PR Ara-Toxin 04 - Die Eiserne Karawane
Anzugs.
Das Interkom des Schiffes meldete, dass Plob Arnoyn ihn zu sprechen wünschte.
»Was will er?«
»Er hat hinterlassen, dass er den Minister dringend in einer den entkommenen Mantarheiler Trantipon betreffenden Angelegenheit sprechen möchte«, teilte das Interkom mit.
Tifflor seufzte leise, ging zur Liege und küsste Zhana zum Abschied tief in den Mund. Sie biss ihm auf die Zunge.
»Au! Was sollte das denn?«
Zhana zog einen schmalen Glasfilm aus der Hosentasche ihrer Kombination und ließ etwas Speichel, vermischt mit seinem Blut, darauf tropfen. Dann versiegelte sie den Glasfilm. »Falls du auf der Feuerwelt verschollen gehst«, sagte sie grinsend, »kann ich dich klonen lassen.«
Tifflor begab sich in voller Rüstung zum Antigravlift und schwebte sieben Decks hinab. Vom Schachtausgang brauchte er nur wenige Minuten bis zum Eingangsbereich des Kern-Klinikums.
Das Kern-Klinikum stellte etwas wie die Sakristei der APPEN dar, ihr verborgenes Allerheiligstes. Seine Hülle, ein 270 Meter langer und 68 Meter breiter Zylinder, fügte sich passgenau in den Großraumhangar im Vorderteil der Walze.
Offiziell war das Kern-Klinikum nur über diese Brücke erreichbar, aber Tifflor bezweifelte nicht, dass Plob Arnoyn hier und da Notausgänge und verborgene Übergänge für seinen Privatgebrauch parat hielt. Bekanntlich konnte das Kern-Klinikum diesen Hangar auch verlassen und autonom navigieren, allerdings nur im planetennahen Raum oder auf dem Planeten selbst. Ein Überlichtantrieb war nicht vorhanden. So lautete jedenfalls die amtliche Version. Von der Größe und dem Volumen her hätte es keine Schwierigkeit bedeutet, einen Linearkonverter und die dazugehörigen Kraftwerksmeiler unterzubringen. Also konnte man getrost davon ausgehen, dass die Auskünfte über die Mobilität der Kern-Klinikum auch in diesem Punkt nicht ganz der Wahrheit entsprachen.
Tifflor meldete sich. »Du wolltest mich sprechen?«
Ein Schott glitt zur Seite und gab einen Korridor frei, dessen Wände aus sich heraus ein angenehmes Licht erzeugten, wie an einem Sommertag kurz nach Sonnenuntergang. Während er lief, schien der Korridor aktiv einmal nach links, dann wieder nach rechts zu schwenken; es ging bergauf, dann wieder abwärts. Vielleicht befanden sich hinter den Wänden einige schwache Antigravprojektoren, die verschiedene Winkel simulierten.
Tifflor schätzte, dass er etwas über 100 Meter gelaufen war und damit das rechnerische Zentrum des Kern-Klinikums erreicht hatte.
Der Korridor endete; die Wand teilte sich mit einem sanften Zischen, als atme sie aus. Vor ihm erstreckte sich ein dunkler Saal; an den längsseitigen Wänden bauschten sich scharlachrot glühende Vorhänge leicht in einem imaginären Wind. An der gegenüberliegenden Wand ließen runde Lampen - oder Bullaugen - etwas zusätzliches Licht einströmen. In der Saalmitte standen einige blütenförmige Sessel, in einem von ihnen saß - oder lehnte, das war im Dämmerlicht nicht zu unterscheiden - Plob Arnoyn.
Einige Schritte vor dem Ara blieb Tifflor stehen. Arnoyn überragte ihn auch in dieser halb sitzenden Position noch um einige Zentimeter.
»Ich habe eine persönliche Bitte, Außenminister«, sagte Arnoyn förmlich.
Tifflor nickte auffordernd.
»Niemand bezweifelt, dass du mit all deiner Erfahrung und Kompetenz als Jäger den Mantarheiler stellen wirst.«
»Ja«, sagte Tifflor.
»Wenn es im Rahmen deiner Möglichkeiten liegt, möchte ich dich bitten, Trantipon nicht allzu sehr zu beschädigen und ihn am Leben zu lassen. Denn sein Leben ist gewissermaßen mein Leben.«
Tifflor schaute den Ara verwundert an. »Ich verstehe nicht ganz.«
»Da ich den Mantarheiler nach einem von mir entwickelten und erstangewandten Verfahren wiederbelebt habe und dazu persönliche, werthaltige Bauteile in die Rekonstruktion einarbeiten musste, gehört der neu entstandene physio-mentale Komplex gewissermaßen mir.«
»Der physio-mentale Komplex?«
»Natürlich gründet meine Rekonstruktion auf physischen und mentalen Fundamenten des Originals, und eine medojuristische Klärung der relativen Besitzverhältnisse steht noch aus. Dessen bin ich mir bewusst. Aber es ist meine Überzeugung, dass mir - und zwar sowohl durch meine Initiative als auch durch meine Leistung als auch durch meine materielle Investition - Eigentum an diesem Komplex erwachsen ist. Zumal er mir bei seiner Flucht einige Verletzungen zugefügt und sich mir gegenüber schuldig gemacht hat.«
»Eigentum an
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