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PR Andromeda 03 - Der schwerelose Zug

PR Andromeda 03 - Der schwerelose Zug

Titel: PR Andromeda 03 - Der schwerelose Zug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
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produzierte, das genauso alt war wie der Homo sapiens sapiens technicus.
    Er sah die kleine, hässliche Kiste liebevoll an.
    Uns zwei, dachte er, haben die nicht auf der Rechnung. Nie gehabt. Weil wir für sie nämlich so gut wie überhaupt nicht zählen.
    Er beugte sich über die Eingabefläche. Mit einer gewissen Feierlichkeit begann er, veraltete Hilfsprogramme und lange nicht gebrauchte Dateien aufzurufen.
    Komm schon, Mädel, dachte Bruno Thomkin zärtlich. Ich hob’s drauf, und du hast’s drin. Zeigen wir’s ihnen!

 
    »Was bitte, bei allen Sternteufeln, ist das?«
    Vorua Zaruk verschloss den Kreuzgurt über dem für ihre Kompakt-Konstitution maßgeschneiderten SERUN, dann drehte sie sich um. Die etwa einen Meter langen, dreißig Zentimeter durchmessenden, sehr massiv wirkenden Zylinder, die auf ihren überbreiten Schultern festgezurrt waren, wippten ganz leicht nach. Feixend zog die Epsalerin die Befestigungsriemen nochmals straffer. »Wieder auf dem Damm, Superhirn?«, fragte sie mit gutmütigem Spott.
    »Geht so«, antwortete Tess. »Noch ein wenig weich in den Knien. Ich war mir alles andere als sicher, dass die Transmitterverbindung klaglos funktioniert. Bei aller Wertschätzung für Alaska Saedelaere, aber ich bin nach wie vor lieber mit Ben zusammen.«
    Es war knapp gewesen, sehr knapp. Als Tess in der J-SJ-2 in den Lichtbogen des Materietransmitters gesprungen war, hatte sie mit ihrem Leben abgeschlossen. Und nachdem sie im Empfangsgerät der SPIRIT rematerialisiert war, hatte sie sich erst einmal hinlegen und verschnaufen müssen.
    »Du hast meine Frage nicht beantwortet, Kampfschwein«, sagte sie lächelnd. »Die beiden Ungetüme auf deinen zarten Schlüsselbeinenwas sollen d ie darstellen?«
    »Sagt dir der Name Ratber Tostan etwas?«
    »Genug, dass ich dich nachdrücklich bitte, mit diesen Dingern nicht in meine Richtung zu zielen.«
    »Was fast nicht geht. Tostan und sein genialer Feinmechaniker, der Swoon Posy Poos, haben das Ding damals zusammen entworfen, es aber nie gebaut, weil Tostan als nicht Umweltangepasster es schlichtweg nicht zu schleppen vermochte, trotz der Gyrostabilisation. Bruno hat mir die Pläne geschenkt, zu meinem vorletzten Geburtstag. Danach haben wir es gemeinsam zusammengebastelt. Eine Weiterentwicklung des legendären Trümmer-Tosers, eine Panzerfaust, die sogar durch einen Kampf-Shift kracht, als wäre er aus Klarsichtfolie.«
    »Ich entnehme dem, dass ich dich nic ht davon abhalten kann, dich ebenfalls in die TALLEYRAND zu begeben?«
    »Du entnimmst richtig. Weißt du, da drin ist Thomkin. Bestimmt kein Adonis, auch kein Einstein oder Waringer, eher ein dürrer, hässlicher, alternder Macho mit einem Sack voller dummer Sprüche. Aber ich mag ihn irgendwie. Und ich rieche bis hierher, dass er in Schwierigkeiten steckt und darauf wartet, dass ich ihn da raus hole.«
    »Und ich?«, fragte Tess. »Wer holt mich hier heraus?«

 
    Benjameen da Jacinta saß wie auf heißen Kohlen.
    Er hatte die JOURNEE sofort auf Kurs bringen lassen, nachdem ihm Zim von dem eigenartigen Funkimpuls berichtet hatte. Wenig später hatten sie die Signaturen der kollidierenden Schutzschirme angemessen, und die Vernichtung der J-SJ-2.
    Der Space-Jet, die Tess geflogen hatte.
    Tess, mit der in letzter Zeit keineswegs alles eitel Wonne gewesen war. Wegen des peinlichen Zwischenfalls mit Norman in der Zentrale hatten sie einen kurzen, doch ungewohnt heftig geführten Streit gehabt. Auch sonst war sie ihm zuletzt öfters auf die Nerven gegangen. Sie war so viel reizbarer, ja geradezu launisch. Verweigerte sich ihm, wenn er sich ihr näherte, und forderte ihn andererseits heraus, wenn er nicht in Stimmung war.
    Hat sie sich verä ndert, oder ich? Oder ist unsere gemeinsame Gestalt eine andere geworden?
    Er musste sich eingestehen, dass er in den letzten Tagen oftmals darüber nachgedacht hatte, ob und wie sein weiteres Leben ohne Tess verlaufen könnte.
    Pervers eigentlich, angesichts der Umstände. In vielen historischen Artikeln hatte er gelesen, dass Terraner die uralte, lang verschmähte Tugend der Solidarität wiederentdeckten, sobald sie sich einer übermächtigen Bedrohung von außen gegenüber sahen. Winzige Baronien, kleine Königreiche, große Staatengebilde waren in der Geschichte der damals noch erdgebundenen Menschheit durch äußere Feinde zusammengehalten worden.
    Bei Tess und ihm jedoch funktionierte das offensichtlich nicht. Obwohl sie sich als Versprengte kennen gelernt h atten,

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