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PR Andromeda 03 - Der schwerelose Zug

PR Andromeda 03 - Der schwerelose Zug

Titel: PR Andromeda 03 - Der schwerelose Zug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
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dreidimensionale Risszeichnung des Hydroponiums erschien auf der Innenseite von Mimos Helmscheibe. Er benötigte nur wenige Sekunden, um sich zu orientieren.
    »Über uns!«, rief er. »Im Zenit der Kuppel!«
    Er blickte nach oben, konnte jedoch nichts erkennen, da ihn die Tageslichtfluter blendeten.
    Rhodan freilich war längst unterwegs.

 
    Perry kommt, um mich zu retten, dachte Lui Dallapozza. Perry kommt, um mich zu retten.
    Immer wieder formulierte er im Geist diesen einen Satz, klammerte sich an ihm fest, hielt sich mit Hilfe dieses Mantras wach und am Leben.
    Perry kommt, um mich zu retten.
    Er wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, seit ihn Takegath der AMBULANZ übergeben hatte. Irgendwann war etwas in ihm zerrissen wie eine zu stark überspannte Bogensehne. Die Qualen, fü r deren Intensität es keine Worte gegeben hatte, endeten von einem Moment auf den anderen. Nun befand er sich in einer Art Dämmerzustand; schwerelos trieb er inmitten eines rosafarbenen, süßlich prickelnden Nebelrauschens.
    Obwohl er nichts davon körperlich wahrnahm; denn er hatte keinen Körper mehr, oder jedenfalls keine Verbindung zu ihm. Er sah, schmeckte, spürte, roch und hörte nicht. Dennoch existierte er. Er fragte sich, ob er unglücklich war, und stellte verblüfft fest, dass er es nicht wusste, ja nicht einmal wissen wollte.
    War dies der Tod? Das Nirwana?
    Himmel, Hölle oder Houston?
    Er hätte sicherlich gelacht über diese Assoziation, wenn er sich nur daran erinnern könnte, wie man lachte. Er hatte gern gelacht, früher, und auch oft andere zum Lachen gebracht; das immerhin wusste er noch. Mama Da llapozzas witzigster Alleinerbe, nie um einen Spruch verlegen, Stimmungskanone an den Tischen unzähliger Kneipen und Mannschaftsmessen. Ein so genanntes echtes Original. Nicht immer stubenrein, okay, kein Übermensch, aber wer war das schon?
    Perry. Perry kommt, um mich zu retten.
    Keine Zeit verging. Unverändert schwebte er in angenehm salzigem, tiefblau schmatzendem Morast, bedürfnislos, schmerzfrei, selig. Dankbar, dass ihm die Gnade eines zweiten Mutterleibs zuteil wurde. AMBULANZ umgab ihn schützend, ernährte ihn, zeigte ihm mit zärtlicher Strenge, was sie sich dafür von ihm erwartete. Er lernte gern und schnell.
    Perry kommt, um mich zu retten.
    Er wird schon sehen, was er davon hat.

 
    Der Mann war übel zugerichtet. Er hing in einer Art Netz von der Decke herab. Wie eine Larve im Kokon, dachte Perry Rhodan. Hätte der Peilsender, der sich in den teilweise ausgetretenen Gedärmen des Unbekannten befinden musste, nicht entsprechende Impulse übermittelt, wären sie kaum auf die Idee gekommen, dass noch ein Funken Leben in seinem grauenhaft verstümmelten Körper stecken könnte.
    »Armer Kerl. Sollen wir ihn herunterschneiden?«, fragte Bruno Thomkin.
    Perry gab die Frage an den Bordarzt weiter: »Was meinst du, Mimo?«
    »Ich bin, ehrlich gesagt, überfragt. Scheint so, als hielte ihn dieses Gespinst in einer Art künstlichem Tiefschlaf. Mit gerade so viel Wärme und Sauerstoff, wie er in seiner komatösen Verfassung benötigt. Wenn wir diese Verbindung voreilig trennen, könnte das Trauma seinen Tod bedeuten.«
    »Vorschlag«, sagte Bruno: »Wir belassen ihn einstweilen, wie er ist. Die JOURNEE soll herkommen. Wir bemannen die TALLEYRAND notdürftig mit Leuten von der Freiwache und ziehen uns dann zusammen wieder in den Ortungsschutz der Sonne zurück.«
    »Klingt vernünftig. Gre k?«
    »Ich kann mich, wenn es um eine logische Analyse der bestehenden Lage geht, dieser Meinung nur anschließen.«
    Perry bildete sich ein, etwas wie Zweifel in der Stimme des Maahks bemerkt zu haben. »Aber?«, fragte er nach.
    »Mein… Gefühl«, sagte der Wasserstoffatmer, »oder vielmehr mein LemSim sagt mir, dass das genau die Vorgehens-Weise wä re, die man von uns erwartet. Wer immer >man< ist.«
    Ein Notruf, überlegte Rhodan. Dann ein Rätsel, das in die Siebzigerjahre des 20. Jahrhunderts alter Zeitrechnung zurückführt. Eine grausige Skulptur aus 119 Leichen. Und jetzt ein tödlich Verletzter, dem nicht so leicht geholfen werden kann. Was ist all dem gemeinsam?
    Die Antwort, obgleich naheliegend, fiel ihm schwer. Weil er zugeben musste, dass er perfekt manipuliert worden war und es trotz etlicher kleiner Anzeichen nicht registriert hatte. Jemand hatte ihn an diesen Ort locken wollen. Das war gelungen. Und nun sollte er, fasziniert von der mysteriösen Situation, für einen gewissen Zeitraum hier

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