PR Action 06 Regenten Der Energie
meterlange Zunge fuhr aus dem weit geöffneten Maul und streckte sich suchend aus.
Thana war auf Hände und Füße gefallen. Sie richtete sich auf, rannte hinter der Plattform her und streckte eine Hand aus. Rhodan begriff sofort und griff nach ihr. Mühsam zog er die Arkonidin zu sich hoch.
Kaum saß sie wieder neben ihm, brachte sie einen Holzstab unter ihrem Hemd hervor und setzte ihn an ihre Lippen. Es war eine Art Flöte, und Thana beherrschte sie. Schon bald ertönten durchdringende und sehr helle Töne - und sorgten für Bewegung!
Rhodan ließ die Dörrschlange nicht aus den Augen. Zu seiner großen Überraschung beruhigte sie der Klang der Flöte. Ihre Augen verschwanden wieder hinter den Nickhäuten, welche Staub und Sand von den Pupillen wischten.
Schließlich senkte sie den Kopf und wühlte sich erneut in den heißen Wüstenboden. Kaum war sie aus Rhodans Blickfeld verschwunden, stürzten sich Dutzende von Sandvögeln auf sie hinab. Tief stießen ihre Krallen in den Boden und erreichten offensichtlich den Schlangenkörper. In gemeinsamer Anstrengung zerrten sie den Tierkörper zurück ans Tageslicht, hackten mit ihren Schnäbeln auf ihn ein und fügten ihm erhebliche Verletzungen zu.
Thana ließ die Flöte sinken und hielt sich die Nase zu.
»Das Schlangenblut riecht wirklich scheußlich«, stöhnte sie und würgte, als müsse sie sich übergeben. »Aber die Sandvögel mögen es. Sie sind ganz wild danach. Wie du selbst gesehen hast, lockt es sie an.«
»Was wäre passiert, wenn ich auf die Vögel geschossen hätte?«, fragte Rhodan. Je weiter sich die ungleichen Gefährten von der Schlange und den Sandvögeln entfernten, desto mehr verflüchtigte sich der Geruch.
»Dann wären wir beide jetzt schon tot«, antwortete das Mädchen. »Die Biester bilden Familien. Wenn man einen Vogel angreift, fühlt sich die ganze Familie attackiert - und schlägt zurück. Du kannst sicher sein, dass sie uns alle umgebracht hätten. Trotz unserer Waffen. Wir wären nicht die Ersten, die ihnen zum Opfer fallen.«
Er nickte anerkennend und glaubte ihr vorbehaltlos. Mit dieser einen Aktion hatte sie bewiesen, dass sie sich in der Wüste auskannte. Es lohnte sich, sie dabeizuhaben - ohne jeden Zweifel.
*
Während sie weiterflogen, beugte er sich über den Springer und untersuchte die Wunde, die der Sandvogel dem Mann beigebracht hatte. Sie war erschreckend tief, und sie blutete heftig. Es wurde Zeit, dass der Verletzte in Behandlung kam. Der schlichte Medo-Koffer reichte längst nicht mehr aus. Rhodan hatte die Grenzen seiner beschränkten Möglichkeiten nicht nur erreicht, sondern bereits überschritten.
»Wie weit noch?«, fragte er. Mittlerweile hatte er die Orientierung verloren. Er war sich sicher, dass sie sich auf dem richtigen Kurs befanden, konnte jedoch nur schwer abschätzen, welche Strecke sie bisher zurückgelegt hatten. Der Sturm und der wirbelnde Sand hatten ihm lange die Sicht versperrt, sodass er sich markante Punkte in der Landschaft nicht einprägen konnte.
»Nur noch ein paar Minuten«, antwortete Thana selbstsicher. »Die Felsen werden schon schwarz, und da sind auch die Bäume, die in der Nähe des Centers wachsen.«
Sie behielt recht. Schon wenig später tauchten die Gebäude von Noarto-Mantara auf. Abermals war Rhodan überrascht, wie billig und heruntergekommen die Anlage doch aussah. Vier kleinere Bauten bildeten das Medo-Center, und rein optisch
wirkten sie wie bessere Baracken, die aus Kunststoff gefertigt waren. Daran änderten auch die modernen Dachantennen nichts, die er schon von Weitem in der Sonne aufblitzen sah.
Doch der Eindruck trog, wie der Terraner nur zu gut wusste. Es war erst wenige Tage her, dass er mit Jeremon Lazaru hier vorgefahren war und um medizinische Hilfe gebeten hatte. Noarto, Erbauer, Eigentümer und Nutzer der Klinik, hatte ein weitaus größeres Behandlungs- und Forschungszentrum aufgebaut, als das bloße Auge erkennen ließ.
Rhodan ließ den Springer nicht aus den Augen. Das Gesicht des Mannes verfiel zusehends. Die Spuren des nahenden Todes waren unverkennbar. Halt durch, dachte der Großadministrator. Wir sind da.
Auch die beiden Grall hatten sich noch immer nicht erholt. Sie versuchten, sich zu bewegen, blieben aber partiell gelähmt und waren auf Rhodans Hilfe angewiesen. Gegen angreifende Sandvögel hätten sie sich nicht wehren können. Allenfalls hätten sie ein wenig mit den Beinen gestrampelt oder sich abgewendet. Mehr jedoch nicht.
Das
Weitere Kostenlose Bücher