PR Action 14 Die Plasma Pendlerin
einen ungeübten Reservisten.
Schon tauchte er zwischen zwei riesigen Aggregaten ein. Vor ihm befand sich ein Korridor, der Hunderte Meter lang sein musste. Die Sonnenstrahlen fanden nur vereinzelt ihre Wege durch die Aufbauten, die Paulie unvermittelt an die gewaltigen Wolkenkratzer von Johannesburg erinnerten. Dazwischen herrschte Dunkelheit.
Etwas flog mit mörderischer Geschwindigkeit auf ihn zu.
Reflexartig drückte Paulie den Knüppel nach vorne und tauchte im letzten Moment unter einer Querstrebe durch. Sofort korrigierte er seinen Absturzwinkel wieder, so gut es ging.
Jetzt, da er seinem Ende doch wieder aktiv entgegenwirken konnte, wollte er die kleine verbliebene Chance nutzen. Doch er wusste, dass er — trotz offensichtlichen Bremsmanövers des riesigen Raumschiffs
— viel zu schnell auf dessen metallene Hülle zuraste.
Wenn er doch nur den Boden gesehen hätte und das Ende des Korridors!
Die Aufbauten, die zwischen ihm und der Sonne standen, wurden schmaler, die .Lücken dazwischen breiter. Bald schon mussten sie die gleiche Breite aufweisen; die dunklen und hellen Abschnitte wechselten sich im gleichen Rhythmus ab. Wie bei einem Stroboskop pulste das Bild vor Paulies Augen. Alles schien albtraumhaft schnell auf ihn zuzueilen. Schwarz-weiß-schwarz-weiß-schwarz-weiß-schwarz ...
Irgendetwas Großes, Braunes drückte sich von oben in Paulies Sichtbereich. Etwas griff nach ihm.
Jemand schrie.
Als Paulie endlich registrierte, dass er es selbst war, zeigte ihm das nächste helle Bild einen unregelmäßig geformten Block, der direkt in Flugrichtung aufragte. Zwei Bilder später füllte er Paulies gesamtes Sehen und Denken aus.
Er riss den Steuerknüppel zur Seite.
Zu spät.
*
»Großpäpu, Großpäpu! Ich hab einen!« »Gut gemacht. Halt ihn ruhig.«
»Er zieht so stark, er wird die Leine zerreißen!«
»Dann gib ihm noch ein wenig Raum. Lass ihn müde werden.«
»Aber er ist wirklich stark. Er wird sie zerreißen!«
»Halt die Rute so, wie ich es dir beigebracht habe. Zeig mit ihr zur Sonne, nicht zum Wasser!«
»Sie bricht, sie bricht!«
»Nein, das wird sie nicht, mein Junge. Schau doch, wie stark sie sich beugt und ihre Spitze der Spur des Fisches folgt.« »Und wenn er den Haken nicht mehr mag und ihn ausspuckt?«
»Das würde er wohl gern. Aber du hast ihn fest im Griff. .Gut machst du das, mein Junge.«
»Das werde ich morgen in der Spielgruppe erzählen! Werden die Augen machen, wenn ich ihnen das erzähle!«
»Jetzt nicht übermütig werden, Mo- ritz. Der Fisch ist noch im Wasser«
»Was soll ich machen, Großpäpu?«
»Genau das, was du bereits machst. Du lässt den Fisch müde werden. Siehst du, wie er bereits kleinere Kreise zieht? Fühlst du, wie er langsam schwächer wird?«
»Ich ... ich werde aber auch schwächer!« »Nicht doch, mein Junge. Du bist jung und kräftig. Ich weiß, dass du es kannst. Nun nimm mit der rechten Hand die Spule und dreh sie in deine Richtung.«
»S...so?«
»Genau so, mein Junge. Aber halt die Rute weiterhin hoch! Höher, sie muss Richtung Sonne...«
»Großpäpu!«
»Höher, Moritz!«
»Oh nein! Der Fisch - er ist weg!« »Mitsamt dem Haken. Der Gauner hat gewonnen.«
»Ich habe es falsch gemacht, Großpäpu. Nun können wir keinen Fisch am Feuer braten, und ich kann es den anderen nicht erzählen.«
»Wein nicht, mein Kleine?: Man kann nicht immer gewinnen. Komm, wir befestigen einen neuen Haken an deiner Angel. Den werde ich extra gut verknoten, damit er nicht wieder von einem frechen Fisch stibitzt wird. Das nächste Mal ziehen wir den Fisch raus!«
»Meinst du, Großpäpu?«
»Ich meine nicht, mein Kleiner. Ich weiß. Hier, nimm mein Taschentuch und schnäuz dir die Nase. Die Fische sollen nicht denken, dass sie uns bereits entmutigt hätten. Oder willst du etwa aufgeben?«
»Ich will nicht aufgeben, Großpäpu!« »Siehst du; ich nämlich auch nicht.«
*
»Ich gebe nicht auf, mein Junge«, murmelte Paulie. »Niemals:« Dann erst bemerkte er die Schwärze, die ihn umgab. Das Ruderboot" und der See verschwanden und mit ihnen auch Moritz' Augen, die ihn hinter dem großen, rotweiß karierten Taschentuch anblinzelten.
Dafür kamen die Schmerzen. Gewaltige Schmerzen, die von seinem rechten Bein ausstrahlten, ihn fast bewusstlos werden ließen.
»Moritz«, stöhnte Paulie leise und wünschte, sein Urenkel könnte ihn hören. Aber Paulie war allein. Allein in der Dunkelheit, allein mit sich und seinen Schmerzen.
Der
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