Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR Andromeda 03 - Der schwerelose Zug

PR Andromeda 03 - Der schwerelose Zug

Titel: PR Andromeda 03 - Der schwerelose Zug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
Vom Netzwerk:
Medotechnik wissen sollten, dass er nicht bewusstlos war?
    »Gehört das noch immer zur vorletzten Runde?«, hörte er in diesem Moment Aldus Chamberlain krächzen: »Oder bereits zur letzten?«

 
    Zwei Hände wie Greifzangen rissen ihn hoch, wobei sie ihm fast die Oberarme zerquetschten. »Hö r zu, Mensch!«, sagte die Stimme fast unhörbar, doch schneidend scharf, wenige Zentimeter von seinem Ohr entfernt. »Du sprichst ab sofort ausschließlich, wenn du vorher gefragt wurdest, oder ich reiße dir deine Zunge heraus. Und du wirst mich mit >Herr< anreden. Hast du das verstanden, Aldus?«
    »J-ja. Ja, Herr.«
    »Gut. In der Tat befindet ihr euch in der letzten, entscheidenden Runde. Du hast sogar soeben einen Punkt verbucht. Und jetzt sieh mich an.«
    Aldus wurde fallen gelassen, schlug hart am Boden auf, rappelte sich hoch, nahm eine kniende Position ein. Blinzelte. Blickte nach oben, betrachtete seinen Herrn.
    Zuerst konnte er nur die Silhouette erkennen. Ein humanoider Körper, wohlproportioniert, etwa zwei Meter zehn groß, mit zwei Armen und Beinen. Als Aldus’ Augen sich angepasst hatten, bemerkte er, dass Takegaths Schädel bohnenförmig geschwungen war, wie der von Ba hpi und Diwva. Ja, er entstammte anscheinend demselben Volk; sein Gesicht wies eine starke Ähnlichkeit mit ihrem auf.
    Wenn auch nur zur Hälfte.
    Die linke Seite war ebenso wächsern glatt, hellrosa und völlig haarlos wie bei den Zwillingen, doch wirkte sie unbelebt, puppenhaft starr. Alle Mimik spielte sich in der rechten Gesichtshälfte ab, welche aus beweglichen, spiegelnden, »verchromt« erscheinenden Metallteilen bestand, wie der unverkleidete Kopf eines Roboters. An Stelle von Muskeln und Sehnen erkannte Aldus winzige Hydrauliken, Zahnräder und Transmissionsriemen, vor allem um den Mund herum. Jener zeigte ein Lächeln, so obszön und schamlos übertrieben, dass Aldus rasch den Blick senkte.
    Der Kommandant trug Kleidung aus dünner Metallfolie: eine Art Unterleibchen, unregelmäßig gefleckt in stumpfen Rot-, Braunund Bronzetönen; darüber eine ärmellose Jacke mit zahlreichen Taschen, deren Oberfläche aus millimetergroßen, matt schimmernden, grünlichen bis silbernen Punkten zusammengesetzt schien. Aldus, der ein Faible für Antiquitäten hatte, entsann sich eines ähnlichen Anstrichs, der auf Terra vor Urzeiten »Hammerschlaglack« genannt worden war. Dazu kamen eine locker sitzende, schlammig grüne, bis über die Knie reichende Hose sowie schwarze, mit spiegelnden Absätzen und leicht aufgewölbten Spitzen verzierte St iefel. Letztere, die Aldus an Schuhwerk erinnerten, wie es von den Musikern von ZZTop in deren primitiven Videos getragen worden war, konnten freilich auch mit den Füßen verwachsen, vielleicht auch verschweißt sein. Zumindest ließ sich kein Öffnungsmechanismus ausmachen. Was nicht von dieser folienartigen Kleidung bedeckt wurde, wirkte großteils ebenso kunstlos künstlich und in seiner Zweckmäßigkeit perfekt wie die rechte Gesichtshälfte.
    Dallapozza hatte offenbar durch Gesten auf sich aufmerksam gemacht, denn Takegath wirbelte zu ihm herum.
    »Sprich!«
    »Steht nicht eher mir ein Pluspunkt zu, Herr? Schließlich war ich nicht vorlaut. Äh, Herr.«
    Takegath lachte. Das Geräusch ging Aldus durch Mark und Bein. Dazu kam noch, dass die zahlreichen, sehr schmalen Zähne der rechten Gesichtshälfte dabei wackelten und offenbar leise aneinander klickten.
    »Du bist fies, Lui«, sagte der Kommandant, »und das gefällt mir an dir. Sollst deinen Punkt haben. Doch im Weiteren wollen wir uns nicht mehr mit derle i Kleinigkeiten aufhalten. Folgt mir!«
    Aldus zog sich mühsam am Behandlungsstuhl hoch, wobei
    sein Blick auf den daneben stehenden fiel, in dem Leda Zdarsky gesessen hatte. Interessiert studierte er ihre Überreste: einige Gliedmaßen, etwas Muskelfleisch, Haut und Knochen, viel Blut, der gespaltene, aufgebrochene Schädel… Erst nach Sekunden erschrak er, doch mehr als über alles andere wegen seiner Teilnahmslosigkeit.
    Bin ich schon so abgestumpft, dass mir dieser Anblick praktisch nichts mehr ausmacht’?
    Er taumelte hinter Takegath her, in einen Gang hinein, dessen Proportionen ihm bekannt und zugleich merkwürdig verzerrt vorkamen.
    Warum, wusste er nicht, doch ihm fiel eine Geschichte ein, die Dallapozzaausgerechnet Dallapozzavor scheinbar unendlich langer Zeit erzählt hatte. Wie dieser einmal in seiner Jugend, als Praktikant in den Ferien, in der Chemiefabrik gearbeitet hatte, auf

Weitere Kostenlose Bücher