PR Action 16 Tarkalons Abgrund
Wiederaufbau des Sozialsystems und der Produktionsanlagen stecken. Die entsprechenden Planungen würden einen zeitlichen Horizont von Jahrzehnten, vielleicht sogar Jahrhunderten mit sich bringen.«
Rhodans Blick bohrte sich in Solmons blutrote Augen. »Wir würden investieren, Solmon, und hätten im Gegenzug nichts weiter als eine zusätzliche Welt, die um ihre eigene Existenz kämpft. Und weshalb würden wir das tun? Weil es die Vision der Völker des Vereinten Imperiums ist, eine Gemeinschaft zu bilden, in der sich die Starken solidarisch für jene einsetzen, die Hilfe benötigen.«
Solmon biss die Zähne so stark aufeinander, dass die Kaumuskeln hervortraten. »Ich glaube Ihnen kein Wort, Rhodan!«, stieß er wütend aus und verließ den Raum fluchtartig.
Rhodan starrte nachdenklich auf die zugeworfene Tür. Bin ich zu weit gegangen?, fragte er sich. Er konnte nicht ab-
schätzen, was die Nertisten mit ihnen vorhatten, falls sie ihre Pläne gefährdet sahen. Zumindest hatte er mit Betty Toufry und Tanisha gleich zwei Mutan-tinnen in seiner Nähe, die notfalls für den entscheidenden Vorteil sorgen würden.
Die Nertisten ließen ihn mehrere Stunden allein.
Dann öffnete sich die Tür wieder, und zwei Wachen traten ein. Wortlos zerschnitten sie seine Fußfesseln und brachten ihn zurück in die Arrestzelle.
Betty und Tanisha saßen auf einer Pritsche. Er sah auf den ersten Blick, dass sich zwischen ihnen etwas verändert hatte.
Etwas musste vorgefallen sein, während er bei Solmon gewesen war.
6. - 7. Juni 2167 03:34:07
»Wie fühlst du dich?«, fragte Betty, während sie den zerrissenen Träger ihres BHs wieder zusammenknotete.
»Ich ... ich weiß es nicht«, stammelte Tanisha.
Betty horchte kurz in die Gedanken des Mädchens hinein. Tanisha hatte nicht genau begriffen, welche Absichten der Nertist wirklich gehabt hatte, außer dass er ihnen wehtun wollte. Das Mädchen war noch nicht aufgeklärt.
»Liest du in meinen Gedanken?«, wollte Tanisha mit dünner Stimme wissen.
Betty fühlte sich ertappt. Sie lächelte unsicher. »Eine automatische Reaktion«, sagte sie entschuldigend. »Ich wollte nicht ...«
»Schon in Ordnung«, beeilte sich Ta-nisha zu sagen. »Ich wollte ja auch nicht! Ich dachte, er sei längst weg, er hätte mich verlassen!«
»Wer ist zurück, Tanisha?«, fragte
Betty sanft. Wieder hatte sie kurz in die Gedanken des Mädchens geblickt und die Lösung erfahren. Sie beschloss, Ta-nishas Intimsphäre ab jetzt zu respektieren und nur noch im Notfall ihre Gedanken zu lesen.
Tanisha gab keine Antwort, und Betty wiederholte ihre Frage: »Wer ist zurück, Tanisha?«
»Der böse Blick!«, kam es zögernd von Tanisha. »Ich wollte ihn nie, doch er ist immer wieder zu mir gekommen und hat mich böse Dinge tun lassen. Dann ist er plötzlich verschwunden, und ich habe gemeint, ich hätte ihn nur geträumt. Ich habe ihn vergessen. Doch nun ... « Ihre dünne Stimme erstarb.
Betty Toufry betrachtete Tanisha nachdenklich. Wie ein Häufchen Elend stand sie vor ihr in ihrem verdreckten Baumwollhemd. Sie ließ sich auf die Pritsche nieder und schlug die Beine unter. »Setz dich mal zu mir, Tanisha«, sagte sie auffordernd.
Für einen Lidschlag zögerte Tanisha. Dann kniete sie sich doch neben Betty auf den rauen Stoff der Pritsche und blickte sie ängstlich an, als erwarte sie eine Strafe.
Ich muss behutsam Schritt für Schritt vorgehen , dachte die Mutantin.
»Schau, Tanisha«, begann sie sanft. »Du hattest vorhin völlig recht damit, dass wir nicht gleich sind.« Betty fuhr sich durch die Haare und überlegte kurz. »Niemand ist einem anderen Menschen gleich. Es ist eine Unart von uns, Personen vergleichen und einordnen zu wollen. Es hilft uns zwar, die Welt übersichtlicher und verständlicher zu machen. Doch gibt es etwas Unfaireres, als eine Person einfach in eine Schublade mit vielen anderen zu stecken und ihr damit ihre Einzigartigkeit zu stehlen?«
Betty schüttelte den Kopf. »Nein, wir sind nicht gleich, Kleine. Und doch haben wir beide in jungen Jahren schon Schlimmes erlebt. Bei mir ist es aber schon sehr lange her. Ich habe damit leben gelernt und es plagt mich schon lange nicht mehr.«
Sie fuhr sich kurz mit der Zunge über ihre Lippe. Betty war sich bewusst, dass sie ihre Worte mit Bedacht wählen musste, wenn sie das aufflackernde Vertrauen des Kindes nicht gleich wieder ersticken wollte.
»Du hast das noch alles vor dir, Tanisha«, sagte sie dann. »Du wirst begreifen und
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