PR Action 35 Ziel Physiotron
gehörte.
Bis er eines Tages noch höher auf steigen konnte ...
»Mir können Sie nichts vormachen, mein Freund - Sie freuen sich doch darauf, sich zwischen ihnen einzunisten und dem ganzen Imperium etwas vorzuspielen«, sagte der Thort und stieß ihn vertraulich mit dem Ellbogen an. Ein wenig Wein schwappte dabei aus seinem Glas. Es kümmerte ihn nicht, vielleicht merkte er es auch gar nicht.
Saquola wich hingegen mit einer kleinen Bewegung aus. Ein Rotweinfleck auf seiner weiß-goldenen, geschmackvoll verzierten Uniform hätte ihm gerade noch gefehlt.
»Aber ...« Tsamal II. hob gespielt drohend den Finger; der Anka-Wein schien ihm ein wenig zu Kopf gestiegen zu sein, vielleicht versuchte er auch, sich über den leisen Abschiedsschmerz hinwegzutrinken, den Saquola in ihm vermutete. Schließlich waren sie in den vergangenen Wochen zu Freunden geworden - oder zumindest war er, Saquola, der Freund des Thort geworden. Auch das wie geplant ...
»Aber?«, hakte er nach, als der Thort nicht weitersprach.
»Ach so, ja ...«, ergriff dieser wieder das Wort, »benehmen Sie sich in Terrania. Unabhängig von allem, was wir Vorhaben, sind Sie dort doch vor allem der Repräsentant unseres Volkes. Machen Sie uns also keine Schande.«
»Keine Sorge.« Saquola lachte kurz und leise auf. »Über mein diplomatisches Geschick brauchen Sie sich doch keine Gedanken mehr zu machen, oder? Das immerhin sollte ich inzwischen hinreichend unter Beweis gestellt haben.«
»Haben Sie, haben Sie. Schließlich haben Sie selbst mich damit um den Finger gewickelt.«
»So sehen Sie das?« Saquola legte die Stirn in Falten und spielte absolut glaubwürdig den Überraschten.
»Nein, nein«, wieder klopfte der Thort ihm auf die Schulter, »Sie haben mich überzeugt. Auf Faruk, dieser ... Ihrer ... Heimatkartoffel.« Der alte Mann lachte leise in sein Weinglas.
Saquola verzog den Mund, als sei er gleichermaßen belustigt. Seine Gedanken wanderten zurück zu dem Tag, an dem er das Wagnis eingegangen war, Tsamal II. sein größtes Geheimnis zu offenbaren, ihm sozusagen seine Geheimwaffe zu zeigen - das Backup.
Es war die richtige Entscheidung zum richtigen Zeitpunkt gewesen. Das hatte
er schnell und zu seiner Zufriedenheit gemerkt. Weichgeklopft war der Thort schon gewesen. Er hatte bereits erkannt, wie gut sie einander ergänzten, wie die beiden perfekten Teile eines Ganzen:
Der Thort konnte in ein Bündnis zwischen ihnen Macht und Möglichkeiten einbringen, Saquola steuerte höchste Intelligenz und beispielloses Charisma bei; eine Mischung, das hatte der Thort rasch erkannt, die sich optimal für seine eigenen politischen Zwecke nutzen ließ - sofern auch für Saquola etwas dabei heraussprang.
Die diplomatische Kunst hatte für Sa-quola darin bestanden, dem Thort nicht zu zeigen, worauf er wirklich aus war. Er musste ihn in dem Glauben lassen, dass er, Saquola, unter dem Thort für das Wohl des Wega-Systems wirken wollte. Und wenn sie für das Amt des Thort die Erbmonarchie durchgesetzt hatten, so sollte Tsamal II. außerdem glauben, dass Saquola erwartete, von ihm zu seinem direkten Nachfolger bestimmt zu werden.
Dass er so lange eben nicht warten und keineswegs dem Thort untergeordnet sein wollte, das musste er dem alten Mann verheimlichen. Und das gelang ihm auch.
Das Wanderer-Backup hatte in diesem Punkt ganze Arbeit geleistet. Der Thort war von der Station, dieser geheimen künstlichen Welt »innerhalb« des Asteroiden, dermaßen fasziniert gewesen, dass er wie Wachs in Saquolas Händen war und sich nach dessen Belieben formen ließ. Vorsichtig natürlich, gewissermaßen wie um ihn nicht aufzuwecken aus dem schönen Traum, in dem er sich wähnte.
Dass Saquola längst nicht alle Rätsel des Backups gelöst hatte, dass es ihm noch gar nicht wirklich zur Verfügung stand, das war für Tsamal II. nebensächlich. Wichtiger war hingegen, dass Sa-quola ihm darüber hinaus auch zeigte, wie anders als alle anderen Ferronen er zu denken imstande war - er konnte als einziger bekannter Angehöriger seines Volkes fünfdimensional denken.
Und war nicht zuletzt damit wie geschaffen als ferronischer Anker, Dreh-und Angelpunkt im Getriebe des Vereinten Imperiums - das sie, Saquola und Tsamal II., fortan für sich arbeiten lassen wollten. Und wenigstens dem Augenschein nach für ihr ganzes Volk ...
Über sein Armband erhielt Saquola Nachricht, dass sein Schiff nun startbereit sei.
»Ich komme«, antwortete er.
Der Thort reichte ihm die Hand.
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