PR Ara-Toxin 01 - Die Galaktischen Mediziner
geschätzte Aerimi vom fruchtbaren Aschensee Lakon! Erlaubt mir, dass ich euch berichte, was sich jüngst in den verruchten Städten des Südens zugetragen hat...«
Minarell erzählte nicht sehr lang, und nicht sehr viel wirklich Sensationelles, wobei er aktuelle Nachrichten kräftig mit Tratsch, Scherzgedichten und schamlos ausgeschmückten Legenden durchmischte. Er musste mit seinem Repertoire noch etliche weitere Tage das Auslangen finden und sich überdies Details für die Hausbesuche aufsparen. Trotzdem waren die Zuhörer zufrieden, als er zu den Tänzerinnen und Pantomimen seiner Truppe überleitete. Hernach intonierte der Chor der Blaett weitere Lieder, zum krönenden Abschluss die klassische Kantate »Leberbrei, Leberbrei«, bei der derart herzhaft mitgejohlt und -gestampft wurde, dass Plattform und umliegende Barkhäuser zu schwanken anfingen. Im schönen Gefühl, einen vollen Erfolg eingefahren zu haben, beendete Minarell die Darbietung mit dem Hinweis, dass die berühmten Mechanischen Orakel weiterhin allgemein zugänglich seien.
Nachdem er vom Podest gestiegen war, umringten ihn zahlreiche Lakoner, junge wie alte, die sich bei ihm anstecken wollten. Freigie-big versprühte er Speichel, Eiter und andere Körperflüssigkeiten. Am ersten Tag durfte man nicht kleinlich sein, sonst sprach sich das herum. Der Andrang war groß und ließ lange nicht nach. Deshalb entging Minarell, was sich hinten bei den Automaten abspielte. Er wurde erst aufmerksam, als Uginde ihm einen spitzen, mentalen Alarmruf zusandte.
Sogleich verflog die Euphorie, und er spürte wieder die Last des Alters und der Verantwortung. »Ich bin müde. Für heute wollen wir es genug sein lassen. Entschuldigt mich, habt Verständnis«, bat er die Umstehenden und vertröstete sie auf den morgigen Vortrag. Sie zerstreuten sich widerspruchslos - ein weiteres Indiz für den Tonpfleger, dass der Einstand am Lakon-Aschensee gelungen war.
Er humpelte über den sich leerenden Platz. Nur um die Orakelmaschinen ballten sich noch Trauben von Aerimi, mit Abstand am meisten um den äußerst links postierten Apparat. Was hast du?, fragte er die ihm entgegen eilende Uginde in Gedanken. Unser Geschäft läuft blendend; weit besser, als ich zu träumen gewagt hätte.
Ja, aber auf welche Weise!, gab sie erbost zurück. Das große Orakel, das mit den... speziellen Schmuckleisten; na, du weißt schon!
Minarell begriff. Es handelte sich um jenen Automaten, in dem die beiden Zweibeiner steckten. Deshalb drückte sich seine Befruchterin so verschlüsselt aus: Die Chance, dass andere Aerimi eine zielgerichtete telepathische Kommunikation belauschten, war gering, jedoch vorhanden. Jetzt fiel es ihm wieder ein: Hatte nicht Gondüb schon kurz vor Beginn ihrer Darbietung von etwas wie Unpässlichkeit der Maschine geplappert? Was ist damit?
Ein beinfester Skandal, das ist damit im Entstehen! Ugindes ebenmäßig über die Gesichtsplatte verteilten Teiche schäumten vor Empörung. Überzeuge dich selbst!
Der Tonpfleger bahnte sich einen Weg durch die dicht gedrängt, zum Teil sogar auf- und übereinander Stehenden. Er kam trotz Ugindes Hilfe nur langsam voran, weil sich jeder an ihm reiben wollte, um Krankheitskeime zu erhaschen. Endlich hatten sie freie Sicht auf das Orakel. Dessen mechanische Greiffühler schienen völlig außer Kontrolle. Anstatt Spielkiesel ins Ovvun-Gitter zu platzieren, pieksten sie den davor herumtänzelnden Lakoner in sämtliche erlaubte und unerlaubte Körperteile, die sie trafen. Und statt kryptische Weissagungen von sich zu geben, beschimpfte die Apparatur den Kunden aufs Unflätigste! Die metallische Stimme schreckte auch nicht davor zurück, seine Ableger, Befruchterin, sonstige Verwandtschaft und sogar Kougio-Herden gröbstens zu beleidigen -sehr zum Gaudium der Umstehenden, die den außer Rand und Band geratenen Automaten noch lautstark anfeuerten.
Minarell war fassungslos. Am liebsten hätte er seine Hörbüschel eingezogen vor Scham über die unaufhörlich auf das arme Opfer niederprasselnden, äußerst ordinären Ausdrücke, Schmähungen und implizierten Tabuverletzungen.
Du musst auf der Stelle einschreiten und das abstellen!, forderte Uginde. Sollten die Vorsteher davon erfahren, verweisen sie uns unverzüglich der Siedlung, und zwar ohne Treibstoff und Proviant!
Nicht oft gab er der Befruchterin so rückhaltlos recht. Er pustete seine Sprechmembranen durch, um das volle Stimmenvolumen zum Einsatz zu bringen. Aber bevor er ein
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