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PR Andromeda 03 - Der schwerelose Zug

PR Andromeda 03 - Der schwerelose Zug

Titel: PR Andromeda 03 - Der schwerelose Zug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
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enthielten sie; die wertvollsten Aufnahmen seiner Sammlung gingen bis ins 20. Jahrhundert alter Zeitrechnung zurück. Einige waren älter als Rhodan! Eric Satie, Big Bill Broonzy, die Comedian Harmonists… Wahre Kleinode. Egal: Tote hörten keine Schellacks.
    Sie waren ein seltsamer Zug, der sich kurz vor Ende der Frist in Richtung Ladebucht aufmachte: 129 nackte Männer und Frauen, von rund vierzig verschiedenen Planeten der Liga Freier Terraner stammend, vom Schicksal zusammengewürfelt und in dieser grotesken Lage vereint.
    Entblößt, ja, doch nicht entmutigt.
    Es erfüllte Aldus mit einem gewissen Stolz auf seine Truppe, dass sich alle nach Kräften bemühten, einigermaßen Haltung und Würde zu bewahren. Freilich wurde nicht wenig gescherzt und gekichert, um die Peinlichkeit der Situation zu übertünchen, doch erfreulicherweise hielten sich die niveaulosen Anspielungen auf diverse körperliche Mängel oder Eigenheiten in Grenzen. Nur Dallapozza konnte nicht an sich halten und gab in Einem fort Anzüglichkeiten von sich, bis ihn Aldus energisch in die Schranken wies.
    Kurz nachdem der Letzte eingetroffen warAldus ließ mehrmals durchzählen-, fiel die Schwerkraft aus. Die Meisten hatten sich vorsorglich bereits Griffe gesucht, an denen sie sich nun festhalten konnten. Ein paar Spätzünder jedoch schwebten kreuz und quer durch die Ladebucht, wobei sie darauf bedacht waren, ohne abrupte Bewegungen einen Vorsprung der Wand oder d er Decke zu erreichen.
    Dann wurde es dunkel. Stockdunkel.
    »Ruhe bewahren«, sagte Aldus, der sich für diesen Moment gewappnet hatte, mit gesetzter, kräftiger Stimme. »Keine Panik, Leute. Die kommen bald. Sie wollen etwas von uns, also werden sie uns nicht lange warten lassen.«
    »Außer sie sind Sadisten«, krähte Dallapozza. »Apropos, kennt ihr den Witz von dem Masochisten und der Nonne? Geht ein…«
    »Still!«, rief Aldus, lauter, als er gewollt hatte. Gedämpft fügte er hinzu: »Behaltet die Nerven, verdammt noch mal.«
    »Was anderes haben wir ohnehin nicht mehr«, erklang eine Stimme aus der Tiefe des Raums, die Aldus nicht identifizieren konnte. Einige lachten. Jemand begann zaghaft eine Melodie zu summen. Mit der Zeit fielen zwei, drei andere ein, dann immer mehr.
    Die Hymne der Terranischen Flotte…
    Aldus spürte mit einem Mal, wie Furcht in ihm hoch kroch, sich auf sein Denken legte wie dichter, nasskalter Nebel.
    Warum kommen die nicht?
    Die ihn umgebende Schwärze war vollkommen, nicht der geringste Schimmer ließ sich ausmachen, so weit er auch die Augen aufriss. Er biss die Zähne zusammen, damit sie nicht zu klappern anfingen. Von Atemzug zu Atemzug schien ihm, die Luft wäre dünner und schaler geworden. Idiot, schalt er sich. Du befindest dich in einer perfekt isolierten, zweihundert Meter durchmessenden Kugel! Doch in Wahrheit wusste er kaum mehr, wo er war, hatte längst jede Orientierung verloren.
    Warum kommen sie nicht?
    Er war Lui Dallapozza fast dankbar, als dieser wieder losplapperte: »Soll ich euch was sagen? Die haben uns verarscht. Die sind wahrscheinlich längst abgeflogen und lachen sich krumm und schief darüber, dass sich hier irgendwo am Rand von Andromeda 129 pudelnackte Deppen vor Angst gegenseitig… hihi!«
    Aber kaum jemand lachte.
    Warum kommen sie nicht?
    Zeit verstrich. Schweigen erfüllte fast greifbar den Raum. Aldus’ Sinne begannen, ihm Streiche zu spielen. Er vermeinte, schemenhafte Bewegungen in der Schwärze ausmachen zu können, was natürlich reine Ein bildung war. Schrak zusammen, weil er Berührungen zu spüren glaubte. Bekam auf einmal einen bitteren Geschmack im Mund..
    O Gott, ich ertrage das nicht mehr lange, schrie er in Gedanken. Warum kommen sie nicht?
    Anderen erging es ähnlich, er konnte Schluchzen hören.
    Unendlich lange Zeit später stellte er fest, dass einer der Weinenden er selbst war; er fühlte, wie sich Tränen aus seinen Augen lösten und davon schwebten in die Finsternis. Nur den Griff nicht loslassen! Sein Arm fing zu zittern an. Das Zittern breitete sich aus, wurde Schüttelfrost, dann Muskelkrampf. Er brüllte auf, weil das Licht so grell war, dass es seine Augenlider verbrannte. Gemeinsam mit 128 anderen brüllte er, denn da war Licht.
    Licht.
    Sie sind gekommen, dachte Aldus Chamberlain. Endlich sind sie da.
    Langsam, ganz langsam und sehr, sehr vorsichtig öffnete er die Augen.

 
    Ihnen bot sich ein unvergleichlicher Anblick. Wo sich die Hangartore befunden hatten, brannte Feuer, flackernd,

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