PR Action 31 Das Erbe Des Divestors
Werktätige waren auf die unterirdischen Bänder angewiesen oder bestiegen die Schwebebahnen, welche von den Vororten in Richtung Zentrum unterwegs waren.
Manche hatten es schön gefunden, dass sie in einer Satellitensiedlung wohnten, die nicht an das Transmitternetz angeschlossen war. Das sorgte für ein wenig Ruhe vor dem Lärm und der Hektik der Stadt.
Frencha hatte am Morgen seinen Felltar ausgeführt. Danach hatte er mit seiner Frau und seinem Sohn gefrühstückt. Nemro war nach seinem Großvater, dem Vater seiner Mutter benannt worden. Nemro der Ältere - wie man ihn in der Familie nannte - war ein fröhlicher älterer Herr, der sich zum Ruhestand nach Rofus zurückgezogen hatte, aber die Familie regelmäßig besuchte.
Nemro der Jüngere, wie man seinen Enkel liebevoll nannte, war ein Lausebengel von vierzehn Jahren, der sich nicht entscheiden konnte, ob er ein schmusendes Kind oder ein erwachsener Mann sein wollte. Aber er hatte noch viel Zeit, sich das zu überlegen.
Zum Abschied küsste Frencha seine Frau auf die Wange. Sie waren schon über 25 Jahre zusammen. Nemro war ihr einziges Kind. Die Geburt war kompliziert gewesen, und sie hatten sich schweren Herzens entschlossen, keine weiteren Kinder zu bekommen. Sie hatten über Adoption nachgedacht, aber der Papierkram ...
Sie lebten glücklich. Von seiner Schwester her besaß Frencha noch vier Nichten und Neffen, die das Paar regelmäßig besuchte. Von daher gab es in ihrer kleinen, heilen Welt keinen Mangel an Kinderlachen und Spielzeug. Beide hatten sich mit der Situation abgefunden.
Frencha machte sich auf den Weg nach Thorta, wo er einen Verwaltungsposten in der Nordwerft innehatte. Es war eine gut bezahlte Stellung, für die er sich unter Mühen qualifiziert hatte. Sein Traum war gewesen, in den Weltraum zu fliegen. Doch jene Träume, genährt aus den phantastischen Romanen und Trivids seiner Kindheit, hatten sich nicht umset-zen lassen - die 5-D-Blindheit der Ferronen verhinderte, dass sie mit den anderen raumfahrenden V ölkem konkurrieren konnten.
So arbeitete er wenigstens auf einer
Werft. Jedes Mal, wenn ein Schiff, an dessen Reparatur er - wenn auch indirekt - beteiligt gewesen war, startete, schaute er von seinem Bürofenster hinaus, wie es auf einem flammenden Strahl in den Himmel ritt.
Der Anschlag des dunklen Korps traf den Tunnel, in dem Frencha auf dem Weg zur Arbeit unterwegs war. Er wurde unter Tonnen von Gestein begraben. Sein letzter Gedanke war, dass er nun nie zu den Sternen würde reisen können.
Rofus, Tschugnor
12. Juli 2169, 9.15 Uhr
Rofus war die Welt im Wega-System, die am ehesten Terra glich. Auf dieser Welt lag das zerschossene Wrack der GOOD HOPE in einem Tiefenbunker -eine ewige Erinnerung daran, wie die Geschichte der Menschheit in diesem System begonnen hatte. Das erste Vordringen der Menschheit in die Milchstraße hatte im Wega-System geendet.
Der erste interstellare Flug - in ein System von Lebewesen, welche die hierzu nötigen Dimensionen nicht erfassen konnten. Eine Ironie der Geschichte, über die sich Lin-Ba Lo noch nie Gedanken gemacht hatte.
Lin-Ba Lo hatte sich auf Rofus niedergelassen, weil hier die Sinalon-Industrie blühte. Sinalon war ein metalloider Werkstoff, der in Verbindung mit der Ausbeutung und Verwertung der reichen Vorkommen von Bodenschätzen des Planeten eine blühende Industrie begründet hatte.
Von Sinalon oder Metallurgie verstand Lin-Ba Lo nichts. Aber er konnte gewaltige Lager verwalten, ohne dass etwas verloren ging. Er beherrschte die Feinheiten der ferronischen Bürokratie. Notfalls konnte er sogar einen Stapler fahren, wenn die modernen Geräte ausgefallen waren. Er reparierte beschädigte Regalsysteme, prüfte und genehmigte
Einsatzpläne und plante Erweiterungsbauten.
An diesem Morgen war er in Halle 14 gerufen worden. Dort war vor einigen Stunden eine Lieferung von Ferrol per Transmitter angeliefert worden.
»Gibt es ein Problem?«, fragte er den Vorarbeiter.
Lin-Bas Mitarbeiter hatte schon tiefblaue Haut; nur wenige Monate trennten ihn von seiner Pensionierung aus Altersgründen. Er wirkte noch kleiner als die normalen Ferronen. Trotzdem konnte der klein gewachsene Chinese bequem auf den Ferronen hinabschauen.
Der Ferrone kratzte sich am Kopf. »Weiß nicht so recht. Gibt keine Papiere für das Zeug.« Beim letzten Wort wies er auf einen Stapel Kisten, die scheinbar planlos in der Ecke abgeladen worden waren, weil niemand wusste, wohin die Sachen sollten.
»Keine
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