PR Ara-Toxin 04 - Die Eiserne Karawane
behalten, was er hatte sagen wollen, und wandte sich an das Gerät: »Ja?«
»Erinnerst du dich an den Un-Mond?«, fragte die Positronik. »Ty-b'har hat den Trabanten untersuchen lassen und einige merkwürdige Korrelation entdeckt. Seine Umlaufbahn verläuft so, dass er einmal am oylozschen Tag exakt über einem der drei Schachtmeere steht.«
»Die, wie ich mich erinnere, im selben Abstand voneinander liegen«, ergänzte Tifflor.
»Außerdem ist der Durchmesser des Mondes nahezu mit den Durchmessern der Schachtmeere identisch.«
»Schlussfolgerung?«
»Vorerst keine. Aber Tyb'har meint, wenn dieser Mond dreimal auf Oyloz niedergefahren und einen Schacht in die Kontinente gestanzt hätte, müssten diese Schächte so aussehen wie die tiefen Becken der Meere.«
Tifflor bedankte sich und wollte sich gerade wieder dem Karawanenführer widmen, als ein Splittern aus einem Lautsprecher erklang, so durchdringend, als hätte sich ein angetrunkener Haluter auf Shopping-Tour in einen Porzellanladen begeben.
Der Borloomer seufzte abgrundtief und richtete sich auf. »Alarm«, sagte er. »Wahrscheinlich Fehlalarm. Wollen mal sehen, was die Idioten in der Lok wieder angestellt haben.«
Aus Trantipons Erinnerung:
Eine Partie Svouda und ein kleines Malheur
Erbente-Bor hatte zur Party geladen. Sie waren alle gekommen: Schopsna, Kreolin, Zucry-Dal und Trantipon.
Schopsna zog über die Abwesenden her. Trantipon betrachtete ihn wie ein Studienobjekt. Schopsna bemerkte es und grinste ihn an: »Mein Schatz«, sagte er und machte einen Kussmund, »warum siehst du mich an wie einen verschimmelten Schwanz, der in dich stößt?«
Trantipon überlegte zum wiederholten Mal, warum Ostiam dieses boshafte Genie in seiner Nähe duldete, diesen Widerling, der den Lehrkörper Jovins bei jeder Gelegenheit provozierte und seine Vorträge und Publikationen mit obszönen Kommentaren würzte.
Aber die Antwort lag ja auf der Hand. Schopsna war unflätig, zynisch und ein Herold jeder Perversion, aber sein Geist leuchtete geradezu grell. Alles war ihm ein willkommener Gegenstand für seine Spottlust, ja, selbst die Natur war ihm nur ein Gespött, da er sie durchschaute und ihr auf die Schliche kam wie kein anderer.
Und immer quittierte Meharro Schopsnas ausfällige Bemerkungen mit einem tiefen Lachen und zeigte so sein Wohlgefallen an ihnen.
Schopsna amüsierte Meharro, und da er seinen höhnischen Intellekt leuchten ließ für die ganze Eskorte, da er keine Eifersucht kannte und keinerlei Wert legte auf sein geistiges Eigentum, brauchten sie ihn, benutzten sie ihn und nahmen sein Gehabe in Kauf.
Also grinste Trantipon nur müde und sagte: »Du bist ein Angeber. Welcher Schimmelpilz würde sich schon herablassen, deinen
Schwanz zu besiedeln?«
Erbente-Bor hatte seine Kaschemme mit Dämmersteinen illuminiert; es roch nach frisch gebratenem Tiodann. Wie üblich trat für einen Moment Schweigen ein, als Ostiam Meharro durch die Tür schritt. Er setzte sich zu Trantipon. Unwillkürlich zog Trantipon den Kopf ein, weil er Meharro selbst im Sitzen weit überragte.
Meharro lachte leise auf. »Sitz gerade. Man kann nicht lernen, ein Zwerg zu sein.«
»Er demütigt sich gern vor dir und hält sich jederzeit in Übung«, spöttelte Schopsna. »Also, Trantipon, zwerge dich nur!«
Alles lachte, Trantipon am lautesten. »Mich hungert«, verkündete Meharro. »Tragen Sie auf, erhabener Erbente.«
Erbente-Bor grinste etwas hilflos. »Es fehlen noch zwei Gäste«, entschuldigte er.
»Es verspäten sich zwei Gäste, weswegen der erhabene Erbente alles, was pünktlich war, verhungern lässt. Um wessen willen nimmst du unseren Tod in Kauf, du Mörder deiner Freunde?« Meharro schüttelte komödiantisch-vorwurfsvoll den Kopf.
»Sie kommen sicher gleich«, wich Erbente-Bor aus.
Meharro reckte den Hals und sah sich demonstrativ um. »Ich tippe auf Elkoi Ferada, das heiße Phantom deiner durchwachten Nächte. Und auf ihre Zofe Staynnoo.«
In diesem Moment meldete der Türautomat die Ankunft der beiden Frauen. Erbente-Bor begrüßte sie mit einem heftigen Erröten; Meharro rief den beiden zu: »Ihr kommt zur rechten Zeit. Wir reden gerade über euch!«
»Was wird geredet?«, fragte Staynnoo und legte den Einmalmantel ab. Ferada trug eine hauchdünne Synthohaut aus marmornen Schuppen. Sie wirkte zugleich nackt und unnahbar wie eine Statue.
Schopsna lachte und parodierte Supantes Redeweise: »Wenn wir nach Erbente-Bor fragen, fragen wir uns: Was muss der
Weitere Kostenlose Bücher