Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR Ara-Toxin 04 - Die Eiserne Karawane

PR Ara-Toxin 04 - Die Eiserne Karawane

Titel: PR Ara-Toxin 04 - Die Eiserne Karawane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
Vom Netzwerk:
kann dieser Schönheit widerstehen?
    Langsam und behutsam lässt Julian Tifflor seine Meditationen verwehen.
    »Nun?«, fragt Tifflor.
    »Wir haben dich geprüft, Julian Tifflor, dich und dein Mehr«, murmeln die Sharifen. »Wir nehmen deine Bürgschaft an.«
    Wir nehmen deine Bürgschaft an. Höre ich die Stimmen flüstern. Wenn ich sie recht verstehe. Sie sind so schwer zu verstehen.
    Sie sind so leise, so nichtig, so fern von allem wie ein Wind, der sich gelegt hat.
    Wir wachen auf.
    Die Entfesselung der Ebenen
    »Julian Tifflor?«, hörte er die Stimme des Borloomers. »Ist dir ein Leid geschehen?«
    »Nein. Ich bin nur ein bisschen.«
    »Müde vielleicht?« Der Borloomer lächelte sein erstaunlich menschliches Lächeln. »Dabei hast du doch geschlafen, für unseren gemeinsamen Traum.«
    »Es ist ein anstrengender Traum gewesen«, bekannte Tifflor. »Ich werde lange wach bleiben müssen, um mich von diesem Schlaf zu erholen.«
    Julian Tifflor las die Zeit ab. Seit seinem Einstieg in Orontiu Plecas Wahrtraum waren viereinhalb Stunden vergangen.
    Sie trennten sich. Der Borloomer wollte zu den Wracks der Karawane. Tifflor aktivierte den Gravopak des Schutzanzugs und startete. In steilem Bogen flog er auf, mit Höchstgeschwindigkeit in Richtung Sternenkarawanserei Typellci.
    Er hätte nicht zu sagen gewusst, wie er sich eine Intervention der Sharifen vorgestellt hatte. Sicher würden sie aus ihrem Refugium keine Raumflotte mit einem Landetrupp schicken, um die Midyacco zu bekämpfen.
    Vielleicht könnte eine Art biologisches Notprogramm in den Leibern der Midyacco gestartet werden, vielleicht auch eine Intervention des Pseudo-Mondes aus dem Orbit von Oyloz erfolgen.
    Doch es kam anders.
    Als sich Tifflor der rollenden Horde näherte, bemerkte er aus den Augenwinkeln eine Veränderung in der Landschaft. Er brauchte einen Moment, um zu erkennen, dass es der Schienenstrang war, der plötzlich plastischer erschien.
    Tifflor bremste leicht und ließ sich tiefer sinken.
    Der Strang wirkte plastischer, weil er sich aus der Ebene erhoben hatte, der ganze Strang, so weit Tifflor schauen konnte. 30, 40, 50 Meter hoch stand er über dem Land, vibrierte leicht wie eine Saite und verformte sich. Die Vertiefungen, in denen sonst die Radzähne liefen, ebneten sich ein. Das Rotgold glühte auf.
    Von Westen und Osten näherten sich weitere Schienenstränge, deren Enden frei durch die Luft fuhren wie Tausendkilometerpeitschen. Dumpfes Grollen, als die Peitschenspitzen Tifflor überholten und die Schallmauer durchbrachen.
    Die glühenden Stränge spleißten sich auf, vervielfachten ihre Enden. Hoch in den Himmel erhoben, fuhren sie dann auf die Midyacco nieder. Die Stränge fassten zu, ringelten sich um die Laufarme und Zentralkörper der Midyacco.
    Tifflor hielt an und schwebte, vom Schlachtfeld etwas über drei Kilometer entfernt, wenige Hundert Meter über dem Boden. Das Helmvisier zoomte das Geschehen heran, und die Telemetrie des Anzugs ergänzte die optischen Darstellungen mit ihrem Datenmaterial.
    Wenn Tifflor die Informationen richtig deutete, ging es dort unten nicht um irgendeine Form der Gefangennahme. Die Schienenstränge hatten sich nicht in Fesseln verwandelt, sondern in Waffen. Sie glühten von innen heraus und entfalteten eine Hitze, die Erz und Stahl hätte schmelzen lassen. Ihre Seiten waren, wie Julian ablesen konnte, scharfgeschliffen wie Skalpelle; sie vibrierten in einem mit den Augen nicht nachvollziehbaren schnellen Takt. Jedes andere Material hätten sie schneiden können wie mürbes Fleisch, die Biostruktur der Midyacco hingegen widerstand.
    Wenn auch nicht lange.
    Laufarme wurden vom Rumpf getrennt, hoch in die Luft geschleudert, und noch während sie wirbelten und sich drehten, schlugen die Stränge wieder zu, holten sie ein, spießten sie auf, sprengten sie von innen, jagten den Fragmenten hinterher, holten sie ein, umfassten und zerrissen sie, suchten und fanden die Fetzen von Fleisch, holten sie ein, zerrieben und zerquetschten sie und ließen auch dann noch nicht ab, als ihre Beute mit dem bloßen Auge schon nicht mehr sichtbar war, drangen vor in die mikroskopisch kleine Dimension und setzten das Gemetzel auf dieser Ebene fort.
    Tifflor sah ein Gemenge, Leiber, ineinander verschlungen oder zu Fragmenten zersprengt, einen Torso mit einem letzten aufgestützten Arm, eine geborstene Hüfte, den blutverschorften Brocken eines Leibes, eine Gestalt andeutend, immer noch in den Gebärden des Kampfes,

Weitere Kostenlose Bücher