PR Ara-Toxin 01 - Die Galaktischen Mediziner
das Perry zuversichtlich stimmte.
Das galt für ihr Ziel; allerdings nicht für den Weg dorthin. Woraus immer der Aschensee genau bestehen mochte, Bade- oder gar Trinkwasser war es nicht. Und es roch keineswegs nach Veilchen. Perry gratulierte insgeheim Tiff und sich dazu, dass sie die Sauerstoffvorräte ihrer Anzugtornister bislang nicht angerührt hatten.
Sie schlossen die Helme und ließen sich vom Rand der Plattform in die zähflüssige Brühe plumpsen. War man mal drin, fühlte es sich gar nicht so übel an. Das hohe spezifische Gewicht der Salzlösung erleichterte das Schwimmen, wenngleich dafür bei den Tempi mehr Widerstand zu überwinden war. Aber Perry kam ganz gut voran, und Tiff glitt ohnehin wie ein Delfin durchs Wasser.
In den unregelmäßig geformten Fenstern der Hausboote, deren Architektur an eine Mischung aus naiver und surrealistischer Malerei anmutete, brannte kaum Licht, und wenn, dann nicht sehr helles. Gut für die Terraner, so war die Gefahr einer Entdeckung gering. Andererseits standen beide Monde am bedeckten, grünschwarzen Himmel. Ihr bräunlicher, die Wolken kaum durchdringender Schein reichte gerade aus, um sich an auffällig geschwungenen Giebeln und anderen markanten Punkten, die von den Lakonern bereitwillig genannt worden waren, zu orientieren.
Das Abbatoir hätten Perry und Tiff allerdings ziemlich sicher auch blind gefunden. Immer der Nase nach, in jene Richtung, aus der es am bestialischsten stank... Bald gewöhnten sie es sich ab, zwischendurch wassertretend die verschmierten Helmvisiere aufzuklappen, um besser sehen, hören oder beratschlagen zu können. Zeichensprache musste genügen; der Mief war überwältigend, buchstäblich atemberaubend. Zum Glück bogen sie, den Anweisungen folgend, vor dem Schlachthof ab. Links von ihnen erstreckte sich, weniger als 30 Meter entfernt, eine der gewaltigen, aus unzähligen reifenförmigen Leibern bestehenden Dünen, in beide Richtungen, soweit der Blick reichte. Die an riesenhafte, zusammengerollte Maden gemahnenden Kougios bewegten sich unablässig auf eine schleimig zuckende Art, die offenbar irgendwelche tief im Unterbewusstsein vergrabenen Urängste in Perry ansprach. Er bemühte sich, nicht hinzusehen.
Etwa eine Viertelstunde später reckte Tiff einen Arm über die Seeoberfläche und deutete auf ein Hausboot, das schlanker als die meisten anderen war, dafür aber höher aufragte. Sein Dach krönte ein etwas verbogener Zwiebelturm. Das entsprach der Beschreibung: Vor ihnen ankerte die Reliquiengalerie. Hier wurden Hinterlassenschaften der Götterdiener aufbewahrt; Dinge, die nach Besuchen der Raupengleiter liegen geblieben waren. Ob deren froschköpfige Besatzungen sie verloren hatten oder einfach weggeworfen, hatten die Lakoner nicht zu sagen gewusst; worum genau es sich handelte, darüber wollten sie keine Auskunft geben. Wahrscheinlich wären damit gleich mehrere Tabus gebrochen worden. Egal, Rhodan und Tifflor hätten sowieso selbst nachgesehen. Denn im Zusammenhang mit der Reliquiengalerie waren mehrfach die Begriffe »Elysium« und »Verbotener Pfad« gefallen...
Fetter, von Blasen durchsetzter, Fäden ziehender Schlick troff von ihren Anzügen, nachdem sie sich auf den Söller an der Hinterfront des schwimmenden Gebäudes gezogen hatten. Tiff sah aus wie das Monster aus der braunen Lagune, Perry sicher ebenso. Aber hier würden sie mit hoher Wahrscheinlichkeit keine gut gebauten Blondinen in knappen Bikinis treffen, die sie mit ihrem Anblick erschrecken könnten. Schade eigentlich.
Als Perry sich bei diesem Gedanken ertappte, wurde ihm klar, dass seine Lebensgeister wieder größtenteils zurückgekehrt waren.
»Helm ab, Nase zu«, flüsterte Tiff und schnitt eine Grimasse. Der Gestank der Herden wehte nur wenig gemildert bis hierher. Sie lauschten am niedrigen Tor und an einem der mit Läden verschlossenen Fenster. Nichts zu hören. Auch kein Lichtschein drang durch die Ritzen. »Wir kommen wohl außerhalb der Öffnungszeiten.«
»Dann müssen wir uns eben gegenseitig hineinbitten. Nach dir, du bist der Außenminister.«
Das Tor war nicht abgesperrt. Tiff zog den Türflügel auf, bückte sich und schlüpfte hinein. Perry blieb draußen, bis ein leiser Pfiff ihm verriet, dass er nachkommen sollte. Drinnen war es stickig und zappenduster. Da nützte auch die Restlichtverstärkung ihrer Multi-funktions-Birnen wenig.
»Alles ruhig. Niemand zu Hause«, sagte Tiff. »Ich habe auch bereits etwas entdeckt, das ein
Weitere Kostenlose Bücher