PR Andromeda 03 - Der schwerelose Zug
angedeutet.
Wer, oder was, fragte sich Perry mit wachsender Spannung, befindet sich in diesem Amphitheater?
KAPITEL 14
Der Schattenspiegel
Aldus Chamberlain war nicht länger Terraner.
Er war auch noch kein Gy Enäi, doch auf dem Weg dazu. Takegath hatte seinen Verrat belohnt, indem er ihn nicht nur am Leben ließ, sondern ihm darüber hinaus die Möglichkeit gab, sich zu… verbessern.
»Ja, wen haben wir denn da?«, begrüßte ihn die süffisante Stimme der AMBULANZ, sobald er ihr Reich betreten hatte. Es war das erste Mal, dass er eine kurze Strecke an Bord der KHOME TAZ frei und unbegleitet zurücklegen durfte. »Ist das nicht Aldus von Terra, der glorreiche Sieger im Spiel Wer-istder-Fieseste?«
»Ich komme von meinem Herrn Takegath. Und deinem«, sagte Aldus.
AMBULANZ lachte schrill auf. »So, so. Du willst dich modifizieren lassen?«
»Ja. Doch es darf nur ein kleinerer Eingriff sein. Der Kommandant will mich bald wieder in seiner Nähe haben. Er schätzt meinen Rat.«
»Tut er das? Wie schön. Nun, was schwebt dir vor?«
Aldus teilte der Cyberklinik seine Wünsche mit. Während er auf dem Operationstisch lag und zusah, wie sich die gläsernen Röhren in seinen Leib bohrten, versuchte er sich daran zu erinnern, was Takegath ihm über den Schattenspiegel offenbart hatte.
Gezielt abgehörte Funksprüche hatten bestätigt, dass sich in den Sektor Jessytop tefrodische Schiffe in großer Zahl zurückzogen. Auch der entkommene Virt h hielt sich dort auf. Takegath hatte daraufhin mehrere Flotten der Gorthazi angewiesen, die Tefroder zu überfallen und ihnen den Todesstoß zu versetzen.
Aber die Gorthazi verweigerten sich!
Nicht bewusst, wohlgemerkt. Doch wann immer sie sich anschickten, Kurs gen Jessytop zu setzen, hielten sie sofort wieder verwirrt inne. Es war, als verstünden die Echsenwesen Takegaths Zielvorgabe nicht, und mochte er noch so viel befehlen. Sie zeigten zwar deutlich, dass sie gewillt waren, seinen Anordnungen nachzukommen, wie sie es auch im Fall des Maahk-Weltraumbahnhofs Hideaway-Station getan hatten. Doch sie vermochten es einfach nichtweil in ihrer durch den Schattenspiegel bestimmten Realität der Sektor Jessytop anscheinend nicht existierte. Er war, ihrem Verhalten nach zu urteilen, nicht einmal als terra incognita eingetragen, wie andere noch nicht erschlossene Gebiete; vielmehr schien es, als habe ein übergeordneter Kartograph den Sektor regelrecht aus dem Schattenspiegel herausgeschnitten. Für die Gorthazi befand sich da schlichtweg nichts, nicht einmal eine Lücke. Ihre Ortergeräte konnten anzeigen, was sie wollten; an Bord der Dienerflotten wurde wie in einer Art kollektiver Bewusstseinsspaltung agiert.
Alles Reden und Drohen Takegaths hatte sich als nutzlos erwiesen. Anscheinend vermochte der Gelbe Meister den Sektor Jessytop noch nicht wahrzunehmen. Also konnten es auch nicht die Gorthazi. Denn die Gorthazi lebten durch den Meister; ohne ihn waren sie nichts.
»Die Macht des Gelben Meisters über seine Diener ist maximal«, hatte Takegath gesagt. »Das lässt in aller Regel seine Herrschaft vollkommen und lückenlos werden. Im derzeitigen Zustand aber bringt der sonst so nützliche Schattenspiegel Nachteile mit sich.«
Der Schattenspiegel, hatte Aldus erfahren, war eine mentale Matrix, mit deren Hilfe der Gelbe Meister sein Machtzentrum erfasste, gleichsam »scannte«.
Dieses Machtzentrum sollte von nun an die Galaxis Andromeda sein.
»Aber eine Galaxis ist so gewaltig groß, dass selbst der Gelbe Meister viel Zeit benötigt, um seinen Scan zu vollenden. Zumal er sich noch im Halbschlaf befindet.«
Die Anzahl der Werte in der Matrix gab die Dichte und Detailgenauigkeit an, mit der ihr Meister Andromeda erfassen konnte. Der Schattenspiegel wurde über viele Wochen gewebt, oder besser: geknüpft, wie ein Netz. Zunächst kamen die groben Verbindungen; sie waren bereits seit längerem vorhanden. Über diese Gr undschicht wurden dann die feinen Strukturen gelegt.
Das dauerte; diesmal, aus unerfindlichen Gründen, länger als sonst.
Wo die Gorthazi weilten, war die Matrix dichter gesponnen, denn der Gelbe Meister benutzte seine Diener als mobile Knoten des Schattenspiegels, als »Relaisstellen« für seine eigene Wahrnehmungskraft.
Nur die Gy Enäi, die Auserwählten, die Kopfjäger aus der KHOME TAZ, waren nicht in den Schattenspiegel eingebunden. Deshalb agierten sie als einzige unabhängig von ihrem Meister, der sie, als eine seiner stärksten Waffen, schon
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