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PR 2706 – Sternengrab

PR 2706 – Sternengrab

Titel: PR 2706 – Sternengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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konnte sie nicht zu einem sinnvollen Ganzen zusammenfügen.
    Eine Explosion gewaltigen Ausmaßes ...
    Eigentlich musste er sich um seine Leute kümmern. Um die Besatzungsmitglieder der JULES VERNE. Aber es war keiner zu sehen. Sie waren davongeeilt, wie auf Befehl.
    Ja. Jemand hatte ihnen mitgeteilt, dass sie die Zentrale verlassen sollten. Sie waren beeinflusst worden. Vermutlich über die Giftstoffe, die sich in ihren Körpern ausbreiteten und ihnen falsche Emotionen vorspiegelten.
    Eine Stimme drang leise, kaum hörbar zu seinem Bewusstsein vor. Bull schloss die Augen, öffnete sie wieder, fuhr sich über die Schläfen und nahm dann endlich jene Gestalt wahr, die sich auf ihn geworfen und ihn gerettet hatte.
    Jawna Togoyas Bioplastbeschichtung war fast vollständig weggeschmolzen. Vom einst fülligen schwarzen Haar waren nur noch einige Büschel übrig geblieben, die wie Unkraut von der deformierten Schädelplatte hingen. Aus dem Halsbereich drang ätzender Gestank, die Linsen der vorgeblich dunkelbraunen Augen waren aus den Fassungen gesprungen. Rotblau leuchtende Linsen fokussierten auf Bull.
    »...ch habe mich auf dich geworfen. Musste dich vor der Bombe schützen«, sagte die Posbi eben.
    Sie war also ihrer Programmierung gefolgt. Bull war dankbar dafür, dass sie doch nicht so menschlich war, wie sie es gern gehabt hätte. Die Positronik-Komponente hatte über den Bioplasma-Anteil gesiegt.
    »Du siehst nicht sonderlich gut aus.« Er deutete auf Kopf und Arme, die ebenfalls verunstaltet und kaum mehr zu gebrauchen waren. Er redete viel zu laut, kam Bull zum Bewusstsein.
    »Das bekomme ich schon mit ein wenig Schminke wieder hin.« Jawna Togoya versuchte ein Grinsen. Es misslang jämmerlich. Die Lippen waren weggeschmolzen, statt weißer, regelmäßiger Zähne ragten Stifte aus den metallenen Kiefern. Sie deutete auf ihren Brustbereich. Auf wellig geformte Schmelzmasse, unter der Stahl hervorschimmerte. »Es ist anscheinend doch von Vorteil, wenn das Gehirn in der Brust sitzt und nicht im Kopf.«
    Bull hätte gelacht, wäre die Lage nicht zu ernst gewesen. Er kannte die spezielle Anatomie der Posbi. Ihre Biopositronik saß in dem ellipsoiden Brustkorb, während im so grässlich verunstalteten Kopf lediglich periphere Positronik- und Sensorikelemente untergebracht waren. Sie hatte das Attentat ohne substanziellen Schaden überstanden.
    »Danke! Für alles.« Bull nickte ihr zu. Der Posbi, der sich selbst als Frau begriff und seit über 150 Jahren im Dienste der LFT stand, hatte sich einmal mehr als unschätzbares Mitglied der Besatzung erwiesen – und als sein persönlicher Schutzengel.
    Er drehte sich im Kreis und nahm den Raum der Zentrale näher in Augenschein. Ein TARA stand in unmittelbarer Nähe, die Arme weit ausgebreitet. Sein Körper rotierte, er hielt Wache. Unmittelbar daneben ruhte das Holobild Ilz Namibs. Ihm hatte die Explosion nichts anhaben können.
    Was wollte er noch? Er hatte warnen wollen und war offenkundig gescheitert. Warum verschwand er nicht einfach wieder? Bull hatte keine gesteigerte Lust auf weitere Rätsel. Er musste sich mit den Fakten beschäftigen, mit den Vorgängen auf der JULES VERNE.
    Wahrscheinlich war es für die unzähligen robotischen Helfer NEMOS bloß eine Sache von Stunden, die Infrastruktur in der Zentrale wieder aufzubauen. Doch das war Zeit, über die sie nicht verfügten. Er musste in eine Nebenzentrale ausweichen und sie in Betrieb nehmen. Er musste die vollständige Kontrolle über die JULES VERNE zurückgewinnen, so rasch wie möglich. Bull benötigte Daten, Zahlen, Fakten, um Entscheidungen treffen zu können.
    »Wo sind die Besatzungsmitglieder?«, fragte er Togoya.
    »Geflüchtet. NEMO hat mir Bilder zugespielt, die mir zeigten, wie sie allesamt in eine Richtung strebten.«
    Aus dem Zeigefinger ihrer rechten Hand fuhr ein Lichtfunken. Bull zuckte zusammen. Jawna Togoya hatte ihr menschliches Antlitz verloren und zeigte nun, was sie war: ein Roboter. Eine Maschine mit all ihren Möglichkeiten.
    Der Funken wuchs zu einem kugelförmigen Holo heran, in dessen Innerem Wesen zu sehen waren, die allesamt panisch durch Gänge hetzten. Sie stießen und rempelten, nahmen auf niemanden Rücksicht. Eine ältere Frau stolperte und blieb liegen. Die Horde trampelte über sie hinweg, niemand warf ihr auch nur einen Blick zu.
    »Sie sind fremdgesteuert«, sagte Togoya. »Ich vermute, dass unser Gegner mithilfe von Panikimpulsen arbeitet.« Das Holo erlosch. »Ähnliche

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