Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR Ara-Toxin 04 - Die Eiserne Karawane

PR Ara-Toxin 04 - Die Eiserne Karawane

Titel: PR Ara-Toxin 04 - Die Eiserne Karawane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
Vom Netzwerk:
Primären. Schleimhirne, die mit dem Darmausgang denken! Du glaubst ihnen gefälligst kein Wort.«
    »Nicht eines«, verspricht Tifflor. »Wohin führt die Brücke übrigens?«
    »Nun, wohin sollte sie deiner Meinung nach führen?«
    »Ich habe keine Ahnung. Irgendwohin. Wo endet sie auf der einen Seite, wo auf der anderen?«
    »Deine Fragen künden von einiger Unkenntnis, mein Guter. Die Brücke endet weder auf der einen Seite noch auf der anderen. Sonst wäre sie doch nicht die Brücke!«
    »Interessante Theorie«, sagt Tifflor.
    »Nun ja. Mäßig.«
    »Und wer hat sie gebaut?«
    »Hör sich den einer an!«, kräht Wutoun. »Gebaut! Wer sie gebaut hat, will er wissen? Ist denn die Brücke ein Gebäude? Natürlich hat niemand sie niemals gebaut. Sie ist die primäre Autogenesis. Das
    weiß doch jeder. Sogar die Ghsa.«
    »Die mit dem Darmausgang denken«, erinnert sich Tifflor. »Gibt es hier etwas wie eine Regierung oder ein Bürgerberatungsbüro?«
    Wutoun glotzt ihn verständnislos an. »Ich fürchte, mein Lingula-tor eiert«, sagt er und klopft mit seiner kleinen Faust auf eine Stelle im Gestänge der Gehhilfe.
    »Ich erinnere mich, dass ich einen Termin habe«, sagt der Tifflor.
    »Bei wem?«
    »Wird dir nichts sagen. Bei den Sharifen. Oder kennst du sie?«
    »Potztausend, die Sharifen! Wer kennt sie nicht? Die guten alten Sharifen. Sie hocken beieinander im Asyl, stinken und blubbern und schwärmen von vergangenen Zeiten.«
    »Kannst du mich zu ihnen bringen?«, bittet der Tifflor den Shamu.
    »Du hast nicht zufällig ein Dragee, um mir den Weg innerlich zu verkürzen?«, murmelt der gestreckte Papagei und hält verschwörerisch nach links und rechts Ausschau.
    »Was für ein Dragee?«
    »Nun, ein Dragee, das. ach, vergiss es. Also los, es ist ein Stück hin.«
    Sie gehen los. Hin und wieder zischen übervolle Glaszapfen vorbei, kreischen, wenn sie in die Kurve gehen, um einander auszuweichen. Wutoun gibt den Fremdenführer. Er zeigt Tifflor die berüchtigte Tränke der Kannibalen, das Cafe der abwesenden Gäste, die Hochschule für Wundmale und Traumata, die Eiskesselfabrik, die Große Aussichtsplattform ins Blendwerk der Dinge, das Parasexuelle Fronttheater und den Schindluderpalast. Und er erzählt ihm von den Dingen, die man nicht sieht: von der Katastrophe auf dem fernen Pier 117- oder ob es doch Sabotage gewesen ist? -, dem Pier 117, der weiter als alle anderen Piers hinausgetrieben worden ist in die Zone; vom Geometrischen Krieg im Sektor Ym, vom Aufstand der Futurologen, und dass das meiste von dem, was er referierte, pures Gerücht sei und Geschwätz, unüberprüfbar, weil die Mafia der Publizisten ihr Info-Monopol in diesem Sektor verteidigt: eisern und
    blutig.
    Tifflor schaut sich um, schaut den brodelnden, farbenprächtigen Betrieb auf der Brücke, die Bauwerke, die aussehen, als gelten ab einer gewissen Höhe die Gesetze der Schwerkraft nicht mehr: Bauten, die sich, je höher sie ragen, umso weiter in den Raum verzweigen, mit Auslegern, auf denen Kioske thronen, ganze Paläste, mit angeklebten Nebengebäuden und luftigen, ornamentalen Baikonen, die weit ins Leere reichen, ohne dass eine Säule oder etwas Vergleichbares sie stützt.
    Alles von einer schieren Fremdartigkeit, von großer, aber für seinen Verstand unbegreiflicher Funktionalität.
    »Und zack. die Asyl-Scheuer. Hier wohnen die Sharifen!«, verkündet Wutoun.
    Sie stehen vor einem zeltförmigen Gebilde, dessen Wände sich wie von einem Wind bewegt heben, senken und blähen. Gemacht nicht aus Leinwand, sondern einer silbrig schimmernden Metallfolie.
    »Dann geh ich mal rein«, sagt Tifflor.
    »Geh mal rein«, sagt Wutoun. »Sie sollen recht fidel sein, jedenfalls, wenn man ihren ontologischen Zustand bedenkt.«
    Es ist angenehm kühl im Zelt, nicht hell, nicht dunkel. In der Mitte des Zelts gischt ein Wasserfall, der aus dem Nichts kommt, in ein Bassin. Tifflor sieht sich um; das Zelt scheint leer.
    »Du bist der Prüfling«, hört er ein Murmeln aus dem Wasserfall. Er tritt näher heran; im Wasser zeichnen sich Gestalten ab, drei, vielleicht vier ungenaue humanoide Umrisse, die sich aneinanderdrängen. Vage weiße Gesichter mit weißen Augen, Münder, die sich öffnen und schließen und nass sind, vom Speichel, vom Wasser.
    »Ihr seid wirkliche Sharifen?«, fragt Tifflor. »Oder nur ihre Auren?«
    »Wirklichkeit ist in diesem Sektor der Brücke ein ungebräuchlicher Begriff«, hört er das Gemurmel. »Wir sind eine Funktion der

Weitere Kostenlose Bücher