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PR Ara Toxin 6 Der Unlichtplanet

PR Ara Toxin 6 Der Unlichtplanet

Titel: PR Ara Toxin 6 Der Unlichtplanet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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selbst so willensstarken Aras nicht beikommen konnten. Nach einem Antrittsbesuch auf der Unlichtwelt, bei dem sie sich davon überzeugten, dass es sich um eine lebensunwerte, stürmische Welt handelte, kamen sie nie wieder auf die Idee, Aset-Radols Besitz aufzusuchen.
    Die Kontrolle über seine Geschöpfe war perfekt. Die Strukturen, auf denen er seine Pläne aufbaute, ebenfalls. Es fehlte nur noch die Gelegenheit, um zuzuschlagen. Der passende Augenblick. Die Initialzündung.
    Aset-Radols Geduld sollte bis aufs Äußerste strapaziert werden. Weitere Jahrtausende mussten vergehen, bis er endlich seine Chance erhielt, zuzuschlagen.

Aset-Radol: Gegenwart
     
    Er verließ die FOARY per Transmittersprung. Als er in seinem Domizil auf dem Unlichtplaneten angelangt war, steigerte sich sein Wohlbefinden. Er atmete tief durch, atmete die Luft dieser Welt.
    Was für ein Narr war er doch gewesen! So lange war er in künstlichen Flugkörpern durch die Weiten des Alls vagabundiert, stets auf der Suche nach - nach was denn eigentlich?
    Dienstbare Geister kamen herbeigeschwebt. Sie umringten ihn, schnatterten aufgeregt, streichelten mit ihren Flügeln sanft über ihn hinweg. Die Berührungen der federbewehrten Körper taten ihm gut. Ihm, dem Einsamen, der niemals die Gesellschaft anderer Wesen gesucht hatte.
    Einer der Kunstvögel zwitscherte ihm die wichtigsten Nachrichten zu. Er sonderte zugleich Kunstkot ab, der auf seinen rechten Unterarm fiel und, auf nanomechanischer Ebene unterstützt, auf sein Datenarmband zufloss. Dort würde sich die Absonderung in ein winziges Wissensbecken einfügen und sich in Berichte, Bilder, Statistiken sowie weiteres wissenswertes Material wandeln.
    Eine einzige Nachricht erweckte sein Interesse und ließ ihn staunen. Alles andere war zu erwarten gewesen.
    »Ich brauche euch heute nicht mehr«, flüsterte Aset-Radol und vertrieb die künstlichen Geschöpfe mit einer Handbewegung. »Ich möchte mich ausruhen.«
    Sie gehorchten ohne Widerrede und entfernten sich. Aset-Radol trat ins Freie. Die vormittägliche Sonne schien auf ihn herab. Spinn-weben glänzten im Tau; in einem Dachwinkel des Schlafhauses schrien drei Jungvögel lautstark ihren Hunger in die Welt hinaus. Die Mutter kehrte soeben mit aufgeplustertem Federkleid von der Jagd zurück, würgte mehrere Käfer hoch und ließ sie ins Nest plumpsen. Heißhungrig stürzten sich die Jungen darauf.
    Mit einem Zungenschnalzen öffnete Aset-Radol den Eingang. Musik ertönte. Solche, die er irgendwann auf einer Primitivwelt der »Milchstraße« aufgenommen hatte. Sie war atonal und dennoch mitreißend, stimulierte und befreite seine Gedanken aus dem engen Korsett, das er sich im Umgang mit all seinen Plänen angeeignet hatte.
    Hatte aneignen müssen.
    Aset-Radol legte sich auf die mit Massagefluid gefüllte Ruhestätte. Er musste reflektieren, über das kurze Gespräch mit Synuit auf der FOARY nachdenken. Es war eminent schwierig, all die Ideen bei sich zu behalten, die er im Verlauf von 25.000 Jahren gewälzt und zu einem in sich geschlossenen Konstrukt geformt hatte.
    Er griff nach dem stabförmigen Zellaktivator, betrachtete ihn grübelnd. »Mehr Fluch als Segen bist du«, murmelte er zusammenhanglos. »Vielleicht hätte ich dich längst ablegen sollen.«
    Wenn er es jetzt und hier tat? Hier, an diesem Ort, an dem er endlich seine Ruhelosigkeit hinter sich gelassen hatte? Er umfasste die Kette, betrachtete die abgewetzten Glieder. Sie waren vor gerade mal 300 Jahren geschmiedet worden. Oder waren es 400 gewesen? Er wusste es nicht mehr. Die selektive Erinnerung, derer er sich bedienen musste, sparte naturgemäß derartige Details aus. Im Haus des Gedächtnisses, das sich unweit von hier befand, legte er sich von Zeit zu Zeit zur Ruhe und ließ Memokriecher an sich heran. Sie krochen virtuell durch die Untiefen seines Gehirns, erforschten Tril-liarden möglicher neuronaler Querverbindungen und loteten Bereiche aus, die einer Stilllegung und Neuaktivierung bedurften. Der Vorgang dauerte Wochen oder gar Monate. Er schuf dringend benötigten Platz für Neues, doch er tötete stets einen Teil seiner Vergan-genheit ab. Er hinterließ ein Gefühl des Bedauerns und des Zweifels.
    Was macht uns Lebewesen eigentlich aus?, fragte sich Aset-Radol. Sind es die Erinnerungen, die wir krampfhaft bewahren - oder ist es die Gabe, zu vergessen? Würden wir denn nicht verrückt werden, wenn wir uns an alles erinnerten, an jedes schmerzhafte Detail unserer Existenz?

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