PR Action 35 Ziel Physiotron
»Gute Reise, mein Freund. Viel Erfolg - und vergessen Sie nicht, sich regelmäßig bei mir zu melden.« Er blinzelte ihm zu.
Saquola lächelte nur. »Das werde ich
- wie vereinbart.«
Vereinbart hatten sie, dass er auf Terra für den Thort Industriespionage betrieb, was Saquola dank seiner Position auf höchstem Niveau möglich sein sollte. Daran würde er sich halten. Was gut für den Thort und damit für Ferrol war, das war langfristig auch gut für Saquola. So würde er das Fundament legen für die Herrschaft, die er dereinst antreten wollte. Und würde.
So etwas wie Zweifel kannte Saquola mittlerweile nicht mehr.
Die Reise nach Terra verlief ereignislos. Der neu ernannte Botschafter betrachtete dies als Ruhe vor dem Sturm, den er im Geheimen schon aufziehen ließ, auch wenn er erst in einigen Jahren losbrechen würde.
Als er schließlich auf dem Flottenraumhafen im Südwesten Terrania Citys empfangen wurde, musste Saquola noch einmal an jenen Tag zurückdenken, an dem er den Thort gebeten hatte, mit ihm Faruk aufzusuchen, um ihn dort in ein Geheimnis einzuweihen. Was hatte er bei diesem Gespräch noch gleich gesagt, als der Thort gemeint hatte, dass man ihn auf Tferra einen Süßholzraspler heißen würde?
Ach ja...
Saquola erinnerte sich, hörte in Gedanken, was er darauf erwiderte hatte:
Ehrlich gesagt habe ich schon eine Vorstellung, wie ich eines Tages auf Terra genannt werden möchte...
Er lächelte, als der Stellvertretende Botschafter Ferrols, sein Stellvertreter, ihn begrüßte: »Herzlich willkommen auf Terra ... Euer Exzellenz.«
Fünf Jahre später, jetzt und heute
Die dünne Schicht ausgebleichter Haare an den Seiten des ansonsten kahlen Schädels, in dem der Symbiont steckte, war von einer Patina überzogen, die Saquola an Gilb denken ließ; Gilb, wie er sonst nur uraltes, allzu stark dem Sonnenlicht ausgesetztes Papier befiel.
Eine Weile hatte er während seiner Botschaftereeit auf Terra antiquarische Bücher gesammelt. Manche von ihnen waren jahrhundertealt und erst in bereits vergilbtem Zustand konserviert worden. Wahre Sammler - zu denen Saquola sich störrisch, wie er nun mal war, in den Kopf gesetzt hatte zu gehören -verabscheuten die perfekt restaurierten und in einen fast neuwertigen Zustand zurückgeführten Ausgaben, die ebenfalls kursierten.
Für sie zählte ein Buck nur, wenn es das Alter, das ihm innewohnte, auch restlos zum Ausdruck brachte; es musste seine Würde bewahrt haben wie ein greisenhaftes Gesicht, das nie einen Chirurgen an sich herangelassen hatte, um Falten zu glätten, Alterspigmente weg-zulasem oder kahle Haarstellen nachzutransplantieren. Jede Furche, jede Linie erzählte bei Gesichtem eine Geschichte - und nicht anders war es bei Büchern: bei ihren Umschlägen ebenso wie bei ihren Innenseiten ... über die eigentlichniedergeschriebene Geschichte hinaus.
Irgendwann aber hatte Saquola auf gehört, seine Sammlung zu erweitern, und wenn er sich recht erinnerte, war dies geschehen, als er die wahre Sammelleidenschaft für sich entdeckte. Fortan sammelte er in seiner Vorstellung Zeit, Jahre, die er dem Universum abringen und sich einverleiben würde, sobald er dazu in der Lage war, den technologischen Schatz des Backups - und hier vordringlich das Physiotron - dafür einzusetzen, um dem natürlichen Verfall seines Körpers Einhalt zu gebieten.
Der Tbd sollte auf ihn so lange warten müssen, dass er ihn eines Tages völlig vergaß.
Ein faszinierender Gedanke, wie Saquola fand. Und jetzt, im Angesicht eines Mannes, der diese Gunst mit Gewissheit nie erfahren würde, spürte er die Genugtuung seiner Leistung, die kurz vor dem verdienten Lohn stand, wie einen warmen, liebkosenden Wind.
»Wozu hätten Sie mich noch ge-braucht? Warum wollten Sie mich weiter den Titel des Thort führen ... und mich überhaupt am Leben lassen?«
Tsamals Fragen schwebten immer noch unbeantwortet im Raum, obwohl Saquola die Antwort darauf kannte. Natürlich. Aber lohnte es noch, sie für den alten, verlorenen Mann zu formulieren? Durfte er ihm nicht Zutrauen, sie selbst längst zu wissen?
Saquola gab sich einen Ruck. »Ich kann Ihnen nur noch auf eine Weise Respekt zollen, Tsamal - indem ich offen mit Ihnen spreche und nicht etwa von alter Freundschaft oder dergleichen fasele, da Sie in dieser auch für mich schwierigen Lage doch die Wahrheit verdient haben. Die volle Wahrheit.«
Das Gesicht des Thort schien noch mehr zu verfallen. Es verlor fast jede persönliche Note, jedes
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