PR Action 16 Tarkalons Abgrund
akzeptieren müssen, dass du anders bist als die anderen. Doch das weißt du bereits, nicht wahr?«
Tanisha nickte zögernd.
»Gut«, sagte Betty. »Dann hast du den schwierigsten Teil bereits hinter dir. Ich kann fühlen, dass in dir nicht nur gewaltige Para-Gaben schlummern, sondern du auch eine starke Persönlichkeit besitzt. Das ist wichtig, denn nur so wirst du deine Fähigkeiten richtig entwickeln und beherrschen können.«
»Ich springe gern von Boje zu Boje«, murmelte Tanisha. »Und ich habe gefühlt, dass die Posbis dankbar waren, als ich mit ihnen gependelt habe, aber ...«
Tanisha sprach nicht weiter, »...aber du denkst, dass dieser böse Blick, wie du ihn nennst, etwas Schlechtes ist?«, half Betty aus.
Tanisha blickte auf ihre nervösen Hände, die sie nirgendwo verstecken konnte, und nickte schließlich. »Ich habe mir ausgemalt, wie es sein könnte, bei euch dabei zu sein. Bei Perry Rhodans Mutanten. Weiter zu springen als Tako Kakuta oder Ras Tschubai.«
Eine einzelne Träne rann an ihrer Stupsnase entlang und tropfte auf ihr Hemd. »Doch ich habe den bösen Blick. Er tut schlimme Dinge und macht den Menschen Angst. Er hat Mutter Angst gemacht. Sie hat gemeint, dass es wegen des Trinkens war. Weil sie es nicht verstanden hat. Und das hat sie umso verwirrter und trauriger gemacht. Da hat sie nur noch mehr getrunken.«
Sie weinte leise. »Und jetzt sind sie und Grishen tot, und ich habe nichts dagegen getan.«
Betty streckte die Arme aus, wollte Tanisha so gerne berühren. Doch sie schrak zurück. Das Mädchen musste zuerst Vertrauen fassen, um einer anderen Person körperlich nahe kommen zu können. Das hatte Betty in Perry Rhodans Gedanken gelesen, als er ihr von den Begebenheiten im Fragmentraumer der Posbis erzählt hatte.
»Der böse Blick ist nichts Schlimmes, Tanisha. Erinnerst du dich, wie ich vorhin den Nertisten gegen die Wand gedrückt habe? Daran ist nichts Böses, glaub mir.«
Betty rieb sich die Augen. Nach der Anspannung stieg eine bleierne Müdigkeit in ihr auf.
Keine großen wissenschaftlicken Erklärungen jetzt!
»Als ich ganz klein war - viele Jahre jünger als du -, hat es mir viel mehr Angst gemacht, dass ich die Gedanken der anderen lesen konnte, weil Menschen so böse Gedanken haben können.«
Sie schüttelte verwundert den Kopf, als sie Traurigkeit in sich aufsteigen fühlte. Sie hatte die damaligen Geschehnisse längst verarbeitet. Jenen schicksalsträchtigen Abend vor 200 Jahren.
Oder ist doch noch etwas zurückgeblieben?, fragte sich Betty leicht beunruhigt. Ein kleiner Stackei, wie von einem Insekt? Nein, das konnte nicht sein. Betty schob es auf die Müdigkeit und konzentrierte sich wieder auf das Mädchen.
»Der böse Blick ... schläft jetzt wieder, richtig? Wenn er wie der kommt, kümmern wir uns zusammen darum. Ich werde dir dabei helfen, Tanisha.«
Das Mädchen sah sie nur unverwandt an. In ihren großen schwarzen Augen stand ein Ausdruck, den Betty nur schwer zu deuten vermochte.
»Was ist dir passiert, als du ein Kind warst? Du hast gesagt, dass etwas Schlimmes geschah.«
Betty fuhr sich über die Augen.
»Es war kurz, nachdem Perry Rhodan aufgebrochen war, um uns die Sterne zu zeigen«, begann sie. »Die Menschheit war noch jung, unschuldig in vielem. Trotz aller Kriege und des Leides, das sie mit sich brachte. Dann geschah, wovor wir Angst hatten: Die Menschen wurden Ziel der ersten außerirdischen Infiltration.«
»Was ist das?«, fragte Tanisha, die ihr wie gebannt zugehört hatte.
»Merkwürdige Wesen kamen zur Erde und haben uns heimlich angegriffen«, antwortete Betty. »Die Individual-Verformer, wir nannten sie später IVs, übernahmen den Verstand von wichtigen Menschen und ließen sie schlimme Dinge tun. Sie wollten so die Macht auf Terra an sich reißen.«
»Sie stiegen in die Körper von Menschen?« Tanisha sah sie staunend an. Betty war froh, dass sich das Mädchen ablenken ließ.
»Genau. Von außen war ihnen nichts anzumerken. Sie übernahmen Politiker, Militärpersonen und Wissenschaftler. Wie meinen Vater.«
»Deinen Vater?«
»Ja. Ich habe meine Mutter nie gekannt und lebte allein mit meinem Vater. Eines Abends kam er nach Hause, und ich versuchte, seine Gedanken zu lesen, wie ich es immer getan hatte. Doch es waren nicht die Gedanken meines Vaters, die ich da empfing.«
Aufmerksam betrachtete Betty Ta-nishas Gesichtszüge. Seit es seine Eltern erwähnt hatte, schien das Mädchen noch stärker an ihrer Erzählung
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