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PR Andromeda 05 - Der Schattenspiegel

PR Andromeda 05 - Der Schattenspiegel

Titel: PR Andromeda 05 - Der Schattenspiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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konnten, um mit einem wohligen Schauer ihr gewohntes Leben weiterzuführen. Doch je länger die Tollerei angedauert hatte, desto stärker war Masquins Unbehagen geworden. Schließlich hatte er Tikil ungeachtet der tränenreichen Proteste der Kinder mit einem barschen Befehl zu sich zurückbeordert.
    Masquin war wütend auf Tikil gewesen. Das erste Mal, seit er den Sym-bionten auf einen Impuls hin einem Raumfahrer abgekauft und aus seinem viel zu kleinen Käfig befreit hatte.
    Der Hadur betrat die Dachterrasse, eine Gartenlandschaft von eigenartiger Unberührtheit. Ein Energieschirm hatte sie und das übrige Haus vor der Glut der nahen Explosion und der Druckwelle geschützt. Vogelgezwitscher und die rülpserähnlichen Rufe der Kleinechsen, die überall auf Tefrod ihre Heimat fanden und selbst raffinierteste Fallensysteme umgingen, empfingen ihn.
    Er trat an den geländerlosen Rand der Terrasse. Tefroder waren schwindelfrei und verfügten über einen traumwandlerisch sicheren Gleichgewichtssinn.
    Der Energieschirm war erloschen. Die Stärke der Explosion musste den Generator überfordert haben. Hätte er nur einen Augenblick früher ausgesetzt, das Haus hätte das Schicksal der Nachbargebäude ereilt, die weniger vorsichtige Besitzer gehabt hatten. Die meisten von ihnen waren nur noch Trümmerhaufen, brennende und rauchende Gebilde, die nichts mehr mit den stolzen Stadthäusern gemein hatten, die den Reichtum der tefrodi-schen Elite hinausgeschrieen hatten.
    Masquin setzte sich auf den Sims des Daches und ließ die Beine baumeln. Der Boden, der einst fünfzig oder sechzig Meter vom Dach entfernt gewesen war, war in weite Ferne gerückt.
    Eine Hand berührte seinen Arm. Masquin schreckte hoch, doch die Hand drückte ihn sanft herunter. Sie gehörte Amheret.
    »Musst du mich so erschrecken?«, fragte er. »Ich dachte, du schläfst.«
    Ihre Finger gaben ihn frei. »Entschuldige. Ich hörte dich rausschleichen ... und ich dachte, ich sehe nach dir. Hast du mich nicht gerochen?«
    Masquin öffnete den Mund, ohne einen Ton herauszubringen. Wie soll ich das?, schrie er in Gedanken. Ich bin ein Rofter! Anders als du und der Rest!
    Amherets Finger wollten wieder seinen Arm berühren, verharrten aber auf der Stelle, als sie registrierte, wie Masquin zurückwich. »Aber wenn du allein sein willst, kann ich wieder hinein .«
    »Nein.« Masquin atmete tief durch. »Nein, bleib.«
    Amheret setzte sich neben ihn. Sie hatte nur ein Leintuch um den Körper geschlungen. Ein Zeit lang saßen sie schweigend da und starrten in das Loch, das die Bauroboter in den Platz in Ylanchon gruben, an dem vor einem Tag Millionen Menschen gestorben waren.
    Masquin verspürte keine Furcht, nicht mehr. Vircho erfüllte ein merkwürdiger Frieden. Die Umrisse der riesigen Kastuns, die über dem Explosionsort schwebten und aus deren Hangars ein steter Strom von Baumaschinen sank, wirkten nicht mehr bedrohlich. Masquin schien es, als hätten sie schon immer dort am Himmel gehangen. Und da war diese Stille. Das stete Summen des Gleiterverkehrs, das er wie alle Stadtbewohner schon längst nicht mehr wahrgenommen hatte, hatte einer Lautlosigkeit Platz gemacht, die Masquin nicht für möglich gehalten hätte.
    »Keiner mehr da, was?«, sagte Amheret und deutete mit einer ausholenden Geste über die Stadt. »Feiglinge.«
    Masquin zuckte mit den Achseln. »Jeder von uns muss seine Entscheidung treffen. Und wer weiß schon, welche die richtige ist?« Er hatte Am-herets Blüte seinen Gleiter angeboten, damit die Familie die Stadt verlassen konnte, aber die Alpha-Partnerin hatte abgelehnt. »Manchmal«, hatte sie nur gesagt, »ist es am besten, einen Sturm in seinem Auge auszusitzen.« Amheret hatte Masquin zu dem Hochhaus dirigiert und das verlassene Apartment ausfindig gemacht. Masquin hatte sie gewähren lassen, ihm war es nur recht gewesen, näher an die Invasoren heranzukommen.
    »Was denkst du, wie tief ist es?«, fragte Amheret.
    Masquin überblickte die gewaltige Grube, die an Stelle der Ebene getreten war, die die Explosion hinterlassen hatte. »Vielleicht fünfmal die Höhe dieses Hauses hier?«, riet er. »Höhen sind schwer zu schätzen, aber auf jeden Fall ist das Ding verdammt tief - und sie sind noch nicht fertig.«
    Sie, das waren jetzt nicht mehr nur Baumaschinen und -roboter, sondern auch Gorthazi. Aus der Entfernung waren keine Einzelheiten zu erkennen, aber ihre echsenhafte Form, die von Nackenschildern geschützten Köpfe mit den beiden langen

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