PR Andromeda 03 - Der schwerelose Zug
oft außerhalb seiner mentalen Reichweite eingesetzt hatte, auch in den Galaxien seiner Feinde.
Allein deshalb hatte der Gelbe Meister die Gy Enäi rekrutiert, über Jahrtausende hinweg, aus allen möglichen Völkern und Galaxien, und ihnen die Unsterblichkeit geschenkt.
Und sie hatten ihn noch nie enttäuscht…
Aldus spürte, dass die Narkose zu wirken begann. Die Augen fielen ihm zu. Sein letzter Gedanke galt den Gy Enäi.
Bald, schon bald wü rde er einer von ihnen sein.
Träumen Roboter von elektrischen Schafen?
Mimo Serieach schüttelte den Kopf. Nein, beantwortete er bei sich die Frage, die im Titel der alten, längst klassischen Geschichte aufgeworfen wurde. Nein, das Geschöpf, das sich für Lui Dallapozza hielt, hatte wohl keine Träume. Ein Computerprogramm konnte nicht schlafen, auch wenn seine Hardware und Peripherie aus organischem Material bestanden.
Voller Mitleid betrachtete Mimo den Torso mit dem ausgehöhlten Schädel. Er fühlte sich zu dem unglücklichen Hybridwesen hingezogen, vielleicht, weil auch er selbst vor kurzem verstümmelt worden war.
Wenn auch von eigener Hand…
Terranische Füchse, hatte er einmal gelesen, waren in barbarischer Urzeit mit eisernen Fallen gefangen worden. Manche hatten sich daraus befreit, indem sie sich den vom Fangeisen festgehaltenen Lauf abbissen.
An Bord der TALLEYRAND war Mimo ein solcher Fuchs gewesen.
Rückblickend wunderte er sich über die Kaltschnäuzigkeit, mit der er den Strahler gehoben und das zerquetschte, unter stählernen Trümmern eingeklemmte Bein abgetrennt hatte. Gut, er hatte unter Schock gestanden; dennoch hätte er sich das eigentlich nicht zugetraut. Aber vielleicht ging ja mit der Zeit etwas von der Entschlossenheit der anderen auf ihn über.
Vielleicht wird man ein Held, wenn man nur lang genug mit Rhodan unterwegs ist…
Er stützte sich mit dem rechten Arm auf die Krücke, beugte sich vor und fü hlte mit der linken Hand Dallapozzas Puls. Er war da, schwach zwar und sprunghaft, doch unzweifelhaft feststellbar. Er… es… lebte.
Und griff nach Mimo, mit der letzten Extremität, die ihm seine Peiniger gelassen hatten. Seine dünnen Finger verkrallten sich in Mimos Krankenhemd. Der Arzt löste sie vorsichtig und legte sie zurück auf das Laken des Bettes, das viel zu groß für den Torso wirkte.
»Ich bin selbst noch rekonvaleszent«, sagte er langsam und beruhigend, unwillkürlich in eine Sprechweise verfallend, die er sonst kranken Kindern gegenüber anwandte. »Aber meine Genesung schreitet gut voran. Der SERUN, der MedoSyn und nicht zuletzt Bruno Thomkin haben gute Arbeit geleistet. Der Stumpf ist schön verheilt, die Prothese bereits in Fertigung. Morgen werde ich dich operieren. Mit etwas Glück kann ich dir die Sprache zurückgeben. Vielleicht hast du uns ja etwas zu erzählen.«
Das Geschöpf, das Lui Dallapozza gewesen war, hob erneut die Hand, doch diesmal langsamer. Es beugte den Daumen und schloss die Finger darüber zur Faust.
Ich halt dir die Daumen, sollte das heißen.
Mimo fröstelte.
Tess schwitzte. Sie durchquerten gerade einen riesigen Markt, über dessen Buden bunte Planen aus unterschiedlichsten Materialien gespannt waren. Die Schwüle unter diesem fast lückenlosen Dach war kaum auszuhalten. Die primitiven Beleuchtungskörper strahlten eine unglaubliche Hitze ab. Dazu kam der Dunst, der von den unzähligen Kesseln aufstieg, in denen es verheißungsvoll blubberte. Doch Tess verspürte keinen Appetit, obwohl sie nicht gefrühstückt hatte. Ein wenig wackelig auf den Beinen, stolperte sie hinter Rhodan, Benjameen und JerChio her.
Etwa zehn Meter links von ihnen stahl Norman mit seinem Rüssel eine exotische Frucht von einem der Marktstände, steckte sie sich ins Maul, trötete triumphierend und flüchtete in den nächsten Seitengang.
»Norman!« Tess rannte los, wobei ihr die Leine aus der Hand gerissen wurde.
Die Leine?
Sie blieb wie vom Donner gerührt stehen. Wirbelte herum, und sah gerade noch, wie Normander echte Normanzwischen zwei Buden verschwand. Sie wollte ihm nachsetzen, doch eine Gruppe von Cothogron kam ihr in die Quere. Als die Twonoser, wie die annähernd Humanoiden wegen ihrer beiden Greifnasen von den Terranern genannt wurden, vorüber waren, ließ sich keine Spur mehr von dem Klonelefanten entdecken. Tess rief nach ihm, bis ihr die Puste ausging, doch er kam nicht wieder zum Vorschein. Niedergeschlagen kehrte sie zu ihren Begleitern zurück.
Rhodan sah sie an und seufzte,
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