, die Decken eingestürzt. Trümmerhaufen glosten, Metallteile waren mit Kunststoff verschmolzen. Bull maß Sauerstoffwerte an, die ein Atmen unmöglich machten.
    Er aktivierte den Schutzschirm und flog langsam in den Trümmerbereich hinein. Mitglieder der internen Sicherheit waren bereits zugange. Sie arbeiteten stumm und gewissenhaft, suchten nach Überlebenden dieser Katastrophe.
    Bullorientierte sich. Der Anzug zeigte ihm die ursprüngliche Struktur der Medoabteilung. Dort, wo nun einige Stützstreben senkrecht in die Tiefe reichten bis zur Ebene darunter in den Gemeinschaftsraum eines Mannschaftsquartiers, hatte sich früher einmal jenes Isolationszimmer befunden, in dem Caileec Maltynouc gefangen gehalten worden war. Es

Weitere Kostenlose Bücher