PR Ara Toxin 6 Der Unlichtplanet
näher und half Rhodan auf die Beine, ohne ihn auch nur anzusehen. »Und damit nur ja keine Diskussionen aufkommen, habe ich mitgefilmt. Wir sehen uns die Bilder an, sobald Zeit und Muße dafür ist. Dann wirst du dich bei mir entschuldigen und deine Wettschulden an mir. abarbeiten.«
Tatsächlich: ein tefrodisches Kind. Ein Mädchen mit zerzaustem Haar und völlig zerrissener Kleidung, das ihnen mit einer Mischung an Misstrauen und Hoffnung entgegenblickte. Daneben ruhte ein Wesen, wie Rhodan es noch nie zuvor gesehen hatte. An einen Stamm, dem beständig harzige Flüssigkeit aus schmalen Löchern troff, waren schlängelnde Astarme angeflanscht. Sie peitschten unruhig über Boden und Wände. Ihre Reichweite war beeindruckend, die langen Krallen an ihren Enden Furcht erregend. Die vielen Blätter, die sich wie in einer sanften Windbrise bewegten, schienen Sinnesorgane zu beinhalten. Manche waren facettiert, andere von feinsten Härchen überzogen, als könnten sie damit Geräusche oder Gerüche ausfiltern.
»Das hier ist Samtscharf«, sagte das kleine Mädchen. Es schob seine Unterlippe weit nach vorn. »Tut ihm ja nicht weh, sonst werd ich böse. Er kann nichts dafür, dass er so hässlich und gemein ist.«
»Ich werde daran denken, kleines Fräulein.« Rhodan lächelte. »Und dein Name ist.«
»Seidenkratz; ich meine: Semta. Seidenkratz darf mich nur Samtscharf nennen. Er meint, das Wort passt zu mir.«
»Ich. verstehe. Und was habt ihr hier zu suchen, ihr beiden Hübschen?«
Zögernd, dann immer schneller erzählte Semta die Geschichte einer seltsamen Bekanntschaft, die sich während der letzten Stunden zwischen den beiden so unterschiedlichen Lebewesen entwickelt hatte. Das Mädchen plapperte unbekümmert drauflos, sprang von einem Thema zum nächsten, ohne einen roten Faden erkennen zu lassen, brachte immer wieder Dinge durcheinander.
»Sie zeigt eine Verhaltensstörung«, flüsterte ihm Zhana zu. »Vielleicht durch die Situation bedingt, vielleicht auch angeboren. Einerseits erkenne ich Konzentrationsmängel, andererseits scheint Semta nicht in der Lage zu sein, allein durchs Leben zu gehen. Siehst du, wie sie sich an die Wurzeln des Baums lehnt, als benötige sie den
Körperkontakt? Vielleicht leidet sie unter einer besonderen Form des Autismus. Möglicherweise hat man deshalb darauf verzichtet, ihr ein Implantat einzusetzen, um die Para-Drüse steuern zu können. Sie riecht außerdem merkwürdig.«
»Abgesehen von deinen Ressentiments Kindern gegenüber scheint sie durchaus in der Lage zu sein, mit der ungewöhnlichen Situation fertig zu werden.« Rhodan wandte sich an den intelligenten Buschbaum. »Entschuldige, dass ich mich erst jetzt um dich kümmere. Du verstehst hoffentlich, dass ich zuallererst um das Wohlergehen meines. Artgenossen besorgt war?«
»Selbstverständlich«, sagte Samtscharf. »Aber warum bist du als Tefroder verkleidet?« Das Baumwesen fuhr mit einem seiner Arme sanft über Rhodans Gesicht. Er zupfte an einem der Gewebeimplantate, das seine Wangen fülliger wirken ließ. »Bist du auf der Paarungsflucht?«
»Paarungsflucht? Nein. es ist weitaus komplizierter, und es hat mit den Robotern zu tun, die euch an die. an die Rinde wollten.«
»An die Borke«, verbesserte Samtscharf. »Nur die Kleinen besitzen eine Rinde.«
»Ich verstehe. Nun, es wäre besser, wenn wir so rasch wie möglich von hier verschwänden. Die Diskusroboter hatten sicherlich Zeit, einen Bericht an ihre Zentrale abzusenden und von unserem Auftauchen hier zu berichten. Dann wird es hier bald nur so von Maschinen wimmeln.«
»Dann lass uns gehen, Weniggliedler. Hast du auch eine Inhaltsverzeichnung?« Samtscharf setzte sich in Bewegung. Mit enormem Krafteinsatz hob er sich über Hindernisse hinweg. Seine langen Äste wirkten, als könnte er mit ihnen Terkonit-Stahl verbiegen und durchstechen.
»Eine. Inhaltsverzeichnung?« Rhodan dachte nach. »Man nennt mich Clotoin Rak.« Er war nicht gewillt, seine Tarnung einem wildfremden Wesen gegenüber aufzugeben.
»Das klingt falsch«, sagte Samtscharf heftig. Die Stimme pfiff aus mehreren Löchern im »Hauptstamm«. Bei manchen Worten formten sich Überlagerungen wie bei einem Duett, dann wiederum klang das Organ des Pflanzenwesens dünn und hinfällig. »Du hast sicherlich deine Gründe, mich anzulügen, Fremder. Ich werde dich Leidpflicht nennen.«
»Leidpflicht? Ich begreife nicht.«
»Diese Inhaltsverzeichnung passt bestens zu dir; ich fühle es.«
Sie
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