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PR Andromeda 06 - Die Zeitstadt

PR Andromeda 06 - Die Zeitstadt

Titel: PR Andromeda 06 - Die Zeitstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Vlcek
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auf, sondern auch durch seine makellos wirkende, blau glänzende Hülle. »Sanduhren« hatte Lui Dallapozza diese Kolosse spontan genannt. Insgesamt zehn gab es von ihnen, über den ganzen Planeten verteilt. Und tatsächlich griffen diese Türme in die Strukturen von Zeit und Raum ein. Sie und die unter ihnen verborgenen subplanetaren Anlagen erzeugten die undurchdringliche Temporale Barriere, die Andromeda vom Rest des Universums abschottete. Zugleich wurde von ihnen der Zeitablauf innerhalb der gesamten Galaxis im Verhältnis zur Außenwelt beschleunigt. Zim ließ den Syntron eine kurze Überschlagsrechnung durchführen. Ganz genau kannten sie den Umrechnungsfaktor nicht, aber der Bordcomputer schätzte, dass man in der Milchstraße erst Mitte März schrieb ...
    Die engere Umgebung der Zeittürme zu meiden, hatte die bittere Erfahrung Rhodans Einsatzkommando gelehrt. Niemand wollte nochmals in den Bann eines der zeitverschiebenden Felder oder anderen temporalen Phänomene geraten, die in der Nähe der »Sanduhren« plötzlich auftreten konnten - wohl als Nebeneffekte, quasi »Kriechströme« der ungeheuerlichen Energien, die zur Erzeugung des Zeitwalls benötigt wurden.
    Die zweite markante künstliche Formation, die nun ins Bild kam, war fast noch beeindruckender. In neun Kilometern Höhe erstreckte sich, optisch nur erkennbar, wenn die niedrige Wolkendecke für einige Augenblicke aufriss, ein schmales, golden flimmerndes und flirrendes Band. Das war die Bahn des schwerelosen Zuges, die sich, S-förmig geschwungen wie die Naht auf einem Pelota-Ball, über den ganzen Planeten zog und die beiden Pole miteinander verband.
    »Da! Terminal G! « Vorua Zaruk deutete auf eine Bildfläche des Holoschirms, die Aufnahmen einer anderen Außenkamera zeigte: eine Art Bodenstation, von der aus einfach konstruierte, stahlblau schimmernde, oben offene Schachteln in einem Antigravfeld hinauf zu den Gleisen schwebten. Die Schachteln waren quaderförmig und maßen 33 mal fünfeinhalb mal fünfeinhalb Meter.
    »Das sind die Waggons«, sagte Tess Qumisha.
     
     
    Sie spürte, wie sie bei ihren eigenen Worten eine Gänsehaut bekam. Einen Moment lang glaubte sie, wieder in einem dieser entsetzlichen Waggons gefangen zu sein, auf jenen mysteriösen, sargähnlichen Containern zu hocken, mit dem schwerelosen Zug gen Norden zu rasen, ins sichere Verderben ... Sie grub die Fingernägel in die Handballen, verdrängte das Dejävu-Erlebnis.
    »Und? Wie gehen wir vor?«, fragte sie, gewaltsam ruhig. Rhodan sah Kiriaade an.
    »Wir können mit der TOURNEE noch deutlich näher heran«, sagte die Inkarnation des Nukleus. Ihre Stimme klang heiter und gelöst. »Ich bin ungleich belastbarer als beim letzten Mal. Der geistige Hauch des Widersachers stellt für mich in meiner jetzigen Stärke nur eine Art unangenehmes Hintergrundrauschen dar. Ja, richtig eklig ist das, aber nicht gefährlich. Obwohl mir die fremde Geistesmacht viel präsenter vorkommt, irgendwie wacher ... Wartet mal, ich glaube, da ... oh.«
    »Was ist?«, erkundigte sich Perry argwöhnisch.
    »Etwas geschieht«, sagte Kiriaade zögernd. »Ein neuer ... Schub. Aber noch lange nicht bedrohlich für mich«, beruhigte sie die anderen.
    »Also Kurs Richtung Nordpol?«
    »Ja.«
    »Du hast es gehört, Zim.«
    Der Emotionaut zwang die JOURNEE in eine scharfe Kurve. Tess beugte sich zum benachbarten Orterpult hinüber, hinter dem Cita inzwischen wieder allein thronte. Nachdem der Stress nachgelassen hatte, war Hörm Heinzann in die Kantine zu seinem Freund und Gourmet-Kollegen Jeremiah aufgebrochen, um sich mit attorischen Köstlichkeiten zu stärken. Das war sein gutes Recht, er hatte ja nur Bereitschaftsdienst. Und wie pflegte er so schön zu sagen: »Wenn ich vom Fleisch falle, hat auch niemand was davon.«
    Tess wartete geduldig, bis Cita die Auswertung der aktuellen Ortungsdaten abgeschlossen hatte, sich die Augen rieb und aufblickte. Dann fragte sie leise: »Konntest du schon etwas von der Polregion hereinkriegen?«
    Die Plophoserin mit den kastanienroten Haaren und der sommersprossigen Stupsnase schüttelte bedauernd den Kopf. »Nein. Aber wenn du mich fragst: Dort ist scheinbar so offensichtlich nichts, dass dort ganz sicher etwas sein muss.«
    »Schon gut.« Tess erwiderte Citas entschuldigendes Lächeln. »Ich hab schon verstanden, was du meinst. Das deckt sich mit dem, was wir dem Kartenmaterial der Gorthazi entnommen haben.« Taupan war ein einziges, planetenumspannendes

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