PR Ara-Toxin 03 - Nekrogenesis
»Als Jugendlicher war ich der beste Sportschütze auf der Hacienda Dos Sanchoz.«
»Du schießt nur, wenn es unbedingt sein muss«, wies Garcia ihn an, »und nur, um den Gegner kampfunfähig zu machen. Vor allem Trantipon darf nicht getötet werden. Wir brauchen ihn lebend.«
»Wie gehen wir vor?«, fragte Janita.
»Ich werde PA-Unterstützung aus Habana Nuevo anfordern. Bis die Kollegen eintreffen, werden wir die Kuppel beobachten. Ich kann nur hoffen, dass die Vögel noch nicht ausgeflogen sind. Falls sie sich aus der Kuppel entfernen, bevor die PA eintrifft, werden wir allein versuchen, sie zu verhaften.«
Als sie sich auf den Weg zur forastera machten, fragte Janita: »Hast du die Kompetenz, gegen die Aras vorzugehen?«
Gracia lachte rau. »Keine Ahnung, ich nehme sie mir einfach. Jemand muss es ja tun, oder?«
Ihm war durchaus bewusst, dass die Kompetenz der PA unter normalen Umständen nicht ausreichte, um die Außenweltler zu verhaften. Aber das waren keine normalen Umstände.
Er betätigte den Sensor seines Armbandkoms und schilderte Ramirez den Fall, machte es dringend.
»Ich habe dir ja gesagt, dass die Aras Dreck am Stecken haben«, sagte Ramirez. »Wie viele Leute brauchst du?«
»Alle PA-Kollegen aus Habana Nuevo. Und wenn den Aras die Flucht gelingen sollte, muss die gesamte PA sie jagen. Auf allen Kontinenten.«
»Ich rede mit dem Polizeipräsidenten und melde mich wieder.«
Sie ließen sich von einem Antigravschacht zum Waldboden tragen und pirschten sich an die forastera heran. Das war nicht so einfach wie früher, denn es gab kein schützendes Grün mehr. Selbst die Schritte waren weithin zu hören. Statt Moos und Farnkraut war der Boden mit einer schmutzigen Kristallschicht bedeckt, die knirschend aufbrach, wenn sie belastet wurde. Immerhin gaben ihnen die mächtigen, bis zu zehn Meter dicken Stämme der gigantes , so todkrank, krätzig und angefault sie auch waren, die nötige Deckung.
Sie sahen schon von Weitem, dass der Gleiter der huebochas vor der Kuppel parkte, und verschanzten sich hinter einem gigantes- Rumpf.
»Wir scheinen Glück zu haben«, sagte Garcia.
»Sie haben auch ein Raumschiff«, warf Marco ein. »Einen Walzenraumer. Er steht meist ein paar Kilometer entfernt auf einer Lichtung. Man kann ihn vom Boden aus nicht sehen, weil die gigantes ihn verdecken.«
»Ja, wir haben es aus der Luft gesehen und.« Gracia hielt inne, als sein Armbandkom leise summte. Ramirez war zu sehen. Er grinste. »Wir kommen, Endo. Zwölf Leute in drei Gleitern. Alles, was wir haben. Und ich sage dir, wir schnappen uns diese verfluchten Aras!«
»Danke«, sagte Garcia. »Ich wusste, dass ich mich auf dich verlassen kann. Aber beeilt euch! Die Kerle haben ein Raumschiff in der Nähe. Wenn sie damit verschwinden wollen, können wir drei sie vielleicht nicht daran hindern.«
»Wir prügeln jedes Quäntchen Antriebsleistung aus den Maschinen«, versprach Ramirez. »Aber zwei Stunden wird es wohl dauern. Ich melde mich, wenn wir im Anflug sind.«
Gracia deaktivierte den Kom. Er war zufrieden damit, wie sich die Dinge entwickelten. Dennoch wusste er, dass sie jede Menge Glück benötigten. Und er hatte noch keine Idee, wie sie diesen Verbrecher Trantipon - wenn sie ihn denn erst einmal in Gewahrsam genommen hatten - zur Kooperation zwingen konnten.
Und was ist, wenn er den Vernichtungsprozess gar nicht aufhalten kann? Dann wäre Remion in der Tat verloren. Was machen wir dann mit Trantipon? Man könnte ihn nicht einmal bestrafen, weil er über Quarantäneraumer im All verfügt und wir diese Schiffe im schlimmsten Fall unbedingt benötigen werden.
Oder war Trantipon gar nicht so mächtig, wie er tat? Er nahm den Faden von vorhin auf, ohne dabei zu vergessen, hin und wieder zur Kuppel der Außenweltler hinüberzulugen. Aber dort tat sich nichts. »Dieses Raumschiff. Gehört es Trantipon?«
»Keine Ahnung. Aber die Besatzung ist bestimmt nicht aus purer Nächstenliebe hier«, antwortete Janita. »Auch ohne Trantipon wird sie Geld sehen wollen. Und ich bezweifle, dass Remion reich genug ist, um sie zu bezahlen. Mal ganz abgesehen davon, dass niemand so schnell all die Tausenden von familias davon überzeugen könnte, ihr gesamtes Hab und Gut aufzugeben und alle Ersparnisse für die Rettung auszugeben. Dann stünde man vor dem Nichts und hätte auf jeden Fall die Hilfe anderer nötig.«
»Ja, obwohl der drohende Tod ein guter Lehrmeister im Umgang mit Hab und Gut sein kann«, sagte Garcia.
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