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PR Ara-Toxin 04 - Die Eiserne Karawane

PR Ara-Toxin 04 - Die Eiserne Karawane

Titel: PR Ara-Toxin 04 - Die Eiserne Karawane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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Stimmen, und Tifflor, der ihnen lauscht, entfernt sich mit ihnen; ich verliere ihn aus den Augen.
    Das ist Julian Tifflor. Er geht über die Brücke. Zu seiner Linken sieht er die Kathedrale des Überflusses an Allem sich emporschwingen, zu seiner Rechten die siebengeschossige Pagode, in der das Bordell der Weisheit Hof hält.
    Das weiß Julian Tifflor alles noch nicht. Er spaziert, reichlich verwirrt, über die Brücke, weicht den Glaszapfen aus, hört deren Passagiere zetern und fluchen und johlen, legt den Kopf in den Nacken und schaut die Aufbauten an, die sich an beiden Seiten der Brücke in den Himmel erheben.
    Da bleibt sein Blick am Himmel hängen: schwarz und voller Sterne, das ist okay. Nicht okay ist, dass sich dieser ganze Sternensalat immerzu von hüben nach drüben bewegt, als steckte die Brücke in einem gigantischen Fass, einer rollenden Tonne, deren Innenwand aus Himmel gemacht ist.
    Viel Verkehr.
    Tifflor weicht wieder einem Glaszapfen aus, einem übervollen. Die Passanten hängen in Trauben an den Eingängen, krakeelen, kneifen und puffen einander.
    Autsch. He. Oh, la, la. Oho.
    In der linken Zeile tut sich eine Baulücke auf. Tifflor macht sich auf den Weg dorthin, der Weg, das ist kein Pappenstiel. Die Brücke macht mächtig was her, auch in der Breite.
    Dort, wo die Brücke endet, erhebt sich eine gläserne Mauer, mächtig hoch. Tifflor stemmt die Arme in die Seiten und schaut. Er sieht den Himmel, der sich gewissermaßen von oben herabdreht und sinkt und irgendwo unter der Brücke verschwindet. Wahrscheinlich, denkt Tifflor, geht er auf der anderen Seite wieder auf, schwarz und bestirnt, erreicht den Zenit, sinkt wieder herab.
    Der rotierende Himmel.
    Etwas tippt auf seine Schulter. Tifflor guckt sich um. Hinter ihm steht auf klapperdürren Beinen ein. nun ja, eine Art in die Länge gezogener Papagei, dessen grünblaues Gefieder muffig riecht. Ein Papagei mit klapperdürren Raucherbeinen. Er hat die Arme auf das Metallgespinst einer Gehhilfe gestützt. Er trägt eine blaugoldene Fantasieuniform mit Epauletten, Orden und Bandspange und einem leeren Portepee. Er reicht Tifflor bis zur Brust.
    Der Papagei kräht und krächzt etwas. Tifflor hebt hilflos die Arme, lächelt. »Ich spreche die hiesige Sprache nicht, Kamerad.«
    »Tunnel im Tunnel«, hört er die Kreatur jetzt, es klingt wie eine Verwünschung. »Vergesslich werde ich staubige Mumie. So und zack, an ist der Lingulator! Kommst du öfter hierher?«
    »Eher selten«, gibt Tifflor zurück. »Im Vertrauen: Ich weiß nicht einmal, wo ich überhaupt bin!« Er macht eine alles umfassende Geste.
    »Wie kann man das nicht wissen?«, wundert sich der gestreckte Papagei. »Das ist die Brücke!«
    »Aha«, sagt Julian Tifflor. »Eine Brücke. Was überbrückt sie denn?«
    »Sie umbrückt die Zone«, antwortet der Papagei. »Was sonst?« Er hantiert mit seinen kleinen, schwarzen Händen an der Gehhilfe. Sie schwingt herum und schwebt langsam los. Tifflor sieht, dass der Papagei mit metallischen Bändern in dem Gehhilfengespinst befestigt hängt. Sicherheitsgurte? Fesseln?
    »Wer bist du?«, ruft Tifflor ihm nach.
    »Wutoun. Der einzig wahre. Wer sonst?« Der Papagei betrachtet Tifflor mit seinen ovalen, seegrünen Augen. »Was stehst du hier rum? Hier gibt es nichts zu sehen!«
    »Das würde ich nicht sagen.« Tifflor weist mit dem Daumen nach hinten, auf den rotierenden Himmel. »Oder ist das nichts?«
    »Oh, das«, sagt Wutoun. »Dieses Zeug. Da kommen wir nicht dran. Es ist abseits, sogar abseits der Zone.«
    Sie treten aus der Baulücke hervor, ins Gewimmel auf der Brücke.
    »Und stopp!«, kommandiert der Papagei. Er streckt einen seiner dürren Flügel aus und bedeutete Tifflor damit, anzuhalten.
    Eine Art Prozession bewegt sich quer über die Brücke. Die Passanten weichen ihr aus: Etliche zwei, vielleicht zweieinhalb Meter hohe, schwarze Kegel, die auf einem Luftpolster schweben, tragen Lampions an langen Ruten vor sich her, in denen es leise wie von elektrischen Entladungen knistert.
    »Das sind die Robotgespenster von Lup mit ihrem Gedächtnisofen. Man stört sie besser nicht. Sonst.«
    »Ah«, sagt Tifflor verständnislos.
    Als die Prozession vorübergeglitten ist, meint Tifflor: »Du kennst dich gut aus hier, was?«
    »Wo?«
    »Auf der Brücke.«
    »Soll das ein Witz sein? Ich bin ein Shamu. Niemand kennt sich besser aus auf der Brücke als wir. Wir Shamu waren eine der Ersten hier, weißt du. Auch wenn die Ghsa behaupten, sie wären die

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