PR Action 28 Das Venusgehirn
Mutanten einzusetzen war wie die Erlangung eines zusätzlichen Lebens. Er wurde vom Divestor zum Telepathen, zum Hypno, zum Frequenzseher. Es war ein metaphysischer Akt, auf den Geist, gar auf die Seele des Spenders Zugriff zu erlangen. Saquola konnte viele Leben leben, in diesem Moment das eines Teleporters, und blieb dabei doch immer er selbst. Er erweiterte sein Wesen um Nuancen des Daseins, um Splitter der Evolution.
Heißer Wind strich vom Wald herüber und trug den allgegenwärtigen Modergeruch mit sich. An diesen Aspekt der Dschungelwelt würde sich der Divestor nie gewöhnen. Es war nicht nötig. Seine Tage auf der Venus waren gezählt. Zwei letzte Aufgaben lagen vor seinem Abflug vor ihm.
Die eine betraf Tako Kakuta, die andere Perry Rhodan.
Saquola war im verlassenen Brachland außerhalb des Akademie-Geländes herausgekommen und orientierte sich. Außer bei Ausflügen der Mutantenschüler hielt sich kein Mensch in dieser Gegend auf, wie Kendrich Heysal ihm berichtet hatte.
Gelegentlich verirrte sich eine kleine Flugechse aus dem Dschungel in die Peripherie von Port Teilhard.
Hier hatte Vincent Trudeau unzufriedene Mutantenschüler angesprochen, von hier aus war Heysal mit Bereitwilligen in die Freiheit gesprungen. Dank ihnen besaß der Ferrone einen ziemlich genauen Überblick über das Areal der Akademie. Ihre Aufteilung war ihm bekannt.
Sein Blick glitt über Kuppeln und Türme, über die weißen Gebäude aus Stahl und Glassit. Er peilte eins der großen Häuser an, das Haus Alpha, in dem die Unterkünfte der Schüler und des Lehrpersonais untergebracht waren, und teleportierte.
In Nullzeit kam er an einen anderen Ort! Es war ein erhebender Vorgang, den sich jemand, der ihn nicht selbst erlebt hatte, nicht ausmalen konnte. Ein Teleporter, der seine Gabe von Geburt an besaß, würde ihr niemals dieselbe Wertschätzung entgegenbringen wie Saquo-la.
Er stand in einem abgelegenen Bereich der Kuppel zwischen zwei Gebäudetrakten. Ein Laufband in luftiger Höhe verband sie miteinander. Die Menschen, die darauf unterwegs waren, waren nicht mehr als unkenntliche Pünktchen.
Saquola lächelte. Auch ihn sah man aus der Ferne so, als irgendeinen Angehörigen der Akademie, dem es keine besondere Aufmerksamkeit zu widmen galt. Er durfte bloß niemandem zu nahe kommen, der ihn identifizieren konnte.
Er orientierte sich zum westlichen Trakt, der das Licht Sols reflektierte. Die Applikationen aus azurblauem Venusglas schimmerten in der Sonne. Sa-quola ging auf die Außenwand des Gebäudes zu und legte seine Unterarme aneinander. Durch die Berührung der beiden Armreifen wurde sein Körper in der Phase verschoben, und er wurde zum Phantom, das in der Lage war, sich durch feste Materie hindurchzubewegen. Bei seiner Flucht durch Atlan Village, durch Wände, Böden und Decken, hatten ihn die Phasenreifen aus mehr als einer Klemme gerettet.
Zaghaft drang er durch die Wand.
Er streckte den Kopf vor, um sich zu vergewissern, dass sich im angrenzenden Raum niemand aufhielt, und schob den Körper hinterher. Wie einfach es war, in die Akademie einzudringen, wenn man über die richtigen Mittel verfügte! Er durchmaß den Raum und verließ ihn am jenseitigen Ende auf die gleiche Weise, auf die er ihn betreten hatte.
Saquola hatte sich die Aufteilung der
Räumlichkeiten eingeprägt. Er wusste, wo die Unterkünfte der Zwillinge lagen, die von Heysal und dem toten Trudeau. Den Aufenthaltsort seiner Zielperson kannte er nicht. Für einen Moment dachte er darüber nach, Borram aufzusuchen und ihn zu seinem Gefolgsmann zu machen, verwarf den Gedanken aber gleich wieder.
Sein Vorstoß galt nicht dem ferro-nischen Telepathen, obwohl Saquola seinen Landsmann gern auf seiner Seite gesehen hätte. In der Crest da Zoltral hielt sich ein viel lohnenderes Objekt auf.
Nur, wo genau war Kakuta untergebracht? Ein Besucher wie der japanische Mutant erregte auf jeden Fall Aufsehen. Deshalb ging Saquola davon aus, dass die Schüler den Standort von Kakutas Quartier kannten. Leider hatte er nach Lars Jöngsters Rückzug keinen Vertrauten mehr in der Schule, den er fragen konnte. Wenn er einige Zeit auf die Suche verwendete, fand er ihn bestimmt. Nein, das war zu langwierig. Es musste eine rascher zum Erfolg führende Möglichkeit geben.
Plötzlich fiel Saquola ein, dass es eine Schülerin gab, an die er sich wenden konnte. Rosella Wong hatte zusammen mit ihrem Freund Vincent Trudeau überlaufen wollen, bevor Rhodan den Tele-kineten
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