PR Action 11 Gericht Der Regenten
Arkonidin klopfte nachdenklich mit der flachen Hand auf die Armlehne.
»Ihr habt uns nie gesagt, was Euch eigentlich an dem Schiff liegt. Warum habt Ihr es nicht einfach vernichtet? Weil es sich wehrte? Mare, Ihr habt schon ganz andere Kämpfe gewonnen! Davor hattet Ihr keine Angst. Sagt die Wahrheit!«
»Weil so viele darin gestorben sind«, sagte der Grall leise.
»Also habt Ihr ein Grab begraben.« Die Arkonidin lächelte.
»Ja.«
Etritta dachte nach. »Ihr habt viel für den Frieden in Demetria getan«, sagte sie schließlich. »Ihr und Eru Seenaa. Wir werden Euren Wunsch respektieren. Natürlich können wir nicht garantieren, dass keine Spur der AURATIA in irgendwelchen privaten Archiven bleibt. Aber wer weiß. Die Zeiten sind unruhig und aufregend, wie so oft in jungen Kolonien. Das öffentliche Interesse hat sich längst schon vom Krieg gegen die Hohen Herren abgewendet.«
Langsam strich sie sich übers Kinn. »Wir werden der Zen-tralpositronik des Palastes den Auftrag geben, ein Löschprogramm zu entwickeln und in alle erreichbaren Datennetze einzuspeisen. Am Ende soll das Programm sich selbst tilgen, sich und alle Erinnerungen an den Auftrag. Was aber die Archive des Großen Imperiums anbelangt . darauf haben wir keinen Zugriff.« Der Grall brachte ein müdes Lächeln zustande. »Davor ist mir nicht bang. So, wie die AURATIA hier im Meer des Verges-sens untergeht, wird jede Erinnerung an sie in den Informationsfluten des Imperiums versinken.«
Mühsam versuchte er sich aufzurichten, musste sich aber von dem Medorobot helfen lassen. »Mit Eurer gütigen Erlaubnis möchte ich ein letztes Mal hinabtauchen und an Bord der AURATIA gehen.«
Die Fürstin erhob sich und machte einige Schritte auf den erschöpften, gebeugten Grall zu. Dann ging sie vor ihm in die Hocke. Behutsam strich sie über den tätowierten Schädel.
»Tu das«, sagte sie sehr leise und verfiel damit in die Sprechweise ihrer Kindheit, »mögen die Sternengötter dich begleiten.« Der Grall nickte und sagte: »Ich werde sie bald von Euch grüßen.«
*
So stieg O-Mare-Teska ein letztes Mal in die Kapsel und flog ein letztes Mal über das Kristall-Land zum Meer. Er tauchte ein letztes Mal in den Abgrund des Meeres hinab und fand ein letztes Mal Aufnahme ins Schiff der Regenten.
Er sprach mit seinem Klon und fand, dass der gute Arbeit geleistet hatte. Die Hibernationskammer für die Schiffswache war fertig gestellt, das Warnprogramm betriebsbereit. Sollte im unwahrscheinlichsten aller Fälle einer der Regenten die AURATIA finden und versuchen, auf das Schiff zuzugreifen, würde die Wache auf dem Posten sein.
Dann verabschiedete O-Mare-Teska sich von seinem Klon und flüsterte ihm zu, womit er die Kapsel beauftragt hatte.
Ein letztes Mal verließ er das Schiff und stieg wieder in sein Fahrzeug.
Nacht lag über dem Palast, der in der Finsternis strahlte wie ein überirdisches Leuchtfeuer.
Die kleine Positronik an Bord der Kapsel bemerkte, wie O-Mare-Teskas Atmung aufhörte und wie sein Herz das Schlagen aufgab. Sie setzte sich mit der Positronik des Palastes in Verbindung und informierte sie über den letzten Wunsch des Toten.
Die Palastpositronik weckte die Fürstin nicht, sondern entschied, dass dem Antrag des Toten stattgegeben wurde.
Die Kapsel bedankte sich und änderte ihren Kurs. Sie stieg steil nach oben, überwand die Anziehungskraft des Planeten und trug ihre tote Last der Sonne entgegen.
*
»Doch du kannst nicht mit Sicherheit sagen, dass O-Mare-Teska dort verbrannt ist?«, fragte Lok-Aurazin den Klon.
»Nein.«
Spielt es überhaupt eine Rolle?, fragte sich der Prim-Regent. Wie es scheint, hat die damalige Fürstin O-Mare-Teskas Wunsch erfüllt. Warum? Was lag ihr an dem Grall? Und warum lag ihr nichts an dem Schiff?
Er gab dem Roboter einen Wink. Die Maschine ergriff den Memento-Helm und die Box und verließ vor dem Regenten die Zelle.
So, wie der Klon sie nach Mares Erzählungen geschildert hat, muss sie eine kluge Frau gewesen sein , dachte Lok-Aurazin. Sie wird ihre Gründe gehabt haben. Nur welche, werde ich nie erfahren.
18. Ein ZKB
Rhodan sah, wie die AURATIA aus dem roten Glutmeer der Sonne stieg, mächtig und lautlos. Sie manövrierte in Richtung des Kelches, glitt über den Raumjäger und stoppte.
Er wandte den Blick vom Holo und schaute durch die Panzer-troplon-Kup-pel nach oben. Das Magadonenschiff war nah. Es füllte den ganzen Himmel und strahlte im Glanz der Sonne wie ein eben aus
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