PR Ara-Toxin 04 - Die Eiserne Karawane
Auskunft, und ich merkte erst nach fünfzehn Minuten, dass sie mich in eine völlig falsche Richtung geschickt hatte.
Am Ende fragte ich einen heruntergekommenen Siccyi, der an den Hinterbeinen das Band eines Lokführers der Karawane Zuyo trug, aber mit einer Jahressignatur, die zeigte, dass seine Lizenz schon endlos lange abgelaufen war.
Er bot an, mich ein Stück zu begleiten. »Von welcher Karawane stammst du?«, versuchte er ein wenig Small Talk.
»Syolocc.«
»Sauber. Gute Karawane, sehr gut. Wer führt sie jetzt?«
»Lautrec Divyrrt.«
»Guter Mann, sehr gut.«
»Kennst du Stycc Trapsco persönlich?«
»Stycc Trapsco? Klar. Guter Mann.« Er kicherte. »Obwohl er diesen absolut blödsinnigen Namen trägt!«
Natürlich war der Name blödsinnig. Die Silbe Co bezeichnete immer eine Weiblichkeit und gehörte eigentlich zum Stammnamen, also an die erste Stelle des Doppels.
Mein Fremdenführer lachte, sein Lachen ging nahtlos in einen Husten über, dann würgte er einen Schleimfladen aus, spuckte ihn in die Hand, betrachtete ihn eingehend und schmierte ihn im Vorbeigehen einer Zugschnecke ans Gehäuse, die einen Wagen voller Holzfässer durch die verwinkelte Straße zog.
Es roch nach Meerestieren, die in Körben und Reusen lagen, der Mittagssonne ausgesetzt.
»Ja. Ungewöhnlicher Name«, sagte ich, um das Gespräch in Gang zu halten.
»Gute Mann, oder was auch immer. Vorzüglicher Koch.«
»Er ist Koch?«, fragte ich.
»Natürlich. Was hast du gedacht, junger Syolocci?«
»Organhändler«, sagte ich rundheraus.
Der abgehalfterte Lokführer prustete los, lachte schallend und aufgesetzt. »Organhändler?«, rief er, als wolle er die ganze Gasse über seine Empörung informieren. »Was du so denkst! Organhändler! Dazu haben Privatleute doch gar keine Lizenz!«
Ich schraubte den Hals so tief ein, dass nur noch die Augen über den Panzer schauten.
Eine frische Brise schlug mir entgegen. Die Gasse endete abrupt; wie standen an der Steilküste. 30 oder 40 Meter vor uns ragte die Felsnadel aus dem Wasser, deren Spitze von der Gastwirtschaft gekrönt wurde, einem verworrenen hölzernen Bauwerk, das sich mit etlichen Quer- und Stützstreben von allen Seiten an den Felsen klammerte.
»Das Tpa Tac!«, stellte mein Begleiter vor.
Ich steckte ihm zum Abschied einige Rebulen zu. Unter lautstarken Lobeshymnen auf die Karawane Syolocc, ihren weltberühmten Karawanenführer und seine vorzügliche Reisegesellschaft kehrte er zurück in das Gewirr der Gassen von Pycchur.
Die Gastwirtschaft hatte noch geschlossen; vor dem Laden standen die Schiefertafeln mit den Sonderangeboten des Vortags. Viel Meeresfrucht, aber auch Paupycc - »frisch oder hausgemacht«.
Ich hatte keine Ahnung, woher der Koch frisches Paupycc haben wollte. Wenn ich es recht gesehen hatte, war Syolocc die einzige Karawane, die momentan in der Karawanserei lag. Ich hatte zwei Schienenstränge gesehen: der eine lief von Westen auf die Karawanserei zu, der andere zielte südöstlich in Richtung Höhenzüge des Konchols-Gebirges. Möglich, dass von der Küste, also von Norden her, noch ein Strang in die Karawanserei führte. Aber im Karawanenhof war nur die Flagge von Syolocc aufgezogen. Von wo wollte er also das frische Paupycc beziehen? Die Masse war ein Gemenge verbrannter Pilze, Pflanzen und Käfer, die unter eine Feuerwalze geraten waren. Sie war knusprig und schmeckte schon im Rohzustand
wunderbar - besonders, wenn sie noch nachglühte.
Jede Karawanserei lag inmitten eines kleinen Bannkreises, in das kein Feuer drang: auf felsigen Ebenen, am Rand der Kontinente, am Ufer großer Flüsse oder der drei Schachtmeere. Auf dem Kontinent Parvacc existierten einige Karawansereien auf den kahlen Felsen hoch im Gebirge Beppco, dem einzigen auf ganz Oyloz, das frei war von vulkanischer Aktivität.
Nein, frisch konnte das Paupycc nicht sein. Es musste im Ofen gebrannt worden sein.
Ich trat einige Male leicht vor die Tür.
»Wir öffnen gleich«, klang es von innen, »Geduld!«
»Ich möchte mit Stycc Trapsco sprechen«, rief ich, und weil mir nichts Besseres einfiel, setzte ich hinzu: »Privat!«
»Ist nicht da!«
»Ich komme von Lautrec Divyrrt«, rief ich, »mit den besten Grüßen!«
Kurz darauf öffnete sich die Tür. Ein erstaunlich junger und erstaunlich gut gebauter Siccyi bat mich wortlos herein. Der Gastraum war blank geputzt; die Bullaugen zum Meer standen weit offen.
»Du bist Stycc Trapsco?«
»Es sieht so aus. Lautrec Divyrrt also.
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